Erhaltungsmanagement
Erstellt am: 12.09.2022 | Stand des Wissens: 24.10.2024
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Das Erhaltungsmanagement der Straßeninfrastruktur spielt eine zentrale Rolle bei der Erhöhung der Verkehrssicherheit. Es umfasst alle Maßnahmen, die erforderlich sind, um die Straßen in einem funktionsfähigen und sicheren Zustand zu erhalten. Durch die Kombination von präventiven Maßnahmen, optimiertem Ressourceneinsatz und modernen Technologien können die Straßen sicherer gemacht und die Risiken für die Verkehrsteilnehmer minimiert werden [BMVI20ad, S. 6]. Zugleich ermöglicht das Erhaltungsmanagement durch eine langfristige und durchdachte Planung den effizienten Einsatz knapper finanzieller Mittel. Folgende Aufgaben sind Bestandteile eines effizienten Erhaltungsmanagements:
- Straßenschäden frühzeitig erkennen und beseitigen
- Optimierung von Erhaltungsstrategien
- Effizienter Einsatz der Ressourcen
- Vermeidung von Verkehrsbehinderungen durch planmäßige Instandsetzung
- Integration von modernen Technologien
Eine regelmäßige Instandhaltung der Verkehrsanlagen ist unerlässlich [BMVI20ad, S. 7]. Straßenschäden wie Schlaglöcher, Risse und Unebenheiten stellen erhebliche Sicherheitsrisiken dar, da sie das Unfallrisiko erhöhen können. Ein systematisches Erhaltungsmanagement ermöglicht die frühzeitige Erkennung solcher Schäden durch regelmäßige Inspektion und Überwachung. Der Einsatz moderner Technologien wie Straßenoberflächenscans und Drohnen zur Erfassung des Straßenzustandes kann die Identifikation von Mängeln beschleunigen und gezielte Reparaturen ermöglichen, wodurch potenzielle Gefahrenquellen schneller beseitigt werden können.
Durch die Entwicklung und Umsetzung optimierter Erhaltungsstrategien kann die Lebensdauer von Straßen verlängert und die Notwendigkeit kostspieliger Reparaturen verringert werden. Dies trägt dazu bei, das Risiko von Unfällen aufgrund von Straßenschäden zu minimieren. Der Einsatz von Prognosemodellen, die auf historischen Daten und aktuellen Zustandsberichten basieren, kann helfen, den besten Zeitpunkt und die geeigneten Methoden für Instandsetzungsarbeiten zu bestimmen. Dadurch können kleinere Mängel behoben werden, bevor sie zu schwerwiegenden Problemen führen.
Zu diesem Zweck wurde Anfang der 1990er Jahre von den Ländern und dem damaligen Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) die Zustandserfassung und -bewertung der Bundesautobahnen und Bundesstraßen eingeführt. Mit Hilfe von Messfahrzeugen wird der Zustand der Fahrbahnoberfläche in regelmäßigen Abständen dokumentiert und anschließend die Oberflächenqualität bewertet [BASt18a]. Dieses Verfahren wurde später auch auf andere Landes- und Kommunalstraßen übertragen und teilweise verpflichtend eingeführt.
Dadurch können die für die Straßenerhaltung zur Verfügung stehenden Mittel zielgerichteter eingesetzt werden [BASt18a]. Die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) hat im Jahr 2012 die Empfehlungen für das Erhaltungsmanagement von Innerortsstraßen herausgegeben und ist dabei näher auf die Zustandserfassung von Innerortsstraßen eingegangen. Dabei zeigt die FGSV die operative und strategische Vorgehensweise auf, mit der die Kommunen eine systematische Straßenerhaltung sicherstellen können [FGSV12h].
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Ein effektives Erhaltungsmanagement verbessert die Ressourcenallokation, indem es sicherstellt, dass finanzielle und materielle Mittel dort eingesetzt werden, wo sie den größten Einfluss auf die Verkehrssicherheit haben, zum Beispiel durch administrative Vorgaben zur Einrichtung oder Ausweisung von vorrangigen Netzen [BMVI20ad, S. 7]. Dadurch wird verhindert, dass Sicherheitsrisiken aufgrund mangelnder Ressourcen vernachlässigt werden. Der Einsatz nachhaltiger Materialien und Verfahren trägt zudem dazu bei, langfristig Kosten zu senken und Umweltbelastungen zu minimieren [BMVI20ad, S. 4].
Ungeplante oder schlecht koordinierte Erhaltungsmaßnahmen können zu Verkehrsbehinderungen führen, die das Unfallrisiko erhöhen. Dennoch muss die Infrastruktur während der Durchführung von Erhaltungsmaßnahmen eine hohe Leistungsfähigkeit und Verfügbarkeit für den Individualverkehr und den Schwerlastverkehr gewährleisten. Ein durchdachtes Erhaltungsmanagement plant Erhaltungsmaßnahmen so, dass sie den Verkehrsfluss möglichst wenig beeinträchtigen und kombiniert Streckenausbau und Erhaltungsmaßnahmen strategisch auf bestimmten Streckenabschnitten. Durch die Gleichzeitigkeit sollen doppelte Verkehrsbeeinträchtigungen vermieden werden [BMVI20ad, S. 6-7]. Der Einsatz von Verkehrsleitsystemen, die Baustellen und Erhaltungsmaßnahmen in Echtzeit überwachen, kann ebenfalls dazu beitragen, Staus und damit verbundene Unfallrisiken zu vermeiden. Darüber hinaus kann die Durchführung von Erhaltungsmaßnahmen außerhalb der Hauptverkehrszeiten zur Erhöhung der Sicherheit beitragen.
Die Einbindung moderner Technologien in das Erhaltungsmanagement kann die Effizienz und Effektivität der Maßnahmen erheblich steigern. Insbesondere Technologien zur Echtzeitüberwachung des Straßenzustandes und zur automatisierten Datenauswertung bieten ein großes Potenzial. In den Straßenbelag eingebettete Sensoren können kontinuierlich Daten über den Straßenzustand liefern und frühzeitig auf kritische Veränderungen hinweisen. Diese Informationen können direkt in das Erhaltungsmanagement einfließen und eine proaktive Instandhaltung ermöglichen. Ein Beispiel ist die Köhlbrandbrücke in Hamburg. Als digitaler Zwilling wird die Köhlbrandbrücke zum Leben erweckt, um analoge und digitale Zustandsdaten zu vereinen. Präzisere Schadensprognosen und damit ein vorausschauendes und nachhaltiges Erhaltungsmanagement sind das Ergebnis [HH21a].
Insgesamt bietet ein gut organisiertes und technisch unterstütztes Erhaltungsmanagement erhebliche Potenziale zur Erhöhung der Verkehrssicherheit. Durch die Kombination von präventiven Maßnahmen, optimiertem Mitteleinsatz und modernen Technologien können Straßen sicherer gestaltet und die Risiken für die Verkehrsteilnehmer minimiert werden.