Güterstruktur in der deutschen Binnenschifffahrt
Erstellt am: 26.11.2004 | Stand des Wissens: 26.04.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig
In der Binnenschifffahrt dominiert der Transport von Massengütern. So wurden im Jahr 2021 rund 82 Prozent der Verkehrsleistung mit Massenguttransporten erzielt [BAG21c]. Hierbei sind insbesondere die folgenden Gütergruppen relevant [BMDV22h]:
- Erze, Steine und Erden (circa 51,1 Millionen Tonnen)
- Kokerei- und Mineralölerzeugnisse (circa 34,1 Millionen Tonnen)
- Chemische und Mineralerzeugnisse (circa 24,1 Millionen Tonnen)
- Kohle, Rohöl und Erdgas (circa 22,9 Millionen Tonnen)
Seit Anfang der 1990er Jahre wächst zudem die Bedeutung des Containerverkehrs. Wurden im Jahr 1995 noch 0,72 Millionen TEU transportiert, liegt die Zahl im Jahr 2021 bei 1,9 Millionen TEU [Stat14g, Destatis22c]. Der industrielle Wandel von der Massengutproduktion zur Stückgutproduktion in Deutschland lässt sich auch in der Zusammensetzung transportierter Güter in der Binnenschifffahrt (vgl. Abbildung 1 und 2) erkennen.
Abb. 1: Verkehrsaufkommen ausgewählter Gütergruppen in der Binnenschifffahrt, Anteile 1995 [VBW11] (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)
Abb. 2: Verkehrsaufkommen ausgewählter Gütergruppen in der Binnenschifffahrt, Anteile 2021 [BMDV22h] (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)
Dem folgenden zahlenmäßigen Vergleich sei der Hinweis vorangestellt, dass im Jahr 2007 eine neue Gütersystematik (NST-2007) für die Verkehrsstatistik eingeführt wurde. In diesem Zusammenhang hat sich die Zusammensetzung verschiedener Gütergruppen verändert. Für die Argumentation in diesem Artikel, für den Zahlen des Jahres 1995 mit Zahlen des Jahres 2021 verglichen wurden, bleiben die wesentlichen Erkenntnisse jedoch bestehen. In Klammern werden im Folgenden zum besseren Verständnis zusätzlich die alten Gütergruppen genannt.
Erze, Steine und Erden (vorher Steine und Erden) nahmen zwar im Vergleich zum Jahr 1995 ab (minus 6 Prozent), konnten im Jahr 2021 allerdings ein Plus von 3,5 Prozent im Vergleich zu Vorjahr erzielen und befinden sich somit momentan wieder in einem Aufwärtstrend [BMDV22h]. Darüber hinaus stieg seit 1995 die Bedeutung der Konsumgüter zum kurzfristigen Verbrauch (vorher: Fahrzeuge, Maschinen, Halb- und Fertigwaren; plus 1,6 Prozent).
Der Zuwachs seit Anfang der 1990er Jahre bei Maschinen und Ausrüstungen, langlebigen Konsumgütern und Konsumgütern zum kurzfristigen Verbrauch spiegelt - wenn auch unvollständig wegen Mängeln in der statistischen Zuordnung - die wachsende Bedeutung des Containertransports mit dem Binnenschiff wider, besonders im Hinterlandverkehr der Seehäfen [PLANCO07a].
Der Transport von Kohle nahm nach dem Jahr 1995 vorerst zu, was sich unter anderem dadurch erklären lässt, dass heimische Kohle in wachsendem Umfang durch Importkohle substituiert wurde, die von den Rheinmündungshäfen kostengünstig mit Binnenschiffen abtransportiert werden konnte [PLANCO07a]. Im Zuge der Energiewende und des in diesem Zusammenhang mittelfristig geplanten Kohleausstiegs ist nun jedoch ein rückläufiger Trend bei den Kohletransporten auf deutschen Wasserstraßen zu beobachten. Seit dem Jahr 2013 reduzierte sich die Verkehrsleistung der Güterabteilung Kohle, rohes Erdöl und Erdgas um rund 4 Milliarden Tonnenkilometer [BaG18, BMDV22h].