Schienenfahrzeugseitiger Lärmschutz durch den Einsatz von Radschürzen
Erstellt am: 16.12.2003 | Stand des Wissens: 05.12.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH
Eine aktive Lärmschutzmaßnahme im Schienenverkehr ist der Einsatz von Rad- / Laufwerksschürzen, welche die Geräuschemission bereits in der Nähe der Quelle abschirmen sollen. Dabei hat sich durch jahrelange Untersuchungen die kombinierte Abschirmung am Fahrweg (niedrige Lärmschutzwand) und am Fahrzeug als gute aber kostenintensive Möglichkeit der Lärmreduzierung herauskristallisiert (Abbildung 1) [Gess02, S. 23].
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Bereits Anfang der Nullerjahre konnte durch Erprobungsmuster mit Rad- beziehungsweise Drehgestell-Schürzen und niedrigen Schallschutzwänden eine mögliche Emissionsreduktion von bis zu 8 Dezibel(A) ermittelt werden. Dem Einsatz standen damals jedoch betriebliche Einschränkungen (zum Beispiel Wartungsprobleme bei Drehgestellen und Heißläuferortungsanlagen) entgegen. Im Rahmen des EU-Projekts "Silent Freight" konnte beim Einsatz von Drehgestellschürzen in Kombination mit Lärmschutzwänden geringer Höhe sogar eine Lärmreduktion von bis zu 10 Dezibel(A) erzielt werden. [Gess02, S. 25; HeKo12, S. 71]
Das Reduktionspotential von bis zu 10 Dezibel(A), welches durch die kombinierte Abschirmung von Rad und Schiene möglich ist, kann im Rahmen ähnlicher Lärmreduktionsmaßnahmen nur durch den Einsatz von sogenannten Verbundstoff-Bremssohlen (K- oder LL-Sohle ) beziehungsweise Scheibenbremsen erreicht werden. Obwohl die Wagenumrüstung mit Schürzen beziehungsweise Verbundstoff-Bremssohlen mit circa 4 bis 8 Tausend Euro annähernd gleich hohe Investitionskosten pro Güterwagen erfordert, stellen die zusätzlichen Kosten von mindestens 200 Euro/Meter für die parallel zu den entsprechend lärmsensiblen Schienenwegen zu errichtenden niedrigen Lärmschutzwänden einen investiven Nachteil des Lösungsansatzes dar [Gess02, S. 25; SchRü13, S. 12]. Dieser Umstand hat unter anderem dazu geführt, dass mittlerweile dem Lärmschutz an der Quelle, zum Beispiel mit Verbundstoff-Bremssohlen, in der Bundesrepublik Deutschland der Vorzug vor anderen Lösungen gegeben wird [WeMa11, S. 44 ff.].
Anwendung finden Schürzen vornehmlich bei Straßenbahnfahrzeugen. Im Vergleich zur Verwendung von Schürzen bei den Güterwagen der Vollbahn sind sie bei Straßenbahnen bedeutend leichter zu montieren. Entscheidend für die Wirksamkeit bei der Luftschallreduktion ist die Verminderung der Spalthöhe zwischen Schürze und Untergrundfläche. In Abhängigkeit von Gleisgestaltung (Schottergleis, eingedecktes Gleis, Rasengleis) lassen sich unterschiedliche Reduktionspotentiale realisieren. Besonders leise verhalten sich nach Hecht Stadtbahnen mit Schürzen auf eingedecktem Gleis oder hochliegendem Rasengleis. [Hech03, S. 17]