Ereigniserkennung und Notfallmaßnahmen bei Unfällen mit gefährlichen Gütern
Erstellt am: 17.02.2014 | Stand des Wissens: 03.04.2020
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Bauhaus-Universität Weimar, Professur Verkehrssystemplanung, Prof. Dr.-Ing. Plank-Wiedenbeck
Bisher wurden im Rahmen Intelligenter Verkehrssysteme bei den Ereignismeldungs- und den Notfallmaßnahmen die meisten Standardisierungsarbeiten mit direktem Bezug zum Gefahrguttransport geleistet.
Hierbei werden laut [Albr12, S. 28] Bereiche des Ereignismanagements (incident management) mit folgenden spezifischen Anwendungsfällen betrachtet:

Für die Anwendungen der Ereigniserkennung und der Notfallmaßnahmen wurden bereits vielfältige Standardisierungsarbeiten geleistet, die nachfolgend aufgelistet sind.
- Im Anwendungsbereich des Straßenverkehrs existiert die Norm ISO 17687 "Datenwörterbuch und Nachrichtensätze für die elektronische Identifizierung und Überwachung von Gefahrgut / Gefahrguttransport" (Data dictionary and message sets for electronic identification and monitoring of hazardous materials/dangerous goods transportation) [Albr12, S. 29].
- Im Anwendungsbereich des Schienenverkehrs wurden die eRailFreight Notfallmaßnahmen entwickelt. Die Europäische Eisenbahnagentur (ERA) schreibt die einzuhaltenden, gemeinsamen Schnittstellen und Vorgehensweisen vor, wenn Nachrichten mit Störfallinformationen oder Frachtbriefdaten auszutauschen sind. Damit wird gewährleistet, dass der Zugriff auf alle Daten immer und von jedem Beteiligten möglich ist. Auch die von europäischen Eisenbahnunternehmen und Betreibern der Infrastruktur zu implementierenden Datenbanken folgen den durch die "Telematikanwendungen für Fracht Technischen Spezifikationen für die Interoperabilität" (TAF TSI) [ERA15] vorgegebenen Schemata. Diese beinhalten:
- Mitteilungen zu Infrastrukturbeschränkungen
- Fahrzeugreferenzdaten
- Betriebsdaten für Waggons und Intermodaleinheiten
- Beförderungsplan für Waggons und Intermodaleinheiten
- Referenzdaten, wie Standort-Identifikation (ID), Firmen-ID, Gefahrgüter und so weiter
In [HeBi14] und [HeRi00] wird auf die für sicherheitsrelevante Situationen gehörige Sensorik auch in Bezug auf Gefahrguttransporte eingegangen.
- Im Anwendungsbereich des Binnenschifffahrtsverkehrs schreibt die Kommissionsverordnung der Europäischen Union (EU) 164/2010 die Verwendung von "River Information Service" (RIS) Spezifikationen auf den Binnenwasserstraßen der Europäischen Gemeinschaft vor. Gemäß den Ausführungen in [Albr13, S. 37] unterstützt diese Spezifikation als elektronischer Nachrichtendienst den Austausch von Gefahrguttransportdaten. Hierbei muss zum Beispiel der Meldungstyp ERINOT (ERI notifications) für die Berichterstattung von gefährlicher und ungefährlicher Fracht verwendet werden, die von Binnenschiffen befördert wird. Jedoch resultiert daraus keine direkte Funktion einer Unfallmeldung.
Prinzipiell sind weitere Verbesserungen hinsichtlich einer Identifizierungsmeldung für Ereignisse und Notfälle erforderlich. Gemäß den Ausführungen von [Albr12, S. 30] ist der pan-europäische Notrufdienst emergency call (eCall) für die Ereigniserkennung und für Notfallmaßnahmen von besonderer Bedeutung. Aufgrund zusätzlich vorhandener Datenslots kann das eCall-System so modifiziert werden, dass es auch für Vorfälle mit Gefahrgütern nutzbar wäre. Erste Untersuchungen in diese Richtung sind bereits erfolgt. So wurde dafür ein "Comité Européen de Normalisation" (CEN) Work Item mit dem Titel "Intelligent transport systems - eSafety - eCall additional optional data set for heavy goods vehicles eCall" etabliert, welches im Rahmen des Projekts "Harmonised eCall European Pilot Project" (HeERO) einen eCall-Piloten auf den Weg brachte [Albr12, S. 31].