Forschungsinformationssystem des BMVI

zurück Zur Startseite FIS

Beteiligte Akteure und Anbieterstruktur bei digitalen Diensten und Infrastruktur

Erstellt am: 25.06.2015 | Stand des Wissens: 21.04.2020
Ansprechpartner
Bauhaus-Universität Weimar, Professur Verkehrssystemplanung, Prof. Dr.-Ing. Plank-Wiedenbeck

Am Angebot digitaler Dienste und digitaler Infrastrukturen ist eine Vielzahl privater und öffentlicher Akteure beteiligt. Um die Darstellung der beteiligten Akteure zu strukturieren wird nachfolgend im Hinblick auf die digitale Infrastrukturen zwischen folgenden Rollen unterschieden:
a)     Bereitsteller der passiven Infrastruktur für die Kernnetze, die Konzentrationsnetze und die Anschlussnetze sind zum Beispiel für den Aufbau und die Wartung von Kabelkanälen, Leerrohren und Funkmasten sowie von Transportmedien für die Datenübertragung (zum Beispiel Glasfaser in unbeschaltetem Zustand ("Dark Fiber") oder Fernsehkabel) zuständig.
b)     Hauptaufgaben des Betreibers der aktiven Infrastruktur (des "Netzbetreibers") sind das Aufschalten der aktiven Netzkomponenten (zum Beispiel Router) auf die passive Infrastruktur sowie die Überwachung, Wartung und gegebenenfalls Entstörung des Netzes.
c)     Anbieter von Zugangsdiensten bieten Zugang zur digitalen Infrastruktur für Endkunden an. Dazu mieten sie in der Regel die notwendige aktive Infrastruktur eines Netzbetreibers an und legen den Fokus auf Marketing und Vertrieb ihrer Produkte.
Darüber hinaus werden (d) Anbieter von digitalen Diensten und (e) Hersteller von Endsystemen betrachtet. Neben den direkt am Angebot beteiligten Rollen nehmen auch (f) Regulierungsbehörden und (g) internationale Gremien wichtige Funktionen in digitalen Märkten ein. Diese Rollen werden im unterschiedlichen Maße durch regional, national und international tätige Akteure wahrgenommen, wobei Akteure häufig auch mehrere Rollen integriert wahrnehmen (beispielsweise Google, Amazon, Apple und Facebook). Im Folgenden erfolgt für ausgewählte Angebote eine Darstellung der beteiligten Akteure sowie der Anbieterstruktur.
An der Bereitstellung der passiven Infrastruktur für die Datenübertragung sind bei den Kern- und Anschlussnetzen neben den Akteuren, die auch Netzbetreiber sind, Infrastrukturunternehmen aus anderen Sektoren (wie Energieversorger und Bahninfrastrukturunternehmen) aber auch öffentliche Akteure (wie Stadtwerke oder Kommunen) beteiligt. Größter Netzbetreiber der Kern- und Konzentrationsnetze ist in Deutschland nach wie vor die Deutsche Telekom.
Da der Betrieb der Anschlussnetze sowie das Angebot von Zugangsdiensten sich im Hinblick auf die verwendete Technologie stark unterscheiden, werden diese beiden Rollen gemeinsam für verschiedene Anschlusstechnologien betrachtet:
Größter Netzbetreiber für den leitungsgebundenen Anschluss über Digital-Subscriber-Line (DSL) ist die Deutsche Telekom. Beim Angebot von leitungsgebundenem Netzzugang über DSL (direkte Endkunde) ist ebenfalls die Deutsche Telekom mit einem Marktanteil von etwa 53 Prozent Ende 2018 der größte Akteur [BNetzA18, S. 50]. Weitere relevante Anbieter sind Vodafone, 1&1, o2 und tele2, die teilweise in einigen Regionen auch eigene Netze betreiben. Neben diesen fünf deutschlandweit tätigen Akteuren gibt es noch eine Reihe regional tätiger Akteure wie netcologne in Köln oder m-net in München.
