Neubürgerberatung zur Stärkung des Umweltverbundes in München
Erstellt am: 21.06.2011 | Stand des Wissens: 01.03.2019
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Nach einem Umzug wird der Verkehrsteilnehmer mit veränderten Bedingungen am neuen Wohnort konfrontiert und muss sich mit diesen auseinandersetzen. In einer "veränderungssensiblen Phase" sind Menschen offen für mobilitätsbezogene Informationen.
Die Aufgabenträger und die Verkehrsunternehmen erhoffen sich von den Neubürgern ein bewussteres Verkehrsverhalten. Deshalb wurden Neubürgerberatungspakete zur Information von umgezogenen Bürgern entwickelt, um sie zu beraten und willkommen zu heißen. Informationen wie Öffnungszeiten und Kontaktdaten wichtiger öffentlicher Einrichtungen, Stadtplan und Mobilitätsinformationen können zum Beispiel direkt bei der Neuanmeldung im Bürgeramt mit ausgegeben werden [LeitfInterde10].
In München wurde im Rahmen eines Pilotprojektes mit Hilfe einer mehrstufigen Dialogmarketingkampagne das Mobilitätsverhalten von Münchner Neubürgern evaluiert [IV08]. Anhand einer Stichprobe von 5.000 Neubürgern konnten Erfahrungen und Erkenntnisse über die Wirkungen von Neubürgerberatungen abgeleitet werden. Hierbei wurde der Gruppe der Neubürger mit Mobilitätsberatung eine Gruppe Neubürgern ohne Beratung (Kontrollgruppe) gegenübergestellt, so dass über den Vergleich des Mobilitätsverhaltens mit und ohne Neubürgerberatung Wirkungen analysiert werden konnten.
Das Pilotprojekt wurde von der Stadt München und der Münchner Verkehrsgesellschaft mbH (MVG) in Auftrag gegeben. Der Mobilitätsordner, den ausgewählte Neubürger erhalten haben, beinhaltete die Tarifpläne des Münchner Verkehrsverbunds (MVV), einen Mobilitätsplan, den Münchner Radlstadtplan sowie Informationen über Angebote von Carsharing und Call a Bike. Über Servicekarten konnten individuell weitere Informationen über beispielsweise das Nachtliniennetz oder über Bike+Ride Angebote angefordert werden. Der Mobilitätsordner war geordnet nach Rubriken wie "Öffentliche Verkehrsmittel", "Rad und Fuß", "Auto" und weiteren.
Die Durchführung war wie folgt aufgebaut:
- Schritt: Erstaussendung. Mobilitätsbroschüre, Bestellmöglichkeiten für standardisiertes und individuelles Infomaterial sowie Testticket
- Schritt: Motivation. Motivationsanruf bei den Neubürgern, die die Servicekarte nicht zurückgeschickt haben
- Schritt: Aussendung. Zusendung des schriftlich oder telefonisch angeforderten Infomaterials und gegebenenfalls Testticket
- Schritt: Vertiefung. Testticketnutzer nach Ablauf der Testticketphase: Zufriedenheit? Wünsche? Anregungen? Häufigere Nutzung des Öffentlichen Verkehrs (ÖV) vorstellbar? Weiteres Infomaterial?
- Schritt: Aussendung. Zusendung Infomaterial und gegebenenfalls Abovertrag
- Schritt: Beratungsgespräch.
Bewertung der Maßnahme: Die Maßnahme hat sich bewährt. Die Evaluation hat gezeigt, dass Neubürger mit Mobilitätsberatung den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) häufiger nutzen als Neubürger ohne Beratung. Zu prüfen sind die Ursachen des Rückgangs von Rad- und Fußgängerverkehr. In jedem Fall sollte der Umwelt- und Mobilitätsverbund als Ganzes beworben werden.
Der Mobilitätsordner und die Materialen mit dem Schnupperticket zählten zu den wichtigsten Bausteinen der Kampagnen. Als ausschlaggebend für die Verhaltensänderungen wurde jedoch die telefonische Beratung eingeschätzt. Erst das persönliche Gespräch mit dem Mobilitätsberater im Call Center führte zu Bestellung von ÖPNV-Abos.