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Qualitätsindikatoren des Radverkehrsbetriebes

Erstellt am: 29.03.2007 | Stand des Wissens: 14.05.2021
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Der Betrieb von Radverkehrsanlagen kann in seiner Organisation und in seinem Aufwand nicht mit dem Betrieb beim Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) verglichen werden. So entstehen für den laufenden Betrieb im Radverkehr keine direkten Kosten. Die entstehenden Kosten fallen zur Aufrechterhaltung des Radverkehrs oder für ergänzende Angebote an, welche die Attraktivität erhöhen sollen.
Betriebliche Unterhaltung der Radverkehrsanlagen: Die [ERA10] sieht vor, dass die Oberfläche der Radverkehrsanlagen in einem einwandfreien Zustand gehalten werden soll, um die Akzeptanz zu erhöhen. Dabei sollte vor allem auf die Reinigung der Radwege besonderer Wert gelegt werden, obwohl gerade dieser Teil des Unterhalts problematisch ist, da wegen der oft geringen Breiten eine Reinigung mit den Standardkehrmaschinen oft nicht möglich ist [ERA10].

Winterdienst für die Radverkehrsanlagen: Laut [ERA10] besteht aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht eine Streupflicht an verkehrswichtigen Punkten und gefährlichen Stellen der Radwege, damit das Fahrrad auch als ganzjähriges Verkehrsmittel etabliert werden kann [BMVI19ar]. Zur Qualitätssicherung sind regelmäßige Kontroll- und Messbefahrungen zur Oberflächenqualität durchzuführen und entsprechende Beschwerden auszuwerten [ERA10].

Ortsfeste Beleuchtung: Eine Beleuchtung ist auf Hauptverbindungen des Radverkehrs, besonders bei einer straßenunabhängigen Führung, vorzusehen. Auch die Beleuchtung von kritischen Stellen ist notwendig [ERA10].

Baustellensicherung: Werden Bauarbeiten im Bereich von Radverkehrsanlagen durchgeführt, sollten Vorkehrungen getroffen werden, die es den Radfahrer ermöglichen, den Bereich dennoch fahrend zu passieren [ERA10].
Rund um den Radverkehr gibt es vielfältige Informationsdienste, die eine Attraktivitätssteigerung für den Radverkehr darstellen. Dazu gehören beispielweise Internetplattformen und mobile Navigationssysteme für Smartphones oder Personal Digital Assistant (PDA). Diese Systeme ergänzen das Angebot rund um den Radverkehr. Zurzeit gibt es keine Indikatoren, mit denen die Qualität dieser Systeme bewertet werden kann.

Verbindliche Vorschriften zur Radverkehrswegweisung gibt es nicht. Um eine Beurteilung der Qualität einer Radverkehrswegweisung vorzunehmen, kann man sich aufgrund bisher fehlender Indikatoren nur an den durch verschiedene Werke vorgegebenen Richtlinien orientieren. Der ADFC bewertet in der Wegweisung unter anderem auch den Schilderstandort und die Lesbarkeit der Schilder [ADFC14b].
Eine wichtige Aufgabe der Kommunen besteht auch darin, ein fahrradfreundliches Klima zu erzeugen. Auf diese Weise werden die Bürger animiert, das Fahrrad häufiger zu nutzen. Zur Bewertung lassen sich nach [UBA05d] ausschließlich beschreibende und nicht messbare Indikatoren heranziehen. Der Zusammenhang zwischen dem Qualitätsziel "Schaffung eines Fahrradfreundlichen Klimas" und den zur Beurteilung heranzuziehenden Indikatoren und Leitlinien ist in Abbildung 1 dargestellt.
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Abbildung 1: Sicherung und Förderung des Radverkehrs - Fahrradfreundliches Klima [UBA05d, S. 39 f.]
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Monitoring des Nichtmotorisierten Verkehrs (Stand des Wissens: 10.05.2021)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?493403
Literatur
[ADFC14b] Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC) (Hrsg.) Klassifizierung von ADFC - Qualitätsradrouten Kapitel 4 Kriterien, 2014
[BMVI19ar] Bundesministerium für Digitales und Verkehr (Hrsg.) Winterdienst auf Radwegen, 2019/01/19
[ERA10] Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e.V. Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA), FGSV Verlag 2010, 2010, ISBN/ISSN 978-3-941790-63-6
[ERA95] Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA 95), FGSV Verlag / Köln, 1996
[UBA05d] BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung Dr.-Ing. Reinhold Baier GmbH, Schäfer, Karl-Heinz Qualitätsziele und Indikatoren für eine nachhaltige Mobilität - Anwenderleitfaden, veröffentlicht in Mensch-Stadt-Verkehr-Umwelt, 2005
Weiterführende Literatur
[BMVI21b] Bundesministerium für Digitales und Verkehr (Hrsg.) Nationaler Radverkehrsplan 3.0, 2021/04/21
Glossar
ADFC Der ADFC ist ein bundesweiter, gemeinnütziger Verein, der die Interessen von Alltags- und Freizeitfahrern vertritt. Arbeitsschwerpunkte liegen unter anderem in der Verkehrsplanung, der Verkehrspolitik, dem Tourismus, dem Umweltschutz, der Technik/Sicherheit, dem Fahrraddiebstahlschutz sowie der Fahrradmitnahme in Öffentlichen Verkehrsmitteln. Dabei überprüft der ADFC beispielsweise auch die Qualität von Produkten der Fahrradindustrie und fördert den Radverkehr durch Zusammenarbeit mit Institutionen, Vereinen sowie Organisationen, die sich für mehr Sicherheit und Umweltschutz im Straßenverkehr einsetzen. Des Weiteren bietet der ADFC vor Ort Dienstleistungen wie Radtouren, Technikkurse, Kaufberatung als auch Verkehrsaktionen an.
Öffentlicher Personennahverkehr
Der öffentliche Personennahverkehr ist juristisch im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) definiert. Laut Paragraf 8, Absatz 1 und 2 umfasst der ÖPNV "die allgemein zugängliche Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, Obussen und Kraftfahrzeugen im Linienverkehr, die überwiegend dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr zu befriedigen". Taxen oder Mietwagen können dieses Angebot ersetzten, ergänzen oder verdichten.
Der Begriff ÖPNV bezieht sich in der Regel auf Strecken mit einer gesamten Reiseweite von weniger als 50 Kilometern oder einer gesamten Reisezeit von weniger als einer Stunde. Das in einer Stadt oder Region erforderliche Nahverkehrsangebot und dessen Eignung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird in einem Nahverkehrsplan definiert und festgehalten.
Personal Digital Assistant Ein Personal Digital Assistant (PDA) (englisch für persönlicher digitaler Assistent) ist ein kompakter, tragbarer Computer, der neben vielen anderen Programmen hauptsächlich für die persönliche Kalender-, Adress- und Aufgabenverwaltung benutzt wird. PDAs können häufig zusätzlich Office-Dateien verarbeiten. Durch die zunehmende Verbreitung von Internetverbindungen für Mobilgeräte (beispw. per UMTS) sind PDAs mittlerweile maßgeblich durch das sog. Smartphone abgelöst worden, welches alle Fähigkeiten eines PDA mit denen von internetfähigen Mobiltelefonen vereint.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?219129

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 09:01:07