Personenfernverkehr
Erstellt am: 13.08.2019 | Stand des Wissens: 16.02.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch
Im Fernverkehr werden insbesondere Reisebusse, leichte und schwere Nutzfahrzeuge (Lkw) sowie die verschiedenen Pkw-Klassen (Kleinwagen/Kompaktklasse, Mittelklasse, Oberklasse) zum Transport von Gütern und zur Fortbewegung von Menschen genutzt. Für die Aufstellung einer Roadmap zur möglichen Entwicklung des Anteils automatisierter Fahrzeuge am Gesamtbestand in den nächsten 30 Jahren wird zunächst ein Szenario zugrunde gelegt, in welchem sich die Gesellschaft verstärkt auf Sharing-Angebote einlässt und der öffentliche Verkehr eine grundlegende Flexibilisierung und Individualisierung erfährt. Die vorliegenden Werte entstammen [MKS18].
Dementsprechend ergeben sich verschiedene Verläufe für die Anteile der Automatisierungsstufen bis 2050. Im Folgenden wird diese Entwicklung für Reisebusse, Mittelklasse-Pkw und schwerer Nutzfahrzeuge verglichen. [MKS18, S. 136ff.] Die prozentualen Anteile sind, bezogen auf die verschiedenen Automatisierungsstufen (assistiert, teil-, hoch-, vollautomatisiert, fahrerlos) von 2015 bis 2050 dargestellt. Die Anteile geben den Automatisierungsgrad am Gesamtbestand des jeweiligen Fahrzeugsegments wieder.
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
Im Vergleich zum Mittelklasse-Pkw erfährt die Fahrzeugklasse der Reisebusse eine deutlich schnellere Umstellung der ersten drei Automatisierungsstufen auf das vollautomatisierte und fahrerlose Fahren: Während die Mittelklasse-Pkw im Jahr 2050 erst zu knapp 40 Prozent mit den Automatisierungsstufen 4 und 5 ausgestattet sind, liegt dieser Anteil bei den Reisebussen bereits 2040 bei nahezu 70 Prozent. Dies liegt unter anderem in dem bereits heute vorhandenen, hohen Ausstattungsgrad der Reisebusse mit Fahrerassistenzsystemen begründet. Hierzu gehören unter anderem Spurhalteassistenten, Abstandswarner oder automatische Bremssysteme. [MKS18, S. 140] Des Weiteren sind Reisebusse, wie auch schwere Lkw, vorrangig auf Autobahnen unterwegs und profitieren daher bereits früh von Fahrerassistenzsystemen der Stufe 4, wie beispielsweise dem Autobahnpiloten. [MKS18, S. 88] Zudem spielt die hohe Mehrpreisbereitschaft, also die Bereitschaft, einen Mehrpreis zu zahlen, eine Rolle, da die die Durchdringung von hochtechnisierten Fahrzeugen fördert. [MKS18, S. 138] Für Reisebusse gelten dabei ähnliche Annahmen wie für schwere Lkw. Da automatisiertes Fahren (ab Automatisierungsstufe 4) eine hohe Kostenersparnis durch den Verzicht auf Fahrzeugpersonal verspricht und sich dementsprechend die Investitionskosten über die Nutzungsdauer amortisieren werden, können für die Transportbranche höhere Mehrpreisbereitschaften von bis zu 45 Prozent angenommen werden, während die Mehrpreisbereitschaften für Pkw bei maximal 28 Prozent angesiedelt sind. [MKS18, S. 118f.]