Geschichte der Flugsicherheit
Erstellt am: 03.05.2018 | Stand des Wissens: 12.06.2023
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In der Geschichte der Flugsicherheit haben sowohl technische Neuerungen als auch verschiedene internationale, europäische und nationale Beschlüsse und Richtlinien dazu beigetragen, das Fliegen immer sicherer zu machen.
Im Jahr 1910 gab es bereits die erste internationale Luftfahrtkonferenz in Paris, doch erst nach Ende des Ersten Weltkrieges im Jahr 1919 wurde ein erstes internationales Luftfahrtabkommen verabschiedet. Auf internationaler Ebene wurde im Jahr 1944 das Chicagoer Abkommen über die internationale Zivilluftfahrt von insgesamt 26 Staaten (ohne die USA) unterzeichnet. Es ist bis heute die Grundlage des internationalen Luftfahrtrechts und wurde bereits durch über 190 Staaten ratifiziert. Damit wurde auch die durch das Pariser Abkommen eingerichtete Commission internationale de navigation aérienne (CINA) (International Commission for Air Navigation) durch die bis heute bestehende International Civil Aviation Organization (ICAO) abgelöst [ICAO44; Mens13]. Sie gibt Richtlinien und verbindliche Standards heraus, die als Annexe (Anhänge) des Chicagoer Abkommens verabschiedet und durch die Vertragsstaaten umgesetzt werden. Ziel ist eine einheitliche Infrastruktur und ein nachhaltiges Wachstum des Luftfahrtsektors, sowie die Schaffung sicherer, effizienter und umweltschonender Strukturen [ICAO18].
Beispielsweise wird den Vertragsstaaten die Umsetzung eines Sicherheitsmanagementsystems (SMS) vorgeschrieben. Außerdem sind nicht nur die Vertragsstaaten selbst dazu angehalten, ein State Safety Program (SSP) auszuarbeiten, sondern auch Flughafenbetreiber, Luftverkehrsgesellschaften, Wartungsbetriebe und Schulungseinrichtungen müssen betriebsinterne SMS einführen [LBA17; BMVIT17]. Die ICAO unterstützt die einzelnen Staaten finanziell, technisch, materiell und beratend bei der Umsetzung der Standards.
Ein zweites wichtiges internationales Abkommen ist das Montrealer Übereinkommen zur Vereinheitlichung bestimmter Vorschriften über die Beförderung im internationalen Luftverkehr. Es wurde im Jahr 1999 unterzeichnet (seit 2004 ist auch Deutschland Vertragsstaat) und löste das vorher bestehende Warschauer Abkommen über die Beförderung im internationalen Luftverkehr aus dem Jahr 1929 ab. Damit wird die Modernisierung der rechtlichen Vorgaben bei der Luftbeförderung geregelt und Haftungsfragen, die während des Fluges an Personen, Gepäck oder Fracht entstehen, festgesetzt [MontUEG04].
Auch auf europäischer Ebene wurden gemeinsame Vorschriften (EU-Luftsicherheitsverordnungen) vereinbart. Sie werden von der European Aviation Safety Agency (EASA) definiert, die eng mit der ICAO zusammenarbeitet. Die seit 2002 bestehende Institution verfolgt hohe Sicherheits- und Umweltstandards, die häufig aus den Richtlinien der ICAO hervorgehen, und berät die Europäische Kommission zum Thema Flugsicherheit.
Auch auf europäischer Ebene wurden gemeinsame Vorschriften (EU-Luftsicherheitsverordnungen) vereinbart. Sie werden von der European Aviation Safety Agency (EASA) definiert, die eng mit der ICAO zusammenarbeitet. Die seit 2002 bestehende Institution verfolgt hohe Sicherheits- und Umweltstandards, die häufig aus den Richtlinien der ICAO hervorgehen, und berät die Europäische Kommission zum Thema Flugsicherheit.
Seit 1999 versucht die Europäische Kommission mit dem Projekt des Single European Sky (SES) die Effizienz des Flugverkehrsmanagements und der Flugsicherheitsdienste zu erhöhen. Das Projekt ist ein wichtiger Meilenstein bei der Vereinheitlichung des europäischen Luftraums. Bei der Fertigstellung in den Jahren 2030 bis 2035 soll die Luftraumkapazität um das Dreifache höher, die Kosten für das Air Traffic Management (ATM) halbiert, die Sicherheit um ein Zehnfaches erhöht und die Auswirkung der Luftfahrt auf die Umwelt um 10 Prozent verringert sein [EuKom18b].
Auf nationaler Ebene werden nicht allein die State Safety Programme (SSP) ausgearbeitet, sondern ebenfalls Flugzeugunglücke untersucht, die sich über dem jeweiligen Staatsgebiet ereignet haben. So ist nach den Beschlüssen im Chicagoer Abkommen und der verabschiedeten EU-Richtlinie 94/56/EG beziehungsweise des Gesetzes über die Untersuchung von Unfällen und Störungen bei dem Betrieb ziviler Luftfahrzeuge (FIUUG) im Jahr 1998 die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) entstanden. Alle Mitgliedstaaten des Abkommens sind verpflichtet, eine solche Stelle einzurichten, um durch die Ursachenermittlung von Flugunfällen zukünftige Unfälle zu verhindern und die Flugsicherheit zu erhöhen [BFU17].
Die über die Jahre schnell voranschreitende technische Entwicklung von Flugzeugen und deren Ausstattung hat maßgeblich zur Erhöhung der Flugsicherheit beigetragen. Schon im Ersten Weltkrieg wurde zur Kommunikation zwischen Kommandeur und Besatzung beziehungsweise Bodenpersonal das Funktelefon eingesetzt. Im Zweiten Weltkrieg wurden Flugzeuge mit Radar ausgestattet. Danach begann der Passagiertransport mit Jets. Diese waren mit leistungsfähigeren Motoren ausgestattet und verfügten über eine verbesserte Aerodynamik, sodass Flüge in größerer Höhe und somit die ersten kommerziellen Flüge über den Atlantik möglich waren. Eine größere Flughöhe macht Fliegen sicherer, da sich das Flugzeug die meiste Zeit oberhalb von schlechten Wetterbedingungen befindet und sich somit Gefahren wie Blitzschlag entzieht [Reise17]. Durch den Einsatz von Flugzeugen, die durch Turbinen angetrieben werden, war es seit 1952 nun möglich, schneller weitere Distanzen zu fliegen und besser zu manövrieren [Aero18]. Auch wurden die meisten Flugzeuge aus Sicherheitsgründen mit zwei Motoren ausgestattet, sodass bei Ausfall eines Motors eine sichere Landung weiterhin gewährleistet werden konnte.
Von ausgereiften Kommunikationssystemen zur Absprache mit der Luftverkehrskontrolle über das Flight Management System (FMS) und Global Positioning Systems (GPS) bis hin zum Traffic Alert and Collision System (TCAS II, zur Ermittlung potenzieller Kollisionsgefahren) und dem Enhanced Ground Proximity Warning System (EGPWS, zur Erkennung potenzieller Konflikte mit vorausliegenden Erhebungen) sind Flugzeuge heutzutage mit einer Reihe moderner Systeme ausgestattet, um einen sicheren Flug zu gewährleisten [Aero15a].