Ecocombi in Baden-Württemberg
Erstellt am: 03.07.2007 | Stand des Wissens: 23.12.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig
Auch in Baden-Württemberg wurden Modellversuche mit Gigalinern durchgeführt. Von September 2006 bis September 2008 setzte das Unternehmen Daimler zwischen den Werken Stuttgart-Untertürkheim und Sindelfingen Lastzugkombinationen mit einem zulässigen Gesamtwicht von 60 Tonnen und einer Gesamtlänge von 25,25 Meter einen Gigaliner (hier Ecocombi genannt) auf einer festen Strecke ein [Daim06]. Das Innenministerium von Baden-Württemberg hatte diesem Projekt unter Auflagen seine Zustimmung erteilt. Diese sahen unter anderem vor, dass eine wissenschaftliche Begleitung des Versuchs durch die Bundesanstalt für Straßenwesen stattfindet [trak06].
Für die festgelegten Routen wurden überwiegend zweibahnige, vierstreifige, teilweise auch einbahnige, zweistreifige Straßen oder Strecken mit Überholverbot ausgewählt. Eine Route begann bei den Werksteilen Bad Cannstatt/ Untertürkheim/Hedelfingen/Mettingen und führte über die Bundesstraßen B10 und B313 auf die Autobahnen A8 und A81 (bis zur Ausfahrt Böblingen-Hulb) zum Logistikcenter des Daimler-Chrysler-Werkes in Sindelfingen. Eine weitere Strecke führte von der B10 ab Esslingen-Zollberg über die L1199, L1202 an die Autobahnanschlussstelle Esslingen an der A8 (anstelle über die B313). Für den Fall einer Autobahnsperrung durfte als Umleitungsstrecke auch eine citynahe Ausweichstrecke benutzt werden [Daim06].
Aufgrund der Topografie im Großraum Stuttgart musste ein Zugfahrzeug mit zwei Antriebsachsen und einer hohen Motorleistung eingesetzt werden, wobei es sich bei dem eingesetzten Fahrzeug um einen Mercedes-Benz Actros 2660 LL/6x4 mit einem 440 kW (600 PS) starken V8-Motor handelte (siehe Abbildung 1). Nach Angaben von Dailmer war der Ecocombi mit den seinerzeit aktuellen Sicherheits- und Assistenzsystemen ausgestattet (beispielsweise Spurassistent, Abstandsregeltempomat, Wankregelung) [Daim06].
Für die festgelegten Routen wurden überwiegend zweibahnige, vierstreifige, teilweise auch einbahnige, zweistreifige Straßen oder Strecken mit Überholverbot ausgewählt. Eine Route begann bei den Werksteilen Bad Cannstatt/ Untertürkheim/Hedelfingen/Mettingen und führte über die Bundesstraßen B10 und B313 auf die Autobahnen A8 und A81 (bis zur Ausfahrt Böblingen-Hulb) zum Logistikcenter des Daimler-Chrysler-Werkes in Sindelfingen. Eine weitere Strecke führte von der B10 ab Esslingen-Zollberg über die L1199, L1202 an die Autobahnanschlussstelle Esslingen an der A8 (anstelle über die B313). Für den Fall einer Autobahnsperrung durfte als Umleitungsstrecke auch eine citynahe Ausweichstrecke benutzt werden [Daim06].
Aufgrund der Topografie im Großraum Stuttgart musste ein Zugfahrzeug mit zwei Antriebsachsen und einer hohen Motorleistung eingesetzt werden, wobei es sich bei dem eingesetzten Fahrzeug um einen Mercedes-Benz Actros 2660 LL/6x4 mit einem 440 kW (600 PS) starken V8-Motor handelte (siehe Abbildung 1). Nach Angaben von Dailmer war der Ecocombi mit den seinerzeit aktuellen Sicherheits- und Assistenzsystemen ausgestattet (beispielsweise Spurassistent, Abstandsregeltempomat, Wankregelung) [Daim06].
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Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung des Modellversuchs zeigen, dass die langen Fahrzeugkombinationen auch in einem schwierigen Umfeld betrieben werden könnten, da sie ähnliche Anforderungen an Fahrer und Umgebung stellen würden wie konventionelle Sattelkraftfahrzeuge mit ungelenkter dritter Achse am Sattelanhänger [BASt16].
Position der baden-württembergischen Landesregierung hinsichtlich eines Feldversuchs mit Lang-Lkw
Im Oktober 2007 beschloss die Verkehrsministerkonferenz die in verschiedenen Bundesländern laufenden Modellversuche nach dem Ende der Testphasen nicht zu verlängern und auch keine neuen Testläufe zu starten [Tag07]. Baden-Württemberg verlängerte unmittelbar vor der sich abzeichnenden Abstimmungsniederlage die Pilotversuche bis Ende September 2008. Nach Ansicht der Landesregierung hatten die Fahrzeuge keine negativen Auswirkungen auf den Verkehr rund um Stuttgart [Verk08].
Im Rahmen der Verkehrsministerkonferenz im Oktober 2010 stimmte die damalige schwarz-gelbe Landesregierung für einen bundesweiten Feldversuch mit Lang-Lkw [Verk10b].
Die seit Anfang des Jahres 2011 regierende grün-rote Landesregierung Baden-Württembergs stimmte auf der Konferenz der Landesverkehrsminister im Oktober 2011 aus umweltpolitischen Gründen allerdings gegen den für 2012 geplanten Feldversuch [Verk11b]. Landesverkehrsminister Hermann (Bündnis 90/Die Grünen) erklärte, "Baden-Württemberg lehne diesen Feldversuch strikt ab und werde sich nicht an der Freigabe von Strecken beteiligen " [Verk11e]. Baden-Württemberg war daher zunächst ausschließlich ein Transitbundesland für den Test in anderen Bundesländern. Hierzu zählte insbesondere die Autobahn A7. Aufgrund des positiven Zwischenberichts der BASt änderte die Landesregierung ihre Position im Jahr 2015. Um weitere Tests hinsichtlich der Umweltbilanz des Lang-Lkw sowie seiner Verlagerungswirkung von der Schiene auf die Straße durchführen zu können, beteiligte sich schließlich auch Baden-Württemberg am Feldversuch [IM15].
Zusätzlich zu der bewusst beschränkten Teilnahme am Feldversuch wurde die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) und die Daimler AG mit einer Studie zur Analyse des Einsatzes von Lang-LKW im Hinblick auf seine Klimaeffekte beauftragt. Diese wurde im September 2017 fertiggestellt und die Ergebnisse durch das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg geprüft [MVBW19]. Die Auswirkungen des Lang-Lkw-Einsatzes wurde basierend auf Analysen aus dem bundesweiten Feldversuch und von realen Betriebsablaufen der Daimler AG untersucht. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Treibhausgasemissionen auf 11 Relationen der Daimler AG durch den Einsatz von Lang-Lkw um 10 bzw. 11 Prozent reduziert werden konnten [LUBW17].
Seit dem Ende des Feldversuchs 2016 und dem Eintreten der Änderungsverordnung zur Überführung des Lang-Lkws in den streckenbezogenen Regelbetrieb (LKWÜberlStVAusnVa) dürfen die langen Lastzugkombinationen vorerst unbefristet auf den ausgewählten Strecken in Baden-Württemberg fahren. Seit der 9. Änderungsverordnung vom Anfang des Jahres 2019 ist das Fahren mit dem Lang-Lkw Typ 1 flächendeckend für das komplette Straßennetz in Baden-Württemberg freigegeben [DVZ19a, DVZ19d].