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Regulierung von Breitbandinfrastruktur

Erstellt am: 09.06.2015 | Stand des Wissens: 15.12.2023

Synthesebericht gehört zu:

Seit der vollständigen Liberalisierung des Telekommunikationssektors in Deutschland im Jahr 1998 haben die regulatorischen Rahmenbedingungen einen entscheidenden Einfluss auf die Wettbewerbsentwicklung und den Erhalt und Ausbau leistungsfähiger Telekommunikationsnetze.
Die ökonomische Notwendigkeit einer Regulierung des Telekommunikationssektors ergibt sich aus sektorspezifischen Besonderheiten von Telekommunikationsnetzen. Insbesondere führen hohe anfängliche Investitionskosten sowie Verbund- und Größenvorteile dazu, dass es volkswirtschaftlich effizient ist, wenn nur ein einzelnes Unternehmen Investitionen zur Erschließung von Endkunden tätigt (Verlegung von Kabeln et cetera), als wenn mehrere Anbieter parallel eigene Teilnehmeranschlussnetze aufbauen und die Netzinfrastruktur somit dupliziert würde [Knie07, S. 230].

Allerdings verfügt ein Monopolunternehmen, das ohne Konkurrenz Teilnehmeranschlussnetze betreibt, über Marktmacht: Es kann von potentiellen Konkurrenten, die Zugang zu dieser Infrastruktur benötigen um eigene Telekommunikationsdienstleistungen anzubieten, überhöhte Preise verlangen oder den Zugang ganz verwehren. Dies kann einen effektiven Wettbewerb zum Nachteil der Endkunden beeinträchtigen.

Teilbereiche der Telekommunikationsinfrastruktur in Deutschland unterliegen deshalb einer sektorspezifischen, staatlichen Regulierung: Zugangsbedingungen und Entgelte werden durch eine Regulierungsbehörde, die Bundesnetzagentur, festgelegt. Es soll ein Missbrauch netzspezifischer Marktmacht verhindern werden, um einen chancengleichen Wettbewerb zwischen verschiedenen Telekommunikationsanbietern zu ermöglichen [BNetzA15].

Dabei haben die konkreten Regulierungsvorgaben und Verfahren selber einen entscheidenden Einfluss auf die Sicherstellung eines chancengleichen Wettbewerbs sowie auf effiziente Investitionen und Innovationen im Bereich der Netzinfrastruktur. Dies gilt im Besonderen für die Bereitstellung von Anschlussnetzen der nächsten Generation ("Breitbandnetzen"), die einen Zugang zum Internet mit hohen Datenübertragungsgeschwindigkeiten ermöglichen und eine immer wichtigere Rolle für Wirtschaft und Gesellschaft spielen. Die Bundesregierung strebt deshalb an, eine flächendeckende Verfügbarkeit einer Downloadgeschwindigkeit von mindestens 50 Megabits pro Sekunde bis 2018 in Deutschland zu erzielen.

Das Ziel der Wissenslandkarte "Regulierung von Breitbandinfrastruktur" ist es daher, dem Leser in 22 Syntheseberichten Konzepte und Verfahren der Regulierung von Breitbandinfrastrukturnetzen zu erläutern. Insbesondere werden die technischen und ökonomischen Eigenschaften von Breitbandnetzen, die bisherigen Regulierungskonzepte und Verfahren und relativ neue regulatorische Fragestellung, wie die Netzneutralitätsdebatte oder die regulatorische Förderung von Infrastrukturinvestitionen, dargestellt.
Ansprechperson
Bauhaus-Universität Weimar, Professur Verkehrssystemplanung, Prof. Dr.-Ing. Plank-Wiedenbeck
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Regulierung von Breitbandinfrastruktur (Stand des Wissens: 17.01.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?451225
Literatur
[BNetzA15] Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen (Hrsg.) Marktregulierung, 2015
[Knie07] Knieps, G. Disaggregierte Regulierung in Netzsektoren: Normative und positive Theorie, veröffentlicht in Zeitschrift für Energiewirtschaft, Ausgabe/Auflage 31/3 (2007), 2007/08
Weiterführende Literatur
[BMVI20e] Bundesministerium für Digitales und Verkehr (Hrsg.) Digitale Technologien konsequent entwickeln und anwenden, 2020/08/13
[BMVI18t] Bundesministerium für Digitales und Verkehr Digitalisierung und Künstliche Intelligenz in der Mobilität Aktionsplan, 2018/11
Glossar
Economies of Scale
Economies of Scale sind Skalenerträge beziehungsweise Größenvorteile, die auftreten, wenn die Produktionskosten pro hergestellte Einheit mit zunehmender Produktionsmenge abnehmen. Wichtigste Ursache ist die Fixkostendegression, das heißt, dass bei höherer Kapazitätsauslastung die Fixkosten auf eine größere Produktionsmenge aufgeteilt werden.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?450042

Gedruckt am Sonntag, 23. Februar 2025 15:16:05