Der internationale Eisenbahnverband als Akteur im Bereich der Schienenverkehrslärmreduzierung
Erstellt am: 27.06.2003 | Stand des Wissens: 05.12.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH
Bereits 1998 rief die Union Internationale des Chemins de fer (UIC, deutsch Internationaler Eisenbahnverband) zusammen mit der Community of European Railway and Infrastructure Companies (CER, deutsch Gemeinschaft der Europäischen Bahnen und Infrastrukturunternehmen) sowie der Union Internationale des Wagons Privés (UIP, deutsch Internationale Privatgüterwagen-Union) das "Aktionsprogramm Lärmreduktion Güterverkehr" mit folgenden Kernpunkten ins Leben:
- kurz- bis mittelfristiges, kostenneutrales Aus- bzw. Umrüstungsprogramm mit neuen Verbundstoffsohlen für Güterwagen mit Klotzbremsen
- langfristige Einführung von "Low-Noise-Technology" für das Gesamtsystem Schienenfahrweg/-fahrzeug
[UIC07d, S. 2]
Hierfür wurde unter anderem eine Kommunikationsstrategie geplant, die zu einer Berücksichtigung bahnspezifischer Lärmreduktion in der von der Europäischen Union (EU) vorbereiteten Gesetzgebung führen sollte. Als Programmziel wurde eine Reduktion des Güterwagenlärms um mittelfristig rund 10 Dezibel(A) und langfristig um bis zu 20 dB(A) gegenüber dem Jahr 2001 definiert. Die Projektkoordination wurde von einer Steuergruppe der UIC übernommen; sie konzentriert sich darauf, die folgenden prioritären Aufgaben zu lösen:
- Entwicklung geeigneter Verbundstoffbremssohlen sowie Schaffung von Voraussetzungen für deren Einsatz und Verwendung
- Erfassung des umzurüstenden Wagenparks und Festlegung der notwendigen Prioritäten
- nachhaltige Unterstützung des Programms durch Zusammenarbeit mit der EU
Kernpunkt des Aktionsprogramms stellt die mittelfristige Umrüstung des bestehenden Güterwagenparks auf Verbundstoffbremssohlen dar. Während die Komposit-Bremssohle (K-Sohle) bereits seit 2003 international zugelassen ist und in neuen Fahrzeugen kostenneutral eingesetzt wird, ist die Umrüstung der im Betrieb befindlichen Güterwagen deutlich aufwendiger. Gegenüber der K-Sohle ist die Umrüstung auf die sogenannte "Low noise, Low friction-Sohle" (LL-Sohle) mit deutlich weniger Aufwand und 3,5-fach niedrigeren Kosten verbunden. [SchRü13, S. 12]
Der finale Betriebsversuch der LL-Sohle fand im Zuge des von der UIC initiierten Projekts "EuropeTrain" von Dezember 2010 bis Januar 2013 statt. Hierbei legte ein mit LL-Sohlen ausgerüsteter Zug eine Distanz von 200.000 Kilometern über einen Zeitraum von zwei Jahren zurück. [Gill13, S. 11 f.] Mit der Zulassung der LL-Sohle durch die UIC im Juni 2013 soll die Umrüstung der Güterwagen im Rahmen des Trassenpreissystems realisiert werden [EBA13c; Wint13, S. 8].
Seit 2005 findet zudem jährlich ein Workshop zum Thema Güterverkehrslärmreduzierung statt [UIC12]. Um ihre Mitglieder in die Umsetzung der EU-Richtlinie EG2002/49 (unter anderem Erstellung von Lärmkarten durch die öffentliche Hand) einzubinden, hat die UIC Workshops und Informationsmaterial konzipiert und zusammengestellt [UIC12a und UIC08g].
Zum Thema Bahnlärm hat die UIC in den vergangenen Jahren eine Reihe umfangreicher Fachartikel veröffentlicht:
- "Bahnlärm in Europa":
Der Sachstandsbericht 2010 gibt einen Überblick über die Lärmsituation in Europa, über die Technologien zur Umsetzung der Lärmminderung sowie die Anreize aus der Politik zur Umsetzung der notwendigen Umrüstung [UIC10a]. - "Lärmbekämpfung im Schienengüterverkehr" (zusammen mit CER):
Der Sachstandsbericht 2007 basiert auf zahlreichen Workshops der EU und der UIC in den Jahren 2005 bis 2007. Zum Thema Bahnlärm beschreibt er den europäischen Gesetzesrahmen, den Standpunkt der Eisenbahnen, verfügbare Technologien, Aspekte der Wirtschaftlichkeit sowie gegenwärtige Aktivitäten. [UIC08a] - "Lärmreduzierung auf der europäischen Schieneninfrastruktur" (zusammen mit CER):
Ziel des Sachstandsberichts 2007 ist es, eine Übersicht über abgeschlossene, laufende und geplante infrastrukturelle Lärmschutzprogramme zu vermitteln. Er stellt die aktuelle Lärmgesetzgebung in Europa dar und beschreibt die nationalen, auf den Schienenfahrweg gerichteten Eisenbahnlärmbekämpfungsprogramme von 17 europäischen Ländern. [UIC07d] - "Sachstandsbericht und Hintergrundinformationen über lärmabhängige Trassenbenutzungsgebühren":
Der Bericht erläutert einige Thesen, die es mit Blick auf lärmabhängige Trassenpreise zu berücksichtigen gilt. Ein auf Direktförderung gestütztes Anreizsystem wird darin als schneller umsetzbare Alternative angesehen. Der Bericht wurde 2009 um eine zusätzliche Anlage ergänzt. [UIC07e; UIC09] - "Environmental Noise Directive Development of Action Plans for Railways":
Die Veröffentlichung aus dem Jahr 2008 richtet sich im Wesentlichen an Eisenbahnunternehmen; sie sollen auf eine ausreichende Einbindung und Berücksichtigung bei der Umsetzung der EU-Umgebungslärmrichtlinie EG2002/49 vorbereitet werden. [UIC08b]
RIVAS Projekt
Neben dem hier bereits vorgestellten "Aktionsprogramm Lärmreduktion Güterverkehr" hatte die UIC eine führende Rolle bei dem - im Rahmen des 7. Forschungsprogramms der EU durchgeführten - Forschungs- und Entwicklungsprogramm "Railway Induced Vibration Abatement Solutions" (RIVAS) inne. Das RIVAS-Programm hatte die Erarbeitung von Lösungen und Methoden zur Minderung des durch den Schienenverkehr verursachten Körperschalls (eng. Ground Vibration) zum Ziel. Die bei der Abschlusskonferenz 2013 vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass es dabei keine Patentlösung geben kann und die jeweils stark differierenden, spezifischen Vor-Ort-Bedingungen zu berücksichtigen sind. [UIC13a]
Neben dem hier bereits vorgestellten "Aktionsprogramm Lärmreduktion Güterverkehr" hatte die UIC eine führende Rolle bei dem - im Rahmen des 7. Forschungsprogramms der EU durchgeführten - Forschungs- und Entwicklungsprogramm "Railway Induced Vibration Abatement Solutions" (RIVAS) inne. Das RIVAS-Programm hatte die Erarbeitung von Lösungen und Methoden zur Minderung des durch den Schienenverkehr verursachten Körperschalls (eng. Ground Vibration) zum Ziel. Die bei der Abschlusskonferenz 2013 vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass es dabei keine Patentlösung geben kann und die jeweils stark differierenden, spezifischen Vor-Ort-Bedingungen zu berücksichtigen sind. [UIC13a]