Das Marktsegment des grenzüberschreitenden Schienenpersonen(fern)verkehrs in Europa
Erstellt am: 16.09.2002 | Stand des Wissens: 20.01.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Marktvolumen
Marktvolumen: Im Verhältnis zum nationalen Eisenbahnverkehr der EU-Mitgliedsstaaten erweisen sich die Zugzahlen des grenzüberschreitenden Schienenpersonenverkehrs als gering. IIm Jahr 2021 verzeichneten die EU-27 Mitgliedsstatten im internationalen Schienenpersonenverkehr eine Verkehrsleistung in Höhe von etwa 5,2 Milliarden Personenkilometern. Im Durchschnitt wurden für internationale Reisen lediglich 23 Kilometer je Einwohner zurückgelegt, während ungefähr 560 Kilometer je Einwohner auf nationalen Zugfahrten zurückgelegt wurden [EU22]. Somit machten international zurückgelegte Strecken mit dem Schienenpersonenverkehr im Durchschnitt je Einwohner lediglich knapp vier Prozent der insgesamt zurückgelegten Strecke je Einwohner aus.
Marktvolumen: Im Verhältnis zum nationalen Eisenbahnverkehr der EU-Mitgliedsstaaten erweisen sich die Zugzahlen des grenzüberschreitenden Schienenpersonenverkehrs als gering. IIm Jahr 2021 verzeichneten die EU-27 Mitgliedsstatten im internationalen Schienenpersonenverkehr eine Verkehrsleistung in Höhe von etwa 5,2 Milliarden Personenkilometern. Im Durchschnitt wurden für internationale Reisen lediglich 23 Kilometer je Einwohner zurückgelegt, während ungefähr 560 Kilometer je Einwohner auf nationalen Zugfahrten zurückgelegt wurden [EU22]. Somit machten international zurückgelegte Strecken mit dem Schienenpersonenverkehr im Durchschnitt je Einwohner lediglich knapp vier Prozent der insgesamt zurückgelegten Strecke je Einwohner aus.
![Abbildung 1: Abbildung 1: Nationaler und grenzüberschreitender Schienenpersonenverkehr der EU-Länder [Eintrag-Id:579653, S.17] 9627_Abb1_2021.png](/servlet/is/9627/9627_Abb1_2021.png)
Die zurückgelegte Distanz der circa 100 Millionen grenzüberschreitenden Fahrten (Stand 2007) innerhalb der EU27 liegt bei mehr als 90 Prozent der Fahrten unter 300 Kilometern. Zudem finden 85 Prozent dieser Fahrten innerhalb der alten EU15-Staaten statt. Hinzu kommen noch 20 Millionen Fahrten von und nach Norwegen und in die Schweiz sowie sechs Millionen Fahrten von den Balkanstaaten oder anderen Nicht-EU-Ländern [AfET10].
Der Umsatz europäischer Bahnen aus internationalen Beförderungsangeboten belief sich vor etwa zehn Jahren je nach Schätzung auf 2,4 bis 4,0 Milliarden Euro pro Jahr, was einem Anteil von mindestens zehn Prozent am Gesamtumsatz der Eisenbahnverkehrsunternehmen der Union Internationale des Chemins de fer (UIC) entsprach [OGM02, S. 13]. In Staaten mit geringer geografischer Ausdehnung ist dieser Anteil jedoch wesentlich höher anzusetzen. So betrug er in Luxemburg 70 Prozent, in Belgien 33 Prozent und in Österreich 17 Prozent [EUKOM04a, S. 9]. Da entsprechende betriebswirtschaftliche Daten keinen Bestandteil regelmäßig erhobener, öffentlich zugänglicher Statistiken darstellen, lässt sich eine Veränderung betreffender Umsatzproportionen gegenwärtig nicht anhand aktueller Publikationen dokumentieren.
Bedeutende Relationen
Eine andere Sicht auf den grenzüberschreitenden europäischen Schienenpersonenverkehr eröffnet die Betrachtung von sogenannten Länderpaaren. Auf die häufigsten 20 Verbindungen entfiel 2009 ungefähr 75 Prozent des gesamten Intra-EU-Schienenpersonenverkehrs. Allein 40 Prozent des grenzüberschreitenden Personenverkehrs in der EU fand zwischen Frankreich und dem Vereinigten Königreich sowie zwischen Schweden und Dänemark statt. Dies wird auf die besonderen Angebote des Eurostars und der Öresund-Verbindung zurückgeführt [Pasi07]. Tabelle 1 zeigt die fünf im grenzüberschreitenden Bahnverkehr aufkommensstärksten Länderpaare, basierend auf Daten von 2009. Das Verkehrsaufkommen im grenzüberschreitenden Verkehr zwischen Deutschland und der Schweiz kann mit 4,1 Millionen Mitfahrenden im Jahr 2009 als Vergleichswert herangezogen werden [Stat647].
