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Bestehender Forschungsbedarf der Brennstoffzellentechnologie

Erstellt am: 23.03.2010 | Stand des Wissens: 01.12.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.

Die Technologie des Brennstoffzellenantriebs wird bereits heute vereinzelt in Fahrzeugen eingesetzt. Für einen breiteren Einsatz besteht jedoch noch immer ein erhöhter Forschungsbedarf. Aufgrund dessen werden im Folgenden verschiedene Forschungsbereiche mit beispielhaften Projekten benannt.
Forschungsbedarf besteht im Bereich zur Reduktion der Material- und Herstellkosten fur die Komponenten der Polymerelektrolytbrennstoffzelle (PEM-Brennstoffzelle) und der Systemkomponenten notwendig. Gemäß einer Analyse der NOW-GmbH ist der größte Kostentreiber im PEM-Stack (Stapel aus Brennstoffzellen) die Membran-Elektroden-Einheit (MEA), mit größerem Abstand gefolgt von der Bipolarplatte (BPP) und anschließend der Gasverteilschicht [FüGr22, S.5]. Die MEA sorgt für die katalytische Umsetzung der Reaktionsgase, sowie gleichzeitig für die elektrische Isolation der BPP und die Gleichverteilung der Medien. Um den Wasserstoff mit dem Sauerstoff zur Reaktion zu bringen, wird ein Katalysator genutzt, wofür der teure Stoff Platin eingesetzt wird. An einem Austausch des Katalysatormaterials wird derzeit geforscht. So wird beispielsweise der Einsatz von Mangan untersucht [enar23; Wint23]. Derzeit macht die MEA zwischen 40 und 75 Prozent der Gesamtkosten eines PEM-Stacks aus. Eine Steigerung der Produktionsstückzahlen bietet zudem Kostensenkungspotentiale [FüGr22]. Außerdem besteht die Protonenaustauschmembran in der MEA aus Perfluorsulfonsäure (PFSA), welches in der Kritik steht, schädlich zu sein. Am Einsatz von umweltverträglicheren Materialien wird derzeit geforscht [BMBF23].
Weiterhin forscht das Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung zusammen mit mehreren Partnern im Rahmen des Forschungsprojektes H2BlackForest wird im Teilprojekt FastPeM an einer innovativen Qualitätsprüfung für die Brennstoffzellen-Stacks [Fraun23b]. Dies dient dazu, die Produktion von Brennstoffzellen weiter zu automatisieren.
Brennstoffzellen für Nutzfahrzeuge erfordern außerdem vergleichsweise hohe Lebensdauern. Auch hier besteht ein weiterer Forschungsbedarf, um die Lebensdauer zu verlängern. Im Rahmen des Forschungsprojektes CORAL-HD sollen neue, langzeitstabile Materialien für Brennstoffzellen-Elektroden entwickelt werden.
Zudem besteht auch weiterer Forschungsbedarf bezüglich der Wasserstoffspeicherung. So werden beispielsweise neben der Speicherung in der reinen Form auch andere chemische und physikalische Speicherungsmöglichkeiten untersucht [PrAl17; GroSe22]. Auch der Transport und die Verteilung bleiben weiterhin offen. Hier sind weitere Investitionsmaßnahmen notwendig [Sici23, S.1144]. Dies führt zu einem Henne-Ei-Problem: je mehr Infrastruktur vorhanden, desto mehr Fahrzeuge werden produziert (was zu notwendigen Kostensenkungen führt), gleichzeitig wird die Infrastruktur in der Regel nur weiter ausgebaut, sofern Fahrzeuge zur Abnahme auf dem Markt bestehen [UnBr16]. Es sind daher weitere Investitionsmaßnahmen notwendig [Sici23, S.1144].
Nicht zuletzt können die Art und Erzeugung sowie die damit verbundenen Kosten des Wasserstoffs für die Wettbewerbsfähigkeit der Technologie von Relevanz sein [NPM21].
