Pilotanlagen zur Lkw-Parkraumbewirtschaftung durch Telematik
Erstellt am: 18.01.2011 | Stand des Wissens: 02.01.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Bauhaus-Universität Weimar, Professur Verkehrssystemplanung, Prof. Dr.-Ing. Plank-Wiedenbeck
Die Ziele der Parkraumbewirtschaftung durch intelligente Verkehrssysteme sind, vorhandene Parkkapazitäten optimal auszunutzen und Suchverkehre zu vermeiden sowie den Parkverkehr durch Lastkraftwagen (Lkw) gleichmäßig zu verteilen. Bundesweit werden 15 unterschiedliche Pilotvorhaben betrieben [BMVB09], bei denen unterschiedliche telematische Ausprägungen erprobt werden, um Vorzugslösungen zu identifizieren. Die Lkw-Parkraumbewirtschaftung durch intelligente Verkehrssysteme soll an stark betroffenen Autobahnabschnitten mittelfristig verstärkt eingesetzt werden. Es werden unterschiedliche Systemansätze zur Unterstützung der Lkw-Parkraumbewirtschaftung mittels intelligenter Verkehrssysteme unterschieden [ISLB10]:
Im Rahmen des sogenannten Kolonnenparkens erhalten die Lkw gemäß der geplanten Abfahrtszeiten Stellplätze zugewiesen. Durch die Sortierung der Fahrzeuge in Kolonnen können die verfügbaren Flächen an Rastanlagen besser ausgenutzt werden. Durch das Kolonnenparken kann bei geeigneten entwurfstechnischen Randbedingungen aufgrund der dichten Aufstellung der Lkw theoretisch eine Verdoppelung der verfügbaren Stellplätze erzielt werden [BrFo05]. Beispiele für diesen Anlagentyp sind die seit 2005 an der Bundesautobahn A3 befindliche Tank- und Rastanlage Montabaur in Rheinland-Pfalz sowie der Autohof Bordesholm in Schleswig-Holstein an der Bundesautobahn A7 [BrMa07]
Ein auf Basis des Kolonnenparkens entwickelter Steuerungsansatz für das Parkraummanagement von Lkw auf Rastanlagen ist das sogenannte Kompaktparken. Hier soll eine weitere Erhöhung der Kapazitäten von Rastanlagen erreicht werden, indem mehrere Lkw gemäß der geplanten Abfahrtszeiten kompakt hinter- und nebeneinander parken.Dabei fällt die mittlere Fahrgasse weg. Dynamische Anzeigen über den Stellplatzreihen liefern Informationen zu der spätesten Abfahrtszeit innerhalb der jeweiligen Reihen. Es wird von einem Betrieb ohne Einweisungspersonal ausgegangen. Die Fahrer sollen selbständig und freiwillig geeignete Parkstände wählen [KlLe09].
Das Kompaktparken wurde im Rahmen eines Pilotprojekts auf der Rastanlage Jura West an der A3 in Fahrtrichtung Regensburg realisiert und ist seit 2016 in Betrieb [AuNo17]. Um das Kompaktparken künftig auch auf andere Raststätten anwenden zu können, sollen durch das Pilotprojekt insbesondere Erkenntnisse zur Nutzerakzeptanz und Leistungsfähigkeit gewonnen werden [BASt17, S. 13]. Während des Testbetriebes wurde ein Zeitraum von 48 Stunden überwacht, in dem die Kapazität von ursprünglich 66 Lkw-Parkplätzen auf 105 Parkplätze anwuchs, wenn drei Lkws in einer Reihe parkten. Hierbei wurde eine Auslastung von 93 Prozent unter der Woche und eine Auslastung von 52 Prozent am Wochenende festgestellt. Von den insgesamt über 650 real überprüften Parkvorgängen haben immerhin 90 Prozent zeitlich sortiert hintereinander geparkt. Bei den restlichen 10 Prozent bestand also die Gefahr, dass die Lkw-Fahrer blockiert werden. In den meisten Fällen konnte hier jedoch der Parkplatz über eine freie Nachbarreihe verlassen werden [Baue19].
Kollektiv wirksame elektronische Anzeigen an Bundesautobahnen informieren Lkw-Fahrer über die Zahl der freien Stellplätze in der nächstgelegenen Rastanlage (Information über Belegungsgrad einer singulären Rastanlage). Dies führt zu einer Verringerung der Suchfahrten auf den Parkplätzen. Diese Maßnahme wird beispielsweise in Bayern an der Bundesautobahn A8 vor der Tank- und Rastanlage Aichen und in Rheinland-Pfalz an der Tank- und Rastanlage Brohltal-Ost (Bundesautobahn A61) eingesetzt.
Mittels der Information zu freien Stellplätzen mehrerer hintereinander liegender Rastanlagen entlang eines Streckenzuges soll eine gleichmäßige Auslastung der Parkplätze und somit eine optimierte Nutzung erreicht werden. Die Information zu der Stellplatzverfügbarkeit kann über straßenseitige Anzeigen sowie weitere Medien übertragen werden. Für einen Streckenabschnitt der Bundesautobahn A9 wurde eine Vorstudie durchgeführt, Anlagen in Rheinland-Pfalz und in Baden-Württemberg sind geplant [GlDi10].
Die Ausführungen zeigen, dass die wesentlichen Aspekte, die den Betrieb der Pilotanlagen charakterisieren, die Detektion der Belegung sowie die Übermittlung der Informationen an die Lkw-Fahrer sind.