Nachwuchsgewinnung für die deutsche Seeschifffahrt
Erstellt am: 27.01.2003 | Stand des Wissens: 11.10.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Um das Schifffahrts-Know-how in Deutschland zu erhalten und zu entwickeln, ist es neben der Bereitstellung von Ausbildungsplätzen und finanzieller Förderung wichtig, interessierten seemännischen Nachwuchs zu gewinnen. Es muss dem Problem begegnet werden, dass nur wenige Jugendliche einen beruflichen Werdegang in der Seeschifffahrt wählen. Dem Verband Deutscher Reeder zufolge belief sich die Anzahl der Neueinsteiger bei der seemännischen Ausbildung, die im Jahr 2023 ihre berufliche Laufbahn im Bereich der Seeschifffahrt begonnen, auf insgesamt 418 Personen [VDR23a]. Dabei umfasst diese Zahl Auszubildende zum Schiffsmechaniker, zum nautischen und technischen Offiziersassistenten, zum schiffsbetriebstechnischen Assistenten sowie Quereinsteiger und Praxissemesterstudenten. Geht man davon aus, dass nicht alle Auszubildende die Ausbildung erfolgreich abschließen und viele die Beschäftigung an Bord bald wieder aufgeben und in Tätigkeiten an Land wechseln, so wird deutlich, dass der Bestand an Schifffahrts-Know-how in Deutschland gefährdet ist.
Um die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen in der Schifffahrt zu steigern, muss in erster Linie das Berufsbild des Seemanns in der Öffentlichkeit in erheblichem Umfang verbessert werden. Mögliche Maßnahmen wären Werbekampagnen, gemeinsame Aktionen mit den Arbeitsämtern und Informationsveranstaltungen in Form von Ausstellungen in Schulen oder Jugendzentren. Auch der Verband Deutscher Reeder hat diese Notwendigkeit erkannt und sich für die nächsten Jahre zum Ziel gesetzt, das Interesse und die Begeisterung junger Menschen für die Seeschifffahrt zu wecken, damit qualifizierte Bewerber in ausreichender Anzahl für eine Karriere in der Seeschifffahrt zu Verfügung stehen [VDR10, S. 87].
Auf der Hamburger Messe Shipbuilding, Machinery and Marine Technology (SMM) machte der Verband Deutscher Reeder in Kooperation mit anderen Verbänden über die "ThinkIng"-Kampagne 150 Jugendliche mit den Karrieren in der maritimen Wirtschaft vertraut. Auch jüngeren Schülern wurde durch die Aktion "Technik für Kinder - Faszination Schiff" die Seeschifffahrt nähergebracht [VDR10, S. 92]. Zudem bietet der VDR ein Ferienfahrer-Programm an, bei dem Schüler und Schülerinnen ab dem 16. Lebensjahr in den Sommerferien Erfahrungen an Bord sammeln können [VDR21].
Wichtig ist, dass derartige Kampagnen professionell durchgeführt werden, da vor dem Hintergrund des Wettbewerbs der Branchen, geeigneten Nachwuchs zu akquirieren, die Professionalität meist ausschlaggebend für den Erfolg der Maßnahmen ist [PwC00, S. 90-92]. Bereits seit einigen Jahren bestehen mehr Ausbildungsplätze als Bewerber, weshalb in zahlreichen Berufen nicht alle Stellen besetzt werden konnten [BUND10b].