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Grundlagen der Elektromobilität (Stand des Wissens: 08.12.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?426933
Literatur
[BMBF23] Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.) Beyond-PFSA: Fluorfreie Membranen für PEM-Brennstoffzellen, 2023
[enar23] enargus (Hrsg.) Brennstoffzellen und Wasserstoff, 2023
[Fraun23b] Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA (Hrsg.) Innovative Technik für die Qualitätsprüfung von Brennstoffzellen, 2023/06/06
[FüGr22] Daniel Führen, Myron Graw, Léonard Kröll, Jan Ilsemann, Martin Robinius, Patrick Wienert, Martin Aretz, Henning Janssen, Marlin Kersting, Clemens Müller Wertschöpfungskette Brennstoffzelle, 2022/02
[GroSe22] Ulf Groos, Malte Semmel, Achim Schaadt, Stefan Bürger, Felix Horch, Johannes Geiling, Richard Öchsner, Gunther Kolb, Jonathan Köhler Hydrogen technologies in mobility and transportation, veröffentlicht in Hydrogen Technologies, Springer, Cham, 2022, Online-Referenz doi:10.1007/978-3-031-22100-2_6, ISBN/ISSN 978-3-031-22100-2
[NPM21] Nationale Plattform Zukunft der Mobilität, , Arbeitsgruppe 4 Sicherung des Mobilitäts- und Produktionsstandortes, , Batteriezellproduktion, Rohstoffe und Recycling, Bildung und Qualifizierung Positionspapier Brennstoffzelle, 2021/03
[PrAl17] Patrick Preuster, Alexander Alekseev, Peter Wasserscheid Hydrogen Storage Technologies for Future Energy Systems, 2017/06, Online-Referenz doi:10.1146/annurev-chembioeng-060816-101334
[Sici23] Hermann Sicius Brennstoffzellen, veröffentlicht in Handbuch der chemischen Elemente , Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg, 2023/07/29, Online-Referenz doi:10.1007/978-3-662-65664-8_22, ISBN/ISSN 978-3-662-65663-1
[UnBr16] Thomas von Unwerth, Nana Brink Henne-Ei-Problem behindert den Fortschritt , 2016/08/16
[Wint23] Johannes Winterhagen, Edelmetall verpulvern, 2023/05/02
Glossar
O2
= Sauerstoff. Im Normzustand ist Sauerstoff ein farbloses, geruchloses und geschmackloses Gas. Es ist sehr reaktiv, fast jedes chemische Element, abgesehen von Edelgasen, reagiert mit Sauerstoff, um Verbindungen zu bilden.
Sauerstoff ist von großer Bedeutung, weil er wesentlich an den Atmungsprozessen der meisten lebenden Zellen und an Verbrennungsprozessen beteiligt ist. Es ist das am häufigsten vorkommende Element der Erdkruste. Die Luft besteht zu fast einem Fünftel (Volumen) aus Sauerstoff. Ungebundener gasförmiger Sauerstoff besteht normalerweise aus einem zweiatomigen Molekül (O2), es gibt ihn aber auch in dreiatomiger Form (O3,) besser bekannt unter dem Begriff Ozon.
H2 Wasserstoff ("H2" = grch.-lat. für hydrogenium "Wassererzeuger") ist das chemische Element mit der Ordnungszahl 1. Wasserstoff stellt sowohl bezogen auf die Masse (75%) als auch bezogen auf die Zahl der Teilchen (91%) das häufigste aller im All vorkommenden Elemente dar. Wasserstoff ist ein farb- und geruchloses Gas welches in der Natur aufgrund der hohen Reaktivität nicht in seiner elementaren Form vorkommt. Wasserstoff liegt gebunden in Form von Erdöl und Erdgas, in Mineralien, in Biomasse, aber vorwiegend in Form von Wasser vor. Wasserstoff ist somit ein Sekundärenergieträger (Energiespeicher)und muss erst aus den oben genannten fossilen oder nicht fossilen Primärenergieträgern unter Einsatz von zusätzlicher Energie hergestellt werden.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?298196

Gedruckt am Sonntag, 28. April 2024 18:05:28