Klimaschutz - Potenzial des Nichtmotorisierten Verkehrs zur Emissionsminderung
Erstellt am: 19.09.2003 | Stand des Wissens: 21.01.2019
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Um die Folgen des Klimawandels einzudämmen, wurde das Zwei-Grad-Ziel durch die Vereinten Nationen formuliert. Um die Erderwärmung auf maximal +2°C zu beschränken soll im Zeitraum von 2015 bis 2020 der Anstieg der Treibhausgasemissionen gestoppt und später um 5 Prozent pro Jahr gesenkt werden. In Deutschland wird angestrebt, eine Minderung der Emissionen bis 2020 um 40 Prozent zum Vergleichswert von 1990 zu verwirklichen. Für den Verkehrssektor ergibt sich damit das Ziel, dass 2020 eine Senkung der Emissionen von 40 Millionen Tonnen CO2 gegenüber dem Bezugsjahr 2005 verwirklicht werden muss [UBA10b].
Im Verkehrssektor ist es bisher nicht gelungen, eine deutliche Emissionsminderung herbeizuführen, wie die folgenden Abbildungen 1 und 2 zeigen.
Die konsequente Förderung des Nichtmotorisierten Verkehrs (NMV) stellt einen wesentlichen Baustein zur angestrebten Reduzierung der Klimagasemissionen dar. Vor dem Hintergrund, dass die Hälfte aller Pkw-Fahrten kürzer als 6 Kilometer sind, wird das mit dem Rad- und Fußverkehr verbundene Potenzial deutlich, wenn ein Teil dieser Pkw-Fahrten ersetzt wird. Gerade auf den ersten Kilometern ist der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch und die damit korrespondierenden CO2-Emissionen eines Pkws besonders hoch. Durch den Kaltstarteinfluss verbraucht ein Mittelklassewagen auf den ersten 4 Kilometern rund 30 Liter pro 100 Kilometer. Neben den hohen Kosten für die Kraftstoffe ist auch der Schadstoffausstoß auf den ersten Kilometern besonders hoch [Reut11].
Das Beispiel Troisdorf zeigt, dass in einem Zeitraum von acht Jahren durch eine konsequente Radverkehrsförderung die Fahrradnutzung um rund ein Drittel gesteigert werden konnte und die Pkw-Fahrten gleichzeitig um rund zehn Prozent gesenkt werden konnten. Anhand dieses Beispiels ergibt sich ein Einsparpotenzial von circa 3 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr [BMVBW02c]. Tabelle 1 zeigt die Wirkung weiterer Verlagerungsszenarien und die resultierende jährliche Radfahrleistung in Deutschland.
Die CO2-Reduktionswirkung der reinen Verlagerung von existierenden Pkw-Fahrten auf den Nichtmotorisierten Verkehr ist begrenzt, weil hauptsächlich kurze Fahrten substituiert werden und unter anderem die technische Entwicklung der Pkw berücksichtigt werden muss. Tabelle 2 zeigt, dass durch die Verlagerung der Hälfte an Pkw-Fahrten bis 5 Kilometer Länge im Zeithorizont 2020 circa 5 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden, im Zeithorizont 2030 jedoch nur noch 4 Millionen Tonnen.
Um das Potenzial des Nichtmotorisierten Verkehrs auszuschöpfen, ist zusätzlich die Realisierung des Konzeptes "Stadt der kurzen Wege" essentiell, das heißt, dass insgesamt wesentlich mehr kurze Wege als bisher zurückgelegt werden. Tabelle 3 macht deutlich, welche Reduktionspotenziale durch die Strategie einer verkehrsvermeidenden Siedlungs- und Verkehrsplanung vorhanden sind.