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Potenziale des Radverkehrs für den Klimaschutz

Erstellt am: 07.07.2013
Autoren:   TU Dresden, Lehrstuhl Verkehrs- und Infrastrukturplanung, Prof. Dr.-Ing. G.-A. Ahrens
Ahrens, Gerd-Axel
Becker, Udo
Böhmer, Thomas
Richter, Falk
Wittwer, Rico
Erscheinungsjahr / -datum:   2013/03
Veröffentlicht in:   TEXTE
Ausgabe / Auflage:   19/2013
Herausgeber:   Umweltbundesamt
Verlag / Ort:   Dessau-Roßlau
Seiten:   128
Zitiert als:   [UBA13]
Art der Veröffentlichung:   Projektbericht
Sprache:   deutsch
ISBN oder ISSN:   1862-4804
Internet-Quelle:   http://www.uba.de/uba-info-medien/4451.html (22.07.13)
Sonstige Informationen:  
Das Ziel des Vorhabens bestand darin, belastbare Aussagen zu den Potenzialen des Radverkehrs in Bezug auf Umweltentlastungswirkungen zu gewinnen. Die Aufgabe bestand in der Untersuchung von Szenarien einer integrierten Radverkehrsförderung bzw. einer nachhaltigen Verkehrsentwicklung hinsichtlich Verkehrsmittelwahl, Zielwahl, Fahrleistung und Emissionen.

Mit Hilfe eines für das Projekt entwickelten Kennwertmodells wurden Stellschrauben analysiert und variiert, um dadurch Veränderungen von Fahrleistungen und Umweltwirkungen abzuschätzen. In die Modellrechnungen konnten über die Variation von Modellparametern strukturelle Veränderungen und hypothetische Annahmen im Sinne von "Wenn-Dann"-Konstellationen integriert werden (Sensitivitätsanalysen). Über die dadurch erworbenen Systemkenntnisse wurden im Anschluss rekursiv Maßnahmenszenarien auf genereller Ebene entworfen und Bandbreiten für Wirkungen abgeschätzt.

Im Ergebnis bringt die Verlagerung kurzer Kfz-Wege bis fünf Kilometer Länge nur eine geringe Änderung der CO2-Emissionen von ein bis drei Prozent, da der Anteil dieser Wege an der Fahrleistung niedrig ist. Würde das Fahrrad auch für die von der Bevölkerung als „gut mit dem Fahrrad erreichbar“ wahrgenommenen (weiter entfernten) Ziele genutzt, steigt das Reduktionspotenzial deutlich auf sechs bis elf Prozent der gesamten CO2-Emissionen des werktäglichen Personenverkehrs. Werden neben der reinen Verlagerung auch Strategien der Verkehrsvermeidung in die Modellrechnungen integriert sind Fahrleistungsrückgänge von 19 bis 38 Prozent bzw. eine CO2-Minderung von 13 bis 27 Prozent errechnet worden.

Die Ergebnisse lassen damit Schlussfolgerungen über die Potenziale des Radverkehrs zur Emissionsreduzierung zu und geben Hinweise zu deren Einordnung in ganzheitliche nachhaltige Strategien. Dadurch wird deutlich, welchen Beitrag die Verlagerung von Verkehrsmittelanteilen (Modal Shift) vom MIV sowie die Vermeidung von weiten MIV-Wegen leisten kann. Insgesamt konnte festgestellt werden, dass Potenziale des Radverkehrs für die Reduktion von Klimagasemissionen in Deutschland vorhanden sind.

Glossar

  • Motorisierter IndividualverkehrAls motorisierter Individualverkehr (MIV) wird die Nutzung von Pkw und Krafträdern im Personenverkehr bezeichnet. Der MIV, als eine Art des Individualverkehrs (IV), eignet sich besonders für größere Distanzen und alle Arten von Quelle-Ziel-Beziehungen, da dieser zeitlich als auch räumlich eine hohe Verfügbarkeit aufweist. Verkehrsmittel des MIV werden von einer einzelnen Person oder einem beschränkten Personenkreis eingesetzt. Der Nutzer ist bezüglich der Bestimmung von Fahrweg, Ziel und Zeit frei (örtliche, zeitliche Ungebundenheit des MIV).
  • CO
    = Kohlenstoffmonoxid. CO ist eine chemische Verbindung aus Kohlenstoff und Sauerstoff und gehört damit neben Kohlenstoffdioxid zur Gruppe der Kohlenstoffoxide. Es ist ein farb-, geruch- und geschmackloses Gas. Kohlenstoffmonoxid beeinträchtigt die Sauerstoffaufnahme von Menschen und Tieren. Schon kleine Mengen dieses Atemgiftes haben Auswirkungen auf das Zentralnervensystem.
    Es entsteht bei der unvollständigen Oxidation von kohlenstoffhaltigen Substanzen. Dies erfolgt zum Beispiel beim Verbrennen dieser Stoffe, wenn nicht genügend Sauerstoff zur Verfügung steht oder die Verbrennung bei hohen Temperaturen stattfindet. Kohlenstoffmonoxid selbst ist brennbar und verbrennt mit Sauerstoff zu Kohlenstoffdioxid. Hauptquelle für die CO-Belastung der Luft ist der Kfz-Verkehr.
  • SzenarienEin Szenario ist ein Bild der Zukunft, das sich aus einer bestimmten Kombination von relevanten Einflussfaktoren und Rahmenbedingungen entwickelt. Das grundsätzliche Anliegen von Szenarien besteht darin, verschiedene Handlungsoptionen zu verdeutlichen und ihre Folgewirkungen transparent zu machen.
Ansprechpartner
TU Dresden, Lehrstuhl Verkehrs- und Infrastrukturplanung, Prof. Dr.-Ing. G.-A. Ahrens

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?411910

Gedruckt am Freitag, 19. April 2024 17:52:22