Bei Kabelnetzen werden die Rollen Netzbetreiber und Anbieter von Netzzugang in der Regel integriert wahrgenommen. Mit UnityMedia (tätig in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Baden-Württemberg) und Kabel Deutschland (tätig in den übrigen 13 Bundesländern) gibt es in Deutschland zurzeit zwei große Anbieter, die in einigen Bundesländern (sowie Teilgebieten in Bundesländern) Deutschlands eine Monopolstellung bei Kabelnetzen innehaben. In anderen Gebieten konkurrieren sie mit Anbietern wie Tele Columbus oder Primacom.
Nach der Übernahme von e-plus durch Telefonica Ende 2014, gibt es in Deutschland nur noch drei Betreiber von Mobilfunknetzen. Diese sind, neben Telefonica, Telekom Deutschland und Vodafone. Netzzugang über Mobilfunk wird neben den Betreibern von Mobilfunknetzen (Telefonica, Telekom Deutschland, Vodafone) von einer Vielzahl von Akteuren angeboten, die Mobilfunkkapazitäten anmieten und diese zu eigenen Konditionen anbieten. Zu diesen Akteuren gehören neben klassischen Mobilfunkprovidern wie Freenet und 1&1 beispielsweise auch die Discounter Lidl und Aldi und seit neustem viele kleinere Firmen wie WinSim und Congstar, die im Netzverbund der drei großen Mobilfunkbetreiber aggieren. Mit dem Projekt Fi tritt Google in Amerika ebenfalls als Anbieter von Zugangsdiensten über Mobilfunk mit vergleichsweise günstigen Tarifen auf. Allerdings kann dieses Angebot nur in Verbindung mit einem von Google angebotenen Smartphone genutzt werden. Es ist denkbar, dass solche Angebote seitens Google künftig auch in Deutschland gemacht werden [Goo20].
Als Alternative zum Mobilfunk wird zunehmend auch Netzzugang durch drahtloses lokales Netzwerk (Wireless Local Area NetworkWLAN) von verschiedenen Anbietern angeboten. Neben kommerziellen Angeboten etwa durch die Deutsche Telekom oder The Cloud gibt es auch nicht kommerzielle Zusammenschlüsse von Endnutzern, die ihren privaten WLAN-Zugang zugänglich machen, wie fon oder Freifunk.
Das Angebot digitaler Dienste erfolgt durch eine Vielzahl an Dienstanbietern. Während bei Suchdiensten Google mit 87 Prozent sowohl bei der Desktop-Suche als auch bei der mobilen Suche sehr dominant ist [Stat20d], sind die anderen Dienstekategorien durch eine deutlich heterogenere Struktur gekennzeichnet. Allerdings existieren sowohl bei Kommunikationsdiensten (mit Facebook) als auch bei Transaktionsdiensten (mit Amazon und Ebay) ebenfalls große Anbieter, die einen erheblichen Anteil der Nachfrage auf sich vereinen können. Insgesamt sind die Marktanteile bei den digitalen Diensten aber weniger stabil als bei Netzzugangsdiensten. Viele Dienste zeichnen sich dadurch aus, dass sie gegenüber den Endkunden keine Preise erheben und sich weitgehend über Einnahmen aus Online-Werbung finanzieren. An der Spitze bei den Werbeeinahmen steht Google mit 113,26 Milliarden amerikanischen Dollar im Jahr 2019 weltweit [Stat20e].
452539_Smartphones_2020-04-21.pngAbb. 1: Anzahl an verkauften Smartphones nach Hersteller in Mio. im 2. Quartal 2019 [eigene Darstellung nach IDC19]
Bei den Anbietern von Endsystemen gibt es insbesondere bei den mobilen Endgeräten mit Apple, Samsung und chinesischen Herstellern wie Huawei und Xiaomi eine Hand voll großer Akteure neben mehreren kleinen. Während Apple alleiniger Anbieter von Smartphones und Tablets ist, die auf dem Betriebssystem iOS beruhen, konkurriert Samsung beim Angebote mobiler Endgeräten, die auf dem (von Google maßgeblich beeinflussten) Betriebssystem Android beruhen, mit anderen Akteuren wie Huawei, Xiaomi, Oppo, Nokia und anderen Herstellern. Zudem bringt Google unter dem Namen Google Pixel eigene Smartphones auf den Markt.
