Mobilitätsmanagement
Erstellt am: 12.11.2002 | Stand des Wissens: 23.05.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Besonders das hohe Verkehrsaufkommen im motorisierten Individualverkehr (MIV) führt zunehmend zu Umweltschäden und hat negative soziale Auswirkungen, unter anderem zunehmender Lärm auf den Straßen, lästige Parkplatzsuche in Kernbereichen von Großstädten, volkswirtschaftliche Verluste durch Stehzeiten im Stau und Kapazitätsengpässe der Verkehrsinfrastruktur in Spitzenstunden. Ein Ausbau der Verkehrsinfrastruktur ist oft nicht zielführend oder möglich. Somit werden andere Methoden und Instrumente benötigt, um den negativen Folgen der wachsenden Motorisierung zu begegnen. Managementsysteme, zu denen auch das Mobilitätsmanagement gehört, können einen Beitrag zur Beeinflussung des Verkehrsgeschehens leisten. [ivv/isb03, S. 14].
Mobilitätsmanagement wird als Instrument in Deutschland seit etwa 20 Jahren praktisch entwickelt, erprobt und gefördert [REUT2014]. Im Zuge der Umwelt- und Klimaschutzdiskussionen, den Herausforderungen des demografischen Wandels sowie im Zusammenhang mit der geringer werdenden finanziellen Ausstattung von Kommunen für harte Infrastrukturmaßnahmen gewinnt das Mobilitätsmanagement in Deutschland als Handlungsansatz zur effizienteren Gestaltung von Mobilität weiter an Bedeutung. Dabei ist Mobilitätsmanagement kein isolierter Ansatz, sondern ordnet sich in die Strategien der integrierten Verkehrs- und Stadtplanung ein [AhHu12].
In der Fachdiskussion in Deutschland gibt es verschiedene Definitionen von Mobilitätsmanagement (MM). Diese unterscheiden sich weniger in den Zielen, wie etwa die Erreichung eines nachhaltigen Verkehrs durch Mobilitätsmanagement, sondern im Vorgehen und in der methodischen Ausgestaltung [ScSt17, S. 7]. Unter dem Begriff Mobilitätsmanagement werden seit Anfang der 1990er Jahre in Europa verschiedene Maßnahmen für verkehrsmittelübergreifende und das Mobilitätsverhalten beeinflussende Handlungskonzepte verstanden. Neben den rein quantitativen Größen der Verkehrsplanung rückt damit auch die Betrachtung von unterschiedlichen Möglichkeitsräumen in den Fokus. So können Maßnahmen in die Planung einbezogen werden, die das Verkehrsaufkommen reduzieren, jedoch gleichzeitig die individuelle Mobilität nicht einschränken [ScRa2020, S. 3f.]. Diese weichen Maßnahmen sind in der Regel kosteneffizienter als bauliche Maßnahmen und werden aus verkehrspolitischer und -planerischer Sicht immer attraktiver. Dabei muss jedoch auf eine aufmerksame Planung und eine konsequente Umsetzung geachtet werden. Als Teil einer Integrierten Verkehrsplanung ermöglicht es das Mobilitätsmanagement, außerhalb von gebauter Infrastruktur und Verkehrsfluss zu denken und neue Gestaltungsebenen zu eröffnen, die das individuelle Mobilitätsverhalten einbeziehen.
Mit der Gründung der Europäischen Plattform für Mobilitätsmanagement (EPOMM) und der Deutschen Plattform für Mobilitätsmanagement (DEPOMM) wurde das Mobilitätsmanagement institutionalisiert.