Das Ausflaggungsproblem in der deutschen Handelsflotte
Erstellt am: 21.01.2003 | Stand des Wissens: 15.05.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Aufgrund nachteiliger Wettbewerbsbedingungen unter deutscher Flagge entscheiden sich Reeder dazu, ihre Schiffe unter ausländischer Flagge fahren zu lassen. Dadurch sind sie in der Lage, Personalkosten und Steuerbelastungen zu verringern. Dies führt zur Verringerung des Bestandes an Schiffen unter deutscher Flagge und zum Wegfall von Bordarbeitsplätzen für deutsche Seeleute. Weitere Folgen können Minderungen der Wertschöpfung an Land, der Verlust von Seeschifffahrts-Know-How und Imageverluste für den Seeschifffahrtsstandort Deutschland sein. Um dem Trend des Ausflaggens entgegen zu wirken, bestehen Handlungsoptionen auf folgenden Gebieten:
- Attraktivitätssteigerung der deutschen Flagge durch gezielte Fördermaßnahmen;
- Senkung der Lohn- und Lohnnebenkosten von Bordpersonal;
- Harmonisierung und Durchsetzung von Sicherheitsstandards.
Für die Registrierung der Schiffe und die Wahl der Flagge stehen deutschen Reedern grundsätzlich folgende Möglichkeiten zur Wahl:
- Eintragung ins deutsche Schiffsregister und Führen der deutschen Flagge;
- Eintragung ins Internationale Schiffsregister (ISR, Zweitregister) und Führen der deutschen Flagge;
- Eintragung ins deutsche Schiffsregister und befristete Führung einer ausländischen Flagge;
- Eintragung in ein ausländisches Schiffsregister und Führen einer ausländischen Flagge.
Sowohl die Eintragung ins deutsche Schiffsregister als auch das Führen der deutschen Flagge sind an bestimmte Bedingungen geknüpft. So enthält das Flaggenrechtsgesetz Bestimmungen zum Sitz der Reederei und die Schiffsbesetzungsverordnung regelt die erforderliche Besetzung bestimmter Positionen an Bord von Schiffen unter deutscher Flagge mit EU-Seeleuten [FlRG; SchBesV].
Im Rahmen des Bündnisses für Ausbildung und Beschäftigung in der deutschen Seeschifffahrt (Maritimes Bündnis) hatten die deutschen Reeder zugesichert, bis Ende 2008 mindestens 500 Schiffe unter deutscher Flagge international zu betreiben, dieser Bestand sollte 2009/10 auf 600 steigen. Ende des Jahres 2008 waren es 508 Schiffe (Monitoringschiffsbestand) [BMWi09c, S. 11]. Im Verlauf der Schifffahrtskrise sank die Zahl der registrierten Frachtschiffe auf 351 in 2015. Befristet unter fremder Flagge fuhren zu dieser Zeit 2.642 Schiffe [BSH15]. Stand Dezember 2022 sind 278 Handelsschiffe in Deutschland registriert, während 1.430 Schiffe unter ausländischer Flagge fahren [BSH22]. Der Verband Deutscher Reeder hatte 2012 eine Stiftung eingerichtet, welche die Ausbildung und Qualifizierung von Besatzungsmitgliedern auf deutschen Schiffen sichern soll. Für deren Förderung werden die Gebühren, die ein Schiff bei einem temporären Flaggenwechsel leisten muss, verwendet. [VDR19].
Im Rahmen des Bündnisses für Ausbildung und Beschäftigung in der deutschen Seeschifffahrt (Maritimes Bündnis) hatten die deutschen Reeder zugesichert, bis Ende 2008 mindestens 500 Schiffe unter deutscher Flagge international zu betreiben, dieser Bestand sollte 2009/10 auf 600 steigen. Ende des Jahres 2008 waren es 508 Schiffe (Monitoringschiffsbestand) [BMWi09c, S. 11]. Im Verlauf der Schifffahrtskrise sank die Zahl der registrierten Frachtschiffe auf 351 in 2015. Befristet unter fremder Flagge fuhren zu dieser Zeit 2.642 Schiffe [BSH15]. Stand Dezember 2022 sind 278 Handelsschiffe in Deutschland registriert, während 1.430 Schiffe unter ausländischer Flagge fahren [BSH22]. Der Verband Deutscher Reeder hatte 2012 eine Stiftung eingerichtet, welche die Ausbildung und Qualifizierung von Besatzungsmitgliedern auf deutschen Schiffen sichern soll. Für deren Förderung werden die Gebühren, die ein Schiff bei einem temporären Flaggenwechsel leisten muss, verwendet. [VDR19].