Mobilitätsmanagement an Schulen
Erstellt am: 08.10.2004 | Stand des Wissens: 23.05.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Mobilitätsmanagement an Schulen ist eine Weiterentwicklung der klassischen Verkehrserziehung. Neben der Vermittlung von Kenntnissen über das regelgerechte Verhalten im Verkehr steht zudem eine Auseinandersetzung mit Zusammenhänge und Folgen von Verkehr im Mittelpunkt [QUAL22] Ziele sind die nachhaltige Beeinflussung des Mobilitätsverhaltens der Schülerschaft, Eltern und Lehrkräfte, aber auch die Verbesserung des Schulumfeldes, z. B. durch bauliche Maßnahmen oder Schwachstellenanalysen von Verkehrsanlagen [FlHa04, S. 23; LWFB03, S. 115 ff.; Curd95].
Einer der Auslöser für das Erfordernis von Mobilitätsmanagement ist die in Abbildung 1 schematisch dargestellte Spirale steigender Bringdienste im Schülerverkehr. Das subjektive Empfinden potenzieller Gefahren bei hohem Verkehrsaufkommen verstärkt die Bereitschaft, Kinder mit dem PKW zur Schule zu fahren. Dies führt zu einem weiteren Anstieg des Verkehrsaufkommens und kann auch andere Eltern dazu veranlassen, ihre Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen. Neben den verkehrlichen Effekten dieser Bringdienste wird zunehmend auch Bewegungsarmut und Übergewicht bei Kindern gefördert [ENHE21, B.3] [REST19a, S. 22].
Abbildung 1: Eingriff in den Regelkreislauf der Verkehrsmittelwahl an Schulen [VCÖ01]
Ein Ausstieg aus dieser Spirale des Verkehrswachstums ist möglich, wenn Schulen, Eltern, Polizei, Verkehrsunternehmen und Kommunen kooperativ eine nachhaltige Änderung der Verkehrsmittelwahl anstreben und in Mobilitätsmanagementprozessen forcieren. Dies kommt den Schulkindern nicht nur unmittelbar zugute, sondern kann auch ihr zukünftiges Verkehrsverhalten nachhaltig prägen [ENHE21, A.4].
Mobilitätsmanagement an Schulen beinhaltet [STWI13, S. 106f.; Krei02, S. 23]:
unterrichts-theoretische Aspekte, wie zum Beispiel:
- Vor- und Nachteile der einzelnen Verkehrsmittel,
- Regelkenntnisse,
- Beteiligungsmöglichkeiten in der Verkehrsplanung und
- Analyse des Verkehrsaufkommens an einer Schule sowie
strategische Aspekte, wie zum Beispiel:
- Durchführung von Aktionstagen,
- die Aufstellung von Mobilitätsplänen und Schulwegplänen,
- Verkehrssicherheitsarbeit und
- Integration der Eltern und außerschulischer Partner sowie
verkehrs-praktische Maßnahmen, wie zum Beispiel:
- Neuorganisation des Schülerverkehrs im Öffentlichen Personennahverkehr,
- Bildung von Fahrgemeinschaften und Gehgemeinschaften ("Walking-Bus"),
- Infrastrukturmaßnahmen,
- Radverkehrsschulungen und
- Schwachstellenanalyse von Verkehrsanlagen.