Nutzendimensionen der Fahrgastpräferenzen im Schienenpersonenfernverkehr
Erstellt am: 02.05.2013 | Stand des Wissens: 10.05.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Die Aufnahme von Indikatoren möglichst aller materiellen sowie immateriellen Infrastrukturbestandteile eines Eisenbahnverkehrsangebots (zum Beispiel Fahrwege, Bahnhöfe, Fahrpläne, Preise) sowie deren Zusammenfassung zu einem Bewertungsindex steigern die Aussagekraft der Ergebnisse von Erreichbarkeitsbetrachtungen [Bung11]. Dabei weisen multimodale Berechnungsmodelle der individuellen Erreichbarkeitsmessung durch die Einbeziehung der Nutzendimension von Fahrgast-Präferenzen theoretische wie empirische Vorteile gegenüber der Verwendung konventioneller Modelle auf, die mit unimodalen Indikatoren arbeiten. Im Rahmen mikroökonomischer Modelle kann dabei durch die Berücksichtigung sogenannter nutzenbasierter Indikatoren die individuelle Verkehrsmittelwahl und Mobilität realitätsnah abgebildet werden [HeBo12]. "Diese Indikatoren beschreiben Erreichbarkeit als Ergebnis einer Auswahl aus alternativen Transportmöglichkeiten" [EvEb11].
Die Fahrgastpräferenzen im Schienenpersonenfernverkehr (SPFV) führen zusammen mit der physischen Verfügbarkeit der materiellen Eisenbahninfrastruktur (zum Beispiel Verfügbarkeit eines Bahnhofs) und der immateriellen Infrastruktur (gegebenes Fahrtenangebot spezifiziert durch Fahrplan, Tarif und Service) zu einer entsprechenden Nutzungsentscheidung. Sie beantworten letztlich die Fragestellungen der individuellen Verbindungsauswahl. Die empirische Erfassung des Verhaltens von Individuen bei der Auswahl von Zugverbindungen wird durch den Ansatz der Nutzenmaximierung erklärt. Dabei wird davon ausgegangen, dass nicht unbedingt nur die beispielsweise schnellste oder günstigste Verbindung zur Wahl eines bestimmten Zugangebots führt, sondern weitere individuelle und daher nur sehr aufwendig und schwer zu erfassende Qualitätskriterien eine Rolle bei der Entscheidungsfindung spielen [HeBo12]. Die DIN EN 13816 - Servicequalität im Öffentlichen Personenverkehr - gibt grundsätzliche, für die Wahrnehmung der erbrachten Leistung durch die Kunden wesentliche Beurteilungskategorien für die Dienstleistungsqualität vor:
- Verfügbarkeit
- Zugänglichkeit
- Information
- Zeit
- Kundenbetreuung
- Komfort
- Sicherheit
- Umwelteinflüsse
Im Rahmen dieser allgemein gültigen Qualitätskriterien haben verschiedene wissenschaftliche Studien Fahrgastpräferenzen in Form von gewichteten Nutzendimensionen für den SPFV spezifiziert. Beispielhaft sind in Abbildung 1 die Ergebnisse einer im Auftrag des Bundesverbands der Verbraucherzentralen und Verbraucherverbände (Verbraucherzentrale Bundesverband e. V.) durchgeführten Studie zum Thema "Verbrauchererwartungen an Dienstleistungsqualität im Bahnverkehr" abgebildet.