Bahnbörsengang
Erstellt am: 23.03.2010 | Stand des Wissens: 10.09.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch
M-Five GmbH Mobility, Futures, Innovation, Economics
Seit Ende der 1990er Jahre ist ein möglicher Börsengang der Deutschen Bahn immer intensiver diskutiert worden. Im Zentrum der Diskussion stand lange die Frage, ob die Bahn materiell privatisiert werden soll. Auf konkrete Privatisierungsmodelle - der Frage des wie - wurde erst viel später eingegangen. Dabei entscheiden die Organisationsform der Privatisierung und die damit verbundene Trennung der öffentlichen und privatwirtschaftlichen Interessen maßgeblich über deren Erfolg [MON09]. Die Vor- und Nachteile verschiedener Privatisierungsvarianten wurden ausgiebig in diversen Studien analysiert (siehe zum Beispiel [BAHa06], [BMBF04]).
Im November 2006 einigte sich die Koalition aus den Unionsparteien und der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) grundsätzlich auf eine Teilprivatisierung der Bahn bis zum Jahr 2009. Im Juli 2007 wurde von der Bundesregierung ein Gesetzesentwurf zur Neuorganisation der Bahn vorgelegt. Dieser wurde jedoch von den Bundesländern als in großen Teilen verfassungswidrig angefochten. Die geplante Teilprivatisierung wurde daraufhin vom Bundesrat zurückgewiesen. Nach einem Parteitag im Oktober 2007 schlug die SPD einen Kompromiss vor, der eine Teilprivatisierung über stimmrechtslose Aktien vorsah. Kurz später wurden die Pläne zugunsten eines Finanzholding-Modells geändert. Hiernach sollten sich Investoren am Personen- und Güterverkehr mit bis zu 49,9 Prozent beteiligen können. Auf einem Parteitag der SPD im April 2008 wurde der Prozentsatz auf 24,9 Prozent reduziert. Am 28. April 2008 wurde das 24,9-Prozent-Privatisierungsmodell vom Bundeskabinett verabschiedet.
Die nachfolgende Abbildung zeigt die geplante Verteilung der Aktienanteile nach dem Börsengang:
Im November 2006 einigte sich die Koalition aus den Unionsparteien und der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) grundsätzlich auf eine Teilprivatisierung der Bahn bis zum Jahr 2009. Im Juli 2007 wurde von der Bundesregierung ein Gesetzesentwurf zur Neuorganisation der Bahn vorgelegt. Dieser wurde jedoch von den Bundesländern als in großen Teilen verfassungswidrig angefochten. Die geplante Teilprivatisierung wurde daraufhin vom Bundesrat zurückgewiesen. Nach einem Parteitag im Oktober 2007 schlug die SPD einen Kompromiss vor, der eine Teilprivatisierung über stimmrechtslose Aktien vorsah. Kurz später wurden die Pläne zugunsten eines Finanzholding-Modells geändert. Hiernach sollten sich Investoren am Personen- und Güterverkehr mit bis zu 49,9 Prozent beteiligen können. Auf einem Parteitag der SPD im April 2008 wurde der Prozentsatz auf 24,9 Prozent reduziert. Am 28. April 2008 wurde das 24,9-Prozent-Privatisierungsmodell vom Bundeskabinett verabschiedet.
Die nachfolgende Abbildung zeigt die geplante Verteilung der Aktienanteile nach dem Börsengang:
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Die Deutsche Bahn AG steht als Holding-Gesellschaft an der Spitze des Konzerns und befindet sich zu 100 Prozent im Eigentum des Bundes. Nach dem Börsengang wäre die DB an den Tochtergesellschaften der Eisenbahninfrastruktur (DB Netz AG sowie DB Station & Service AG) weiterhin zu 100 Prozent beteiligt - dies gewährleistet, dass das Gleisnetz und die Bahnhöfe vollständig im Bundeseigentum verbleiben. Die derzeitigen Eisenbahnverkehrsunternehmen (DB Schenker Rail, DB Fernverkehr AG und DB Regio AG) sind seit dem 6. Februar 2008 mitsamt ihrer Dienstleistungen in der DB Mobility Logistics AG als neue Holding-Gesellschaft für Verkehr und Logistik zusammengefasst. An dieser Gesellschaft könnten sich private Investoren mit bis zu 24,9 Prozent beteiligen. Der restliche Anteil von 75,1 Prozent würde im Besitz der DB AG und somit des Bundes verbleiben.
Anfang Oktober 2008 gab die Bundesregierung bekannt, den für den 27. Oktober 2008 geplanten Börsengang der Bahn aufgrund der eingetretenen Finanzkrise und den damit verbundenen niedrigeren Verkaufserlösen auf unbestimmte Zeit zu verschieben.
Anfang Oktober 2008 gab die Bundesregierung bekannt, den für den 27. Oktober 2008 geplanten Börsengang der Bahn aufgrund der eingetretenen Finanzkrise und den damit verbundenen niedrigeren Verkaufserlösen auf unbestimmte Zeit zu verschieben.
Im zweiten Quartal 2016 beschloss der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn, die Logistiktochter DB Schenker und die Nahverkehrstochter Arriva teilweise zu verkaufen. 40 bis 45 Prozent beider Unternehmen sollte an die Londoner Börse gebracht werden. Dadurch erhoffte sich das Unternehmen Einnahmen in Milliardenhöhe, nachdem 2015 das erste Mal seit zwölf Jahren ein Verlust in der Jahresbilanz gestanden hatte. Langfristig sollten die Schulden der Bahn auf 19 Milliarden Euro begrenzt werden. Eine Finanzspritze durch den Bund im Herbst 2016 machte das Vorhaben bereits fraglich. Komplett abgesagt wurde der Börsengang dann am Jahresende 2016. Begründet wurde dies durch den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union und den dadurch verbundenen Kursverlust des britischen Pfunds [Handelsblatt16][Wiwo16].