Potenziale zur Erhöhung der Verkehrssicherheit der Straßeninfrastruktur
Erstellt am: 12.09.2022 | Stand des Wissens: 29.10.2024
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Aufgrund der historisch gewachsenen Straßeninfrastruktur ist vielerorts kein regelkonformer Ausbaustandard nach dem heutigen Stand der Technik vorhanden. Eine vollständig verkehrssichere Gestaltung der Straßeninfrastruktur ist jedoch erforderlich, um Unfälle aufgrund von Mängeln an Straßen und Ingenieurbauwerken zu vermeiden oder zumindest die Unfallschwere zu mindern. Das Prinzip der Einheit von Planung, Bau und Betrieb bildet den Kern der Infrastrukturgestaltung.
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Daraus ergibt sich die Grundvoraussetzung, dass die Infrastruktur erkennbar, verständlich, sichtbar und befahrbar sein muss. Da ein Entwurf aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nicht immer alle technischen Vorschriften erfüllen kann, beinhalten diese vier Grundprinzipien bereits das Mindestmaß an Sicherheit, das die Infrastruktur erfüllen muss.
In folgenden Bereichen bestehen für die Straßeninfrastruktur Potenziale zur Erhöhung der Verkehrssicherheit:
- Erhaltungsmanagement
- Wissenstransfer zwischen Forschung, Planung und Praxis
- Regelwerke und Gesetze
- Finanzierung von Erhaltung und Neubau der Straßeninfrastruktur
- Verfahren des Sicherheitsmanagements für die Straßeninfrastruktur
- Ausbau einer intelligenten Verkehrsinfrastruktur für vernetztes und hoch automatisiertes Fahren
Das Verkehrssicherheitsprogramm von 2021 bis 2030, das 2021 von der Bundesregierung verabschiedet wurde, stellt die Leitlinien und Ziele für die bundesweite Entwicklung der Verkehrssicherheit vor und enthält damit grundlegende Potenziale zur Erhöhung der Verkehrssicherheit. Einen Schwerpunkt des Verkehrssicherheitsprogramms bildet die Verbesserung der Straßeninfrastruktur im Bestand und Neubau [BMVI21af, S. 10].
Ein wichtiger Baustein des Programms sind die Implementierung und konsequente Anwendung aller Verfahren des Sicherheitsmanagements der Straßeninfrastruktur [BMVI21af, S. 10] gemäß der Richtlinie der Europäischen Union 2008/96/EG und deren Änderung 2019/1936. Deren Umsetzung erfolgt durch die Begutachtung des Straßennetzes und die damit verbundene Erstellung von Sicherheitsaudits sowie durch die Behebung sogenannter Unfallhäufungsstellen. Diese Anforderungen sind jedoch nur für das transeuropäische Straßennetz (TEN-T) verpflichtend [BMVI21af, S. 10], das heißt für ausgewählte überörtliche Verkehrskorridore.
Die Ziele des Verkehrssicherheitsprogramm von 2021 bis 2030 wird unter anderem vom TÜV-Verbund und dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat positiv eingeschätzt. Jedoch werden im gleichen Zug einzelne Punkte kritisiert. Hierzu gehören fehlende Maßnahmen und Konsequenzen für das Missachten der gemeinsamen und gesellschaftlichen Ziele [TÜV21]. Ebenso wird die fehlende Klarheit und Verbindlichkeit einzelner Maßnahmen, um eine konsequente und zeitliche Umsetzung gewährleisten zu können [DVR21].
Potenziale sind auch bei der Gewinnung neuer Fachkräfte zu sehen, damit vor allem in den Verwaltungen und Büros für Ingenieurswesen ausreichend qualifiziertes Personal vorhanden ist, um Bau- und Planungsmaßnahmen umsetzen zu können. Die Bundesanstalt für Straßenwesen hat aus diesem Grund im Jahr 2022 eine Akademie für nachhaltiges Straßen- und Verkehrswesen eingerichtet, um diesem stetig wachsenden Fachkräftemangel mit Ausbildungsinitiativen und anderen Maßnahmen zu begegnen.