Als Regulierer tritt in Deutschland die Bundesnetzagentur (BNetzA) auf. Hauptaufgabe der BNetzA ist die Kontrolle der Marktmachtstellung des dominanten Anbieters Deutsche Telekom und die Sicherung der Chancengleichheit neuer Wettbewerber. Die BNetzA gehört der Conférence Européenne des Administrations des Postes et des Télécommunications (CEPT) an, einem Zusammenschluss von europäischen Regulierungsbehörden für Telekommunikation und Post, dem aktuell 48 Mitglieder angehören.
Darüber hinaus haben internationale Gremien, die sich in erster Linie um Standardisierung kümmern, eine wichtige Funktion für digitale Angebote. Hier ist in erster Linie die Internet Society (ISOC) zu nennen, die sich allgemein um Standards für das Internet kümmert, und das World Wide Web Consortium (W3C), das Standards speziell für das World-Wide-Web erarbeitet.
Ansprechpartner
Bauhaus-Universität Weimar, Professur Verkehrssystemplanung, Prof. Dr.-Ing. Plank-Wiedenbeck
Literatur
[BNetzA18] Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen (Hrsg.) Jahresbericht 2018, 2018/12/31
[Goo20] Google (Hrsg.) Meet Google Fi, a different kind of phone plan, 2020
[IDC19] IDC Corporate USA (Hrsg.) Smartphone Shipments Decline 2.3% in the Second Quarter on Continued Challenges Across Most Major Regions, According to IDC, 2019/07/31
[Stat20d] Statista, Inc. (Hrsg.) Worldwide desktop market share of leading search engines from January 2010 to January 2020, 2020/03/25
[Stat20e] Statista, Inc. (Hrsg.) Werbeumsätze der Google-Websites weltweit in den Jahren 2001 bis 2019, 2020/02/06
Glossar
WLAN
Als Wireless Local Area Network (WLAN, deutsch: drahtloses lokales Netzwerk) wird ein lokales Funknetz und dessen verschiedene Techniken und Standards bezeichnet.
DSL
Abkürzung für Digital Subscriber Line (digitaler Teilnehmeranschluss)
Unter DSL werden Übertragungsstandards verstanden, die über einfache Kupferleitungen hohe Übertragungsraten (bis zu 1.000 Megabit pro Sekunde) ermöglichen. In Deutschland war dies lange Zeit ein Synonym für einen Breitband-Internetzugang.
xDSL bedeutet die Zusammenfassung verschiedener DSL-Verfahren.
Von VDSL (Very High Speed Digital Subscriber Line) spricht man bei Hybridnetzen aus Glasfaser- und Kupferleitungen, wobei die Glasfaser möglichst nah an den Kunden herangeführt wird, um hohe Datenübertragungsraten zu erreichen.
Cloud In der Informations- und Kommunikationsiwrtschaft wird das Internet oftmals als Wolke (Cloud) dargestellt. Von der Cloud oder dem Cloud-Computing wird daher gesprochen, wenn Daten und Anwendungen in entfernten Rechenzentren gespeichert werden, die nicht auf dem lokalen Arbeitsplatzcomputer oder Server installiert sind. Der Nutzer kann bei Bedarf jederzeit und von überall aus über ein Telekommunikationsnetz  beziehungsweise das Internet auf Daten zugreifen, das diese konfigurierbaren Rechnerressourcen, wie Netze, Server, Speichersysteme, Anwendungen und Dienste mit entsprechenden Zugriffsrechten bereitstellt.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?452539

Gedruckt am Freitag, 26. April 2024 17:20:22