Abstellanlagen des Bike and Ride (B+R)
Erstellt am: 25.09.2003 | Stand des Wissens: 02.12.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH
Die Anlagen des Bike and Ride sind die wichtigste Schnittstelle zwischen Fahrrad- und öffentlichem Personennahverkehr (ÖPNV). Es gibt verschiedene Arten von Abstellanlagen, am meisten verbreitet sind konventionelle, unbewachte Bike and Ride-Anlagen. Weitere Möglichkeiten sind Fahrradboxen und Fahrradstationen [LeitfInterde10].
Eine Befragung von Bike and Ride-Nutzer*innen in Dresden hat ergeben, dass 85 Prozent der Nutzer ihre Fahrräder ungeordnet ("wild") abstellen würden, wenn es keine Bike and Ride-Anlagen gäbe. Da jedoch ungeordnetes Fahrradparken andere Nutzungen behindert, eventuell Zugangswege blockiert werden können und dadurch das Stadtbild sowie das Ordnungsempfinden stören kann, sollten Abstellanlagen geschaffen werden, die von den Bike and Ride-Nutzern akzeptiert und genutzt werden [LeitfInterde10; VDV12a].
Voraussetzung für die Akzeptanz durch die Nutzer ist die Anordnung der Abstellanlagen in zentraler Lage, möglichst maximal 50 bis 60 Meter von der Haltestelle beziehungsweise dem Bahnsteigzugang entfernt. Die Fahrräder müssen bestmöglich vor Diebstahl und Vandalismus geschützt sein. Dazu gehört auch, dass die Anlage so angeordnet sein sollte, dass sie für möglichst viele Passant*innen gut einsehbar ist. Durch diese soziale Kontrolle kann sowohl die Sicherheit der Fahrräder als auch die der Nutzer*innen erhöht werden. Zu einer nutzer*innenfreundlichen Gestaltung der Abstellanlagen gehören weiterhin eine Überdachung, Beleuchtung und bequeme Abstell- und Anschlussmöglichkeiten, wobei die Auswahl geeigneter Fahrradhalter besonders wichtig ist. Es sollte möglichst an allen Bahnhöfen und Haltestellen zumindest zwei bis vier Fahrradabstellplätze geben, wobei die Kapazität bei Bedarf erweiterbar sein sollte [Jürß09; LeitfInterde10].
Die Investitionskosten für einen Stellplatz in einem überdachten Fahrradparkhaus liegen je nach Ausführung bei etwa 600 bis 1700 Euro (zuzüglich Planungskosten), bei einem ebenerdigen einfachen und nicht überdachten Anlehnbügel je nach Ausführung bei etwa 100 bis 150 Euro. Hinzu kommen noch die langfristigen Betriebs- und Unterhaltungskosten. Förderungsmöglichkeiten gibt es länderspezifisch zum Beispiel über die ÖPNV-Förderungen nach den ÖPNV- und Regionalisierungsgesetzen [LeitfInterde10].
Fahrradboxen sind verschließbare Fahrradabstellanlagen, durch die die Fahrräder besonders vor Diebstahl, Vandalismus und Witterung geschützt sind und die auch als Gepäckaufbewahrungsmöglichkeit genutzt werden können. Die Boxen können über Münz- Schließsysteme, Schlüssel, Codekarten oder per App geliehen werden. Entsprechend den lokalen Nutzertypen sind Vermietungssysteme für langfristige Vermietung oder kurzzeitigen Bedarf möglich. Fahrradboxen haben allerdings einen größeren Platzbedarf und verursachen höhere Investitions- und Betriebskosten als konventionelle Bike and Ride-Anlagen. An allen größeren ÖPNV- Knotenpunkten sollten einige Fahrradboxen angeboten werden. Um eine gute städtebauliche Integration der Fahrradboxen zu erreichen, empfiehlt es sich, die Auswahl anhand eines Wettbewerbes zu treffen [LeitfInterde10]. Bereits heute existieren Unternehmen, die sich auf ein stadtweites Angebot von Fahrradboxen spezialisieren.
Fahrradstationen sind die "Flagschiffe" des Bike and Ride. Hierbei handelt es sich um kostenpflichtige, bewachte Fahrradabstellanlagen, die meist auch zusätzliche Serviceangebote wie Fahrradreparatur und -verleih umfassen. Die Fahrräder können hier sicher und witterungsgeschützt auch über einen längeren Zeitraum abgestellt werden. Fahrradstationen sind platzintensiv und haben hohe Investitions- und Betriebskosten. Sie können personell oder automatisiert betrieben werden, jedoch fallen auch beim automatischen Betrieb Personalkosten an (zum Beispiel Bewachung, Ansprechpartner vor Ort). Stationen ohne zusätzliche Serviceangebote sind erst ab 1.000 bis 2.000 Stellplätzen wirtschaftlich zu betreiben, mit Serviceangeboten reduziert sich die Anzahl der dafür notwendigen Stellplätze [LeitfInterde10].
Fahrradboxen und Fahrradstationen bieten zwar eine höhere Sicherheit gegen Diebstahl und Vandalismus als einfachere Bike and Ride-Anlagen, allerdings sind viele Bike and Ride-Nutzer nicht bereit, für das Fahrradparken ein Entgelt zu bezahlen [Jürß09].