Begegnungsverkehre / Traileryard-Konzept
Erstellt am: 30.08.2012 | Stand des Wissens: 20.09.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. T. Blecker
Technische Universität Hamburg - Institut für Logistik und Unternehmensführung
Um die Effizienz an der Rampe zu steigern, werden von Unternehmen immer häufiger das Traileryard-Konzept und das sogenannte Trucking eingesetzt [BAG11]. Entstanden ist dieser Lösungsansatz im Automobilsektor. Hier wurde das Konzept schon vor mehreren Jahren eingeführt und hat sich als erfolgreich bewiesen, da die Abfertigung an den Rampen deutlich effizienter gestaltet werden kann und auch Verbesserungen für die Kraftfahrer ermöglicht. Dies hängt primär mit der Prozesszeit bei der Abfertigung, also beim Be- und Entladen, zusammen. Die einzuhaltenden Zeitvorgaben der Transportunternehmen sind hierdurch aus der Sicht des Kraftfahrers besser realisierbar, da insbesondere die gesetzlichen Warte- und Ruhepausen gut planbar und durchführbar sind.
Der traditionelle Begegnungsverkehr ist so definiert, dass zwei Fahrzeuge (auch mehrere Fahrzeuge sind denkbar) die Waren auf räumlich gegenläufigen Touren transportieren, sich auf zum Beispiel der halben Strecke treffen, um die jeweils andere Ladung wieder zu ihrem Startpunkt zurück transportieren. Nur so ist es in vielen Fällen möglich, für die Fahrer eine Ein-Tag-Tour zu planen. Jedoch führt dieses Konzept in vielen Fällen zu notwendigen Umwegen und aufgrund des Ladungsaustausches zu einem erhöhten Zeitbedarf. Um diesen Zeitbedarf zu minimieren, wird in den meisten Fällen der Warenaustausch so geplant, dass nicht die Ware an sich getauscht wird, sondern Fahrzeuge bzw. deren Wechselaufbauten.
Das Traileryard-Konzept und das Trucking sind Spezialformen des Begegnungsverkehrs. Es basiert auf einem Pool von Trailern (Sattelaufliegern), die von einem oder mehreren Unternehmen in diesem Pool nach vereinbarten Regeln ausgetauscht werden. Im Gegensatz zu dem traditionellen Begegnungsverkehr wird bei den beiden Spezialformen die Ware nicht auf der Strecke vom Absender zum Empfänger, sondern auf dem Gelände des Empfängers selbst ausgetauscht. Die Auflieger befinden sich an einem Sammelpunkt, dem sogenannten Traileryard. Der Traileryard ist ein Umschlagsort für Container und Wechselaufbauten. Im Allgemeinen stehen die auszutauschenden Wechselaufbauten bereit, sodass unmittelbar nach dem Abladen der neue Wechselaufbau beladen und die Route fortgesetzt werden kann. Das jeweilige Be- und Entladen vor Ort wird beim Traileryard-Konzept durch den Empfänger selbst oder einen von ihm beauftragten Dienstleister durchgeführt [Bals04, S.76]. Der Unterschied zum Trucking besteht darin, dass das Be- und Entladen durch den Versender, der ein Fahrzeug zur Be- und Entladung beim Empfänger stationiert hat, durchgeführt wird. Bei beiden Konzepten sind somit die Lkw-Anlieferungsprozesse von den Lkw-Entladungsprozessen entkoppelt. Die Zulieferung zwischen dem Versender und Empfänger erfolgt in der Regel im Direktverkehr. Nach der Ankunft des Lkws im Werk fährt dieser den vom Wareneingang zugewiesenen freien Trailerplatz an und entkoppelt seinen Sattelauflieger. Anschließend übernimmt der Kraftfahrer mit seinen Lkw beziehungsweise der Zugmaschine einen bereits zur Abholung bereit gestellten Leergutrailer [Klug10, S.339]. Eine notwendige Voraussetzung für die Umsetzung des Traileryard-Konzepts ist die Verfügbarkeit einer ausreichenden Anzahl an freien Stellflächen.