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Erhebung von Kennziffern

Erstellt am: 21.06.2011 | Stand des Wissens: 01.12.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Zur Ermittlung von Informationen über die Varianz der Verkehrsmittelnutzung der Verkehrsteilnehmer eignen sich Längsschnitterhebungen. Im Gegensatz zu Stichtagserhebungen, die lediglich Momentaufnahmen von Mobilitätsverhalten eines bestimmten Stichtages liefern, wird hier das Verkehrsverhalten der Probanden über einen längeren Zeitraum erhoben [KIT19, Folie 6]. Im Deutschen Mobilitätspanel (MOP) werden seit dem Jahr 1994 solche Längsschnittdaten mittels tagebuchgestützten Befragungen erhoben [KIT11]. Weitere internationale Beispiele für Längsschnitterhebungen sind: Upsala-Panel [HanHuf88], INVERMO [ZUM05], Mobidrive [Koe01].
Im begrenzten Maße können auch Stichtagserhebungen zur Untersuchung intermodaler Verkehre herangezogen werden. Die Erhebung Mobilität in Deutschland (MiD) erfragte beispielsweise die Verfügbarkeit sowie Nutzungsgewohnheiten und -häufigkeiten von Verkehrsmitteln, was eine Abschätzung zur gelegentlichen Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) erlaubt [Beck06, S. 139]. Sowohl [BMP03] als auch [Interde10] nutzen als Basis für die Auswertungen neben der Längsschnitterhebung MOP die Ergebnisse der Stichtagserhebung MiD und zusätzlich der Haushaltsbefragung "Mobilität in Städten - SrV".
Beobachtungszeitraum: Die Länge des untersuchten Zeitintervalls ist im Zusammenhang mit der Erhebung von multi- und intermodalem Verkehrsverhalten eine entscheidende Eingangsgröße. Je länger dieser Zeitintervall ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Verkehrsteilnehmer mehrere Verkehrsmittel nutzen. Die 7-Tage-Woche bietet sich als Beobachtungszeitraum an, da sie "als typische gesellschaftliche und kulturelle Zeiteinheit den Rahmen für zyklische Wiederholungen vieler Muster der Aktivitätenausübung im Alltag darstellt" [BMP03, S. 6]. Dies entspricht auch der Länge eines vollen Erhebungszeitraumes einer MOP-Welle.
[KIT19] hat den Einfluss des Beobachtungszeitraumes auf den Anteil der Nutzer anhand einer aktuellen Sonderauswertung des MOP untersucht. Die Anzahl der genutzten Verkehrsmittel steigt zunächst mit jedem zusätzlichen Tag stark an, später aber weniger stark. [BMP03] begründet somit die 7-Tage-Woche als geeignetes Beobachtungsintervall.
Abbildung_1_li.pngAbbildung 1: Verkehrsmittelnutzer nach Beobachtungszeitraum [KIT19, Folie 6]
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Förderung des multi- und intermodalen Personenverkehrs (Stand des Wissens: 01.12.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?354205
Literatur
[Beck06] Beckmann, Klaus, Chlond, Bastian, Kuhnimhof, Tobias, et al. Multimodale Verkehrsmittelnutzer im Alltagsverkehr - Zukunftsperspektive für den ÖV?, veröffentlicht in Internationales Verkehrswesen, Ausgabe/Auflage 4, 2006
[BMP03] Von der Ruhren, S., Rindsfüser, G., Beckmann, K.J., Kuhimhof, T., Chlond, B., Zumkeller, D. Bestimmung multimodaler Personengruppen, Aachen/Karlsruhe, 2003
[HanHuf88] Hanson, S.; , Huff, J. O. Systematic variablility in repetitious travel. , 1988
[Interde10] TU Dresden, Lehrstuhl Verkehrs- und Infrastrukturplanung, Prof. Dr.-Ing. G.-A. Ahrens, Ahrens, Gerd-Axel, Aurich, Tanja, Böhmer, Thomas, Klotzsch, Jeannette, Pitrone, Anne Interdependenzen zwischen Fahrrad- und ÖPNV-Nutzung. Analysen, Strategien und Maßnahmen einer integrierten Förderung in Städten, 2010
[KIT11] Institut für Verkehrswesen, Karlsruhe Institute for Technology (KIT), Zumkeller, Prof. Dr.-Ing. Dirk, Chlond, Dr.-Ing. Bastian, Kagerbauer, Dr.-Ing. Martin, Kuhnimhof, Dr.-Ing. Tobias, Wirtz, Dipl.-Ing. Matthias Deutsches Mobilitätspanel (MOP) - wissenschaftliche Begleitung und erste Auswertungen, 2011/01/18
[KIT19] Chlond, Bastian, Magdolen, Miriam, Ecke, Lisa Aktuelle Sonderauswertungen auf Grundlage des Deutschen Mobilitätspanels, 2019/11/28, Online-Referenz https://publikationen.bibliothek.kit.edu/1000100760
[Koe01] Koenig, A. Eine interactive Stated Preference Befragung zur Wohnstandortwahl, veröffentlicht in Arbeitsbericht Verkehrs- und Raumplanung, 2001
[ZUM05] Zumkeller, d., Manz, W., Last, J., Chlond, B. Die intermodale Vernetzung von Personenverkehrsmitteln unter Berücksichtigung der Nutzerbedürfnisse (INVERMO), veröffentlicht in Schlussbreicht, 2005
Glossar
Öffentlicher Personennahverkehr
Der öffentliche Personennahverkehr ist juristisch im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) definiert. Laut Paragraf 8, Absatz 1 und 2 umfasst der ÖPNV "die allgemein zugängliche Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, Obussen und Kraftfahrzeugen im Linienverkehr, die überwiegend dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr zu befriedigen". Taxen oder Mietwagen können dieses Angebot ersetzten, ergänzen oder verdichten.
Der Begriff ÖPNV bezieht sich in der Regel auf Strecken mit einer gesamten Reiseweite von weniger als 50 Kilometern oder einer gesamten Reisezeit von weniger als einer Stunde. Das in einer Stadt oder Region erforderliche Nahverkehrsangebot und dessen Eignung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird in einem Nahverkehrsplan definiert und festgehalten.
MOP - Deutsches Mobilitätspanel
ist eine im Auftrag des BMVBS jährlich durchgeführte Befragung von Haushalten in Deutschalnd zum Mobilitätsverhalten im Alltag. Die Haushaltsmitglieder dokumentieren alle durchgeführten Wege im Verlauf einer Woche. Das MOP ist eine Längsschnittuntersuchung.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?354087

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 22:29:01