Qualitätsindikatoren der Wirtschaftlichkeit im Radverkehr
Erstellt am: 29.03.2007 | Stand des Wissens: 14.05.2021
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH
Obwohl Radverkehrsmaßnahmen besonders auf kommunaler Ebene als in der Regel sinnvoll und notwendig eingestuft werden, ist die Bereitschaft dafür, Haushaltsmittel zur Verfügung zu stellen, meistens gering. Dabei werden auch die in der Regel besonders guten Kosten-Nutzen-Verhältnisse von Radverkehrsmaßnahmen nicht wahrgenommen. Das [UBA06] unterscheidet zwischen monetarisierbaren, volkswirtschaftlichen Nutzenkomponenten:
- Klimaschutz durch Kohlenstoffdioxid (CO2)-reduzierung,
- Unfallkostensenkung im Radverkehr und
- Gesundheitsvorsorge durch weniger Bewegungsmangel
und monetarisierbaren, für den kommunalen Nutzer leichter nachvollziehbaren, Nutzenkomponenten:
- Minderung von Lärm und Luftschadstoffen, besonders in hochbelasteten Hauptverkehrsstraßen und
- Senkung der kommunalen Verkehrsausgaben.
Bisher waren für den Radverkehr aber noch keine allgemein anerkannten Indikatoren bekannt mit denen seine Wirtschaftlichkeit beurteilt werden kann.
Das FOPS-Projekt "Kosten-Nutzen-Analyse: Bewertung der Effizienz von Radverkehrsmaßnahmen" hat sich mit Fragen zur Wirtschaftlichkeit im Bereich des Radverkehrs beschäftigt. Obwohl Radverkehr im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern im Nahbereich (maximal fünf bis zehn Kilometer) effizient und wirtschaftlich ist, spielt er in der deutschen Verkehrsplanung und Verkehrspolitik eine untergeordnete Rolle.
Im Projekt wurde ein Katalog von Indikatoren entwickelt. Einerseits werden die Effekte, die durch Verlagerung von Pkw-Fahrten auf das Fahrrad entstehen, monetarisiert und in die Kosten-Nutzen-Analyse eingebunden. Andererseits werden auch deskriptive Indikatoren, die noch nicht monetarisiert werden können, zur Beschreibung der Nutzenkomponenten berücksichtigt (siehe Abbildung 1) [RöSchä08, S. 4].
Mit [SchäWa08] steht nun ein Leitfaden zur Bewertung der Effizienz von Radverkehrsmaßnahmen in Form einer Kosten-Nutzen-Analyse als ein zentrales Ergebnis des Projekts zur Verfügung. Dabei wurde das gewählte Verfahren bewusst an die Methodik der Bundesverkehrswegeplanung 2003 und der "Standardisierten Bewertung von Verkehrswegeinvestitionen des Öffentlichen Personenverkehrs" [BMVBS06m] angelehnt. Die gewählten gesamtwirtschaftlichen Indikatoren und das formalisierte Verfahren der Kosten-Nutzen-Analyse ermöglichen den für die Zukunft angestrebten verkehrsträgerübergreifenden Vergleich von Verkehrsinvestitionen. Die Abbildung 1 zeigt, welche Indikatoren zur Beurteilung der Nutzenkomponenten von Radverkehrsmaßnahmen herangezogen werden.
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Abbildung 1: Übersicht über die Nutzenkomponenten der NKA-RAD [SchäWa08, S. 11]
Im Rahmen des Projekts wurde das entwickelte Verfahren in zwei Kommunen in der Praxis angewendet und getestet. Dabei konnte die grundsätzliche Eignung für die Bewertung von Radverkehrsmaßnahmen gezeigt werden. Allerdings sollten vor der Daueranwendung insbesondere für Entscheidungen mit weitreichenden finanziellen Konsequenzen noch weitere Testanwendungen durchgeführt werden. Entscheidend für eine realistische Bewertung der Maßnahmen ist die richtige Abschätzung der Nachfrageveränderung im Radverkehr. In diesem Bereich besteht allerdings noch Forschungsbedarf, da die meisten Kommunen die Bestimmung der Nachfrageseite für den Radverkehr bisher als unklar ansehen [RöSchä08].
Neben diesen möglichen Indikatoren, die helfen, die Vorteilhaftigkeit und damit die Qualität von Investitionen für den Radverkehr zu beurteilen, wären auch noch Indikatoren interessant, mit denen der Wirtschaftszweig "Radfahren" bewertet werden kann. Eine Förderung des Radverkehrs schafft indirekt auch Arbeitsplätze in der Fahrradindustrie und den zugehörigen Zulieferindustrien.