Wissenstransfer zwischen Forschung, Planung und Praxis
Erstellt am: 12.09.2022 | Stand des Wissens: 24.10.2024
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Die Erhöhung der Verkehrssicherheit auf unseren Straßen ist ein zentrales Anliegen, das sowohl die Forschung als auch die Planung und Praxis betrifft. Ein effektiver Wissenstransfer zwischen diesen Bereichen kann erheblich dazu beitragen, die Sicherheit auf unseren Straßen zu verbessern. Durch interdisziplinäre Zusammenarbeit, den Einsatz neuer Technologien, kontinuierliche Fortbildung und Schulung sowie die Anpassung von Normen und Richtlinien an aktuelle Forschungsergebnisse kann die Verkehrssicherheit signifikant gesteigert werden.
Die Bundesregierung hat in ihrem Verkehrssicherheitsprogramm 2021 bis 2030 Ziele festgelegt, die den Wissenstransfer in der Verkehrserziehung verbessern sollen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf einer Ausbildungs- und Weiterbildungsoffensive [BMVI21af, S. 14] für Fachkräfte in der Straßenbauverwaltung, Mitarbeitende in Kindertagesstätten und Eltern. Diese Offensive soll die Vermittlung von Verkehrssicherheit gezielt an die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppen anpassen [BMVI21af, S. 14]. Zudem wird betont, dass neue wissenschaftliche Erkenntnisse in die Lehrpläne von Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen integriert werden sollen, um zukünftige Fachkräfte im Verkehrswesen besser auszubilden [BMVI21af, S. 53]. Das Programm sieht vor, dass praktische Werkzeuge und Handbücher entwickelt werden, um die Anwendung von Fachwissen zu erleichtern. Gleichzeitig plant die Bundesregierung, die Forschung durch zusätzliche finanzielle Mittel zu fördern und den Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Praxis zu verstärken [BMVI21af, S. 10].
Zur fachlichen Vermittlung will der Bund mit Ländern und Kommunen die Aus- und Weiterbildung der Fachkräfte für die Errichtung und Erhaltung der Straßen sowie der Verantwortlichen für das Sicherheitsmanagement der Straßen vorantreiben. Den Ausgangspunkt dafür bildet die zunehmende Verbreitung der Ergebnisse der Verkehrssicherheitsforschung. Über eine Plattform sollen gelungene Praxisbeispiele vorgestellt werden [BMVI21af, S. 14]. Gleichzeitig soll über diese Plattform ein Austausch zur wirksamen Planung und Durchführung von Maßnahmen mit den Verantwortlichen aus der Praxis stattfinden und dadurch eine Überprüfung und Weiterentwicklung der Forschungsergebnisse erfolgen [BMVI21af, S. 14]. Mit der Aus- und Fortbildung sollen insbesondere wichtige Vorbilder für Kinder wie Erzieherinnen und Erzieher oder Eltern weitergebildet werden, um die Verkehrssicherheitsinhalte direkt an Kinder und Jugendliche weitergeben zu können [BMVI21af, S. 45].
Eine Schwäche dieses Ansatzes des Verkehrssicherheitsprogramm ist die Gewichtung der Maßnahmen und Verantwortung. Auch in der derzeitigen und neusten Verkehrssicherheitskampagne #mehrAchtung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) wird mit mehr Rücksichtnahme und Respekt im Verkehr die individuellen Verkehrsteilnehmenden in Verantwortung gezogen. Dies ignoriert die eigenen Möglichkeiten als Gesetzgeber tatsächliche Maßnahmen im Straßenverkehr umzusetzen und die Verkehrssicherheit aktiv zu gestalten. Gleichzeitig suggeriert die Kampagne, genau wie die Zielgruppen der Verkehrssicherheitsarbeit, dass alle Verkehrsteilnehmenden gleiche Anteile am Unfallgeschehen haben oder gleich schwer betroffen sind [ViMo23].