Internationalisierung im Handel
Erstellt am: 21.08.2013 | Stand des Wissens: 17.10.2024
Synthesebericht gehört zu:
Eine Vielzahl von Handelsunternehmen agiert international. Dabei lassen sich die beschaffungsseitige und die absatzseitige Internationalisierung als grundsätzliche Kernstrategien der Internationalisierung unterscheiden Waren. [Gabl13]
Die beschaffungsseitige Internationalisierung ist gekennzeichnet durch eine geografische Ausweitung der Beschaffungsfunktion auf ausländische Märkte und den verstärkten Import von Waren [Gabl13;ThBo12]. Entweder werden die Importwaren direkt von einem ausländischen Lieferanten oder indirekt über einen inländischen Importhändler, der Waren aus dem Ausland vertreibt, bezogen. Die Beweggründe für die Internationalisierung der Beschaffung können sehr unterschiedlich sein. Ein wesentliches Motiv stellen Kosteneinsparungen dar, beispielsweise durch ein deutlich niedrigeres Lohnniveau in den Beschaffungsmärkten oder durch Materialkostenvorteile. Abhängig vom Beschaffungsland betragen diese Kostenvorteile zwischen 15 und 35 Prozent. Ein weiteres Motiv ist die Verbesserung der tatsächlichen sowie der wahrgenommenen Qualität des Produktsortiments. Wenn Verbraucher geringe Kenntnisse über die Qualität eines Produktes besitzen, wird sich häufig am Herkunftsland orientiert, um die Qualität einzuschätzen. Dies wird auch als Country of Origin Effekt bezeichnet. So kann die Produktqualität von positiven oder negativen Vorurteilen beeinflusst werden. Einen weiteren Beweggrund stellt die Differenzierung des Sortiments dar. Handelsunternehmen können durch die Beschaffung ausländischer Produkte ihr Warenangebot erweitern und damit attraktiver gestalten. Unterschiedliche Entwicklungen fördern zusätzlich die Internationalisierung der Beschaffung im Handel. Hierzu zählen unter anderem die Verbreitung moderner Kommunikationstechnologien, steigendes Produktions-Know-how der Lieferanten in Niedriglohnländern, die anhaltende Liberalisierung und Deregulierung des Welthandels, grenzüberschreitende Standardisierungen zum Beispiel von akzeptierten Produkt- und Warengruppenbeschreibungen, die weltweit eine eindeutige Artikelidentifizierung ermöglichen, internationale Qualitätssicherungssysteme, die anhaltende Konsolidierung des europäischen Einzelhandels sowie niedrige Transportkosten in Relation zu den Gesamtkosten. [ThBo12]
Die absatzseitige Internationalisierung bezeichnet die von Handelsunternehmen betriebene internationale Expansion in neue Absatzmärkte. Sie wird im Wesentlichen durch das Ziel des Umsatzwachstums bestimmt. [Swob12] Es sollen neue Märkte erschlossen und dadurch den begrenzten Wachstumsmöglichkeiten in gesättigten Heimatmärkten entgegengewirkt werden. Die absatzseitige Internationalisierung wird durch eine marktübergreifend zu beobachtende Angleichung von Verbraucherbedürfnissen begünstigt, die eine Übertragung heimischer Warenangebote und Geschäftsmodelle auf ausländische Märkte ermöglicht. [Swob12] Aktuell wird die Internationalisierung insbesondere im Online-Handel thematisiert. In der Untersuchung Cross-Border-E-Commerce haben die Industrie- und Handelskammern (IHKs) und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) gemeinsam mit dem an der Universität Regensburg ansässigen Institut ibi research eine bundesweite Unternehmensbefragung zum Verkauf von Waren ins Ausland und den damit verbundenen Hürden durchgeführt. Etwa 51 Prozent der befragten Unternehmen verkaufen aktiv Produkte und Dienstleistungen im Ausland, während weitere 23 Prozent Aufträge aus dem Ausland annehmen. Insbesondere große Firmen und Industrieunternehmen verkaufen aktiv im oder ins Ausland. Unternehmen, die auf einen Auslandsvertrieb verzichten, nennen vor allem hohe Versandkosten und rechtliche Unsicherheiten als Hürden. Zudem werden die Zollabwicklung, der Steueraufwand und der Zeitmangel als Herausforderung genannt. Trotz dieser Hürden wird der Eintritt in internationale Märkte als große Chance gesehen, die erhebliche Umsatzpotenziale bieten kann. [DIHK22]
Beide Kernstrategien der Internationalisierung haben eine Logistik- und Transportrelevanz. Sie führen aufgrund der zunehmenden räumlichen Trennung von Beschaffungs- und Absatzmärkten zu einer Zunahme internationaler Warenströme und damit zur Erhöhung der Transportentfernungen im Einzelhandel. Somit kommt der Logistik eine steigende Bedeutung zu. Logistikkosten beeinflussen verstärkt die Wettbewerbsposition eines Handelsunternehmens. [Mors12] In diesem Zusammenhang rückt die effizientere Gestaltung der logistischen Prozesse in den Fokus. Einige Unternehmen versuchen gezielt ihre internationalen Beschaffungsströme zu konsolidieren und über konkrete Bestimmungshäfen zu leiten, um einen effizienten Nachlauf mittels massenleistungsfähiger Verkehrsmittel wie der Bahn oder dem Binnenschiff zu ermöglichen.
Für Logistikdienstleister ergibt sich durch die zunehmende Internationalisierung die Notwendigkeit zur Spezialisierung. Laut der Studie "Trends und Strategien in Logistik und Supply Chain Management - Chancen der digitalen Transformation" der Bundesvereinigung Logistik aus dem Jahr 2017 ist es wahrscheinlich, dass große internationale Logistikunternehmenzunehmend die bisherigen Aufgaben von Logistikdienstleistern übernehmen werden. Demnach sollen sich kleinere Speditions- und Frachtunternehmen auf Nischenmärkte fokussieren. [BVL17]
Als Folgen der Internationalisierung gelten unter anderem eine Zunahme der Komplexität sowie des Risikos der Märkte. Für Unternehmen werden mehr Standorte mit einer entsprechenden Anzahl an Zulieferern, länderspezifische Produkt- und Verpackungsvarianten, andere Vertriebskanäle sowie insgesamt mehr Teilenummern notwendig. Durch globale Ereignisse wie Naturkatastrophen, Kriege oder Pandemien entstehen neue Herausforderungen für die Logistik, die darüber hinaus von den allgemeinen Unzuverlässigkeiten globaler Logistikstrukturen begleitet werden. [Hand13]
Als Folgen der Internationalisierung gelten unter anderem eine Zunahme der Komplexität sowie des Risikos der Märkte. Für Unternehmen werden mehr Standorte mit einer entsprechenden Anzahl an Zulieferern, länderspezifische Produkt- und Verpackungsvarianten, andere Vertriebskanäle sowie insgesamt mehr Teilenummern notwendig. Durch globale Ereignisse wie Naturkatastrophen, Kriege oder Pandemien entstehen neue Herausforderungen für die Logistik, die darüber hinaus von den allgemeinen Unzuverlässigkeiten globaler Logistikstrukturen begleitet werden. [Hand13]