Eine andere Sicht auf den grenzüberschreitenden europäischen Schienenpersonenverkehr eröffnet die Betrachtung von sogenannten Länderpaaren. Auf die häufigsten 20 Verbindungen entfiel 2009 ungefähr 75 Prozent des gesamten Intra-EU-Schienenpersonenverkehrs. Allein 40 Prozent des grenzüberschreitenden Personenverkehrs in der EU fand zwischen Frankreich und dem Vereinigten Königreich sowie zwischen Schweden und Dänemark statt. Dies wird auf die besonderen Angebote des Eurostars und der Öresund-Verbindung zurückgeführt [Pasi07]. Tabelle 1 zeigt die fünf im grenzüberschreitenden Bahnverkehr aufkommensstärksten Länderpaare, basierend auf Daten von 2009. Das Verkehrsaufkommen im grenzüberschreitenden Verkehr zwischen Deutschland und der Schweiz kann mit 4,1 Millionen Mitfahrenden im Jahr 2009 als Vergleichswert herangezogen werden [Stat647].
Insgesamt können bei der grenzüberschreitenden Personenbeförderung fünf Marktsegmente mit jeweils unterschiedlichen Merkmalen und Zielgruppen identifiziert werden.
- Das erste Segment bezieht sich auf die grenzüberschreitenden, regionalen Verbindungen für Pendler und Touristen, bei denen die Reiseweite 80-90 Kilometer nicht übersteigt. Dieses Angebot ist hauptsächlich auf die Anwohnende der Grenzregionen ausgerichtet, die ihren Wohnsitz und Arbeitsplatz in unterschiedlichen Staaten haben.
- Städtefernverbindungen fallen in das zweite Segment, welches neben den Hochgeschwindigkeitsrelationen am bekanntesten ist und vorwiegend von Urlaubern und Geschäftsreisenden benutzt wird.
- Das Hochgeschwindigkeitssegment gibt es erst seit dem Bau spezieller Hochgeschwindigkeitsstrecken. Dieses Segment erwies sich bezüglich der Verlagerung von Transportleistungen auf die Schiene als sehr erfolgreich. Das beste Beispiel hierfür ist die Strecke Brüssel-Paris, auf der eine auffallende Verlagerung des Verkehrs vom Flugzeug und der Straße auf die Schiene stattgefunden hat.
- Das vierte Segment betrifft die so genannten Nischen mit regelmäßigem Angebot: Nachtzüge und über Nacht verkehrende Autoreisezüge, die für den Tourismus- und Freizeitverkehr von Bedeutung sind.
- Schließlich gibt es noch den Markt des Gelegenheitsverkehrs, der je nach Jahreszeit Sonderbeförderungsleistungen in Wintersportgebiete oder an die See umfasst.
[EUKOM01, S. 37 f.]
Frühe Studien über die Kundenzufriedenheit bezüglich des Angebots des internationalen Schienenpersonenverkehrs ermittelten in der Vergangenheit Qualitätsdefizite insbesondere im Bereich der Kundeninformation und des Ticketerwerbs. Abgesehen von einigen Relationen mit beispielhaftem Service in der ersten Klasse (zum Beispiel Platzservice) ist die normale Servicequalität nicht mit der beim Konkurrenten Flugzeug vergleichbar. In der Addition haben die angetroffenen Qualitätsstandards zur Folge, dass internationale Züge in der öffentlichen Wahrnehmung schlecht abschneiden [OGM02, S. 8 ff.]. Eine Studie des Verkehrs-Club Deutschland brachte allerdings bei der Ermittlung von Preisen und Verbindungen ins benachbarte Ausland ebenfalls schlechte Ergebnisse. 35 Prozent der verkauften Tickets enthielten nicht die bestmögliche Reiseempfehlung. 23,3 Prozent waren zu teuer, 3,9 Prozent zu lang, 2,8 Prozent enthielten zu viele Umstiege und bei fünf Prozent konnte der endgültige Fahrpreis nicht genannt werden [VCD06, S. 6].