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Wirtschaftlicherer Schulverkehr

Erstellt am: 21.06.2004
Autoren:   Stöveken, Peter, Dr.
Erscheinungsjahr / -datum:   2000
Veröffentlicht in:   Der Nahverkehr
Ausgabe / Auflage:   3
Seiten:   65ff
Zitiert als:   [Stoe00]
Art der Veröffentlichung:   Beitrag in einer Zeitung / Zeitschrift / Journal / Schriftenreihe
Sprache:   deutsch
Review
Erstellt am: 28.09.2004 | Stand des Wissens: 05.07.2016

Ansprechperson:
Ziel / Zweck
Einsparung von Betriebskosten im Schülerverkehr durch eine verbesserte Abstimmung von Schulanfangszeiten

Methodik und Durchführung
  • Datenanalyse
  • Fallstudie
In ländlichen Gebieten ist der ÖPNV deutlich auf den Schülerverkehr ausgerichtet. Im hier untersuchten Landkreis Uecker-Randow (1.600 km²; 90.000 EW; 6 Städte, 59 Gemeinden) begann der Unterricht an fast allen Schulen um 7.30 Uhr. Dies führt bei sehr kurzen Einsatzzeiten zu einem großen Fahrzeugbedarf. Für eine Optimierung des Schülerverkehrs wurde ein erfolgsorientierter Werkvertrag zwischen Verkehrsgesellschaft und Ingenieurbüro initiiert, d.h. die Honorierung erfolgte in Abhängigkeit der tatsächlich erzielten Reduzierung des Schülerverkehr-Defizits. Dadurch war das Interesse beim Auftragnehmer für eine erfolgreiche Optimierung besonders hoch und der Autraggeber hatte kein Risiko. Bei den Schulzeitenänderungen wurde das Ingenieurbüro vom Landkreis als Träger der Schülerbeförderung unterstützt. Randbedingungen für die Fahr- und Umlaufoptimierung des Busverkehrs waren:
  • gleichwertiges ÖPNV-Angebot hinsichtlich Zeitlagen, Fahrzeiten, Erschließungswirkung und Beförderungsqualität im Vergleich zur Ausgangangssituation
  • Nutzung des Bahnangebotes; Vermeidung von Parallelverkehren
  • Anpassung der Schulanfangs- und -endzeiten im zulässigen Rahmen
  • Beachtung des maximalen Besetzungsgrades der Fahrzeuge
Die Optimierung basiert auf folgenden Eckpunkten:
  • Netzoptimierung zur Reduzierung der Umsteigenotwendigkeiten
  • Optimierung der Anschlüsse
  • Steuerung der Nachfrage durch eine Anpassung der Unterichtszeiten; dazu Aufteilung des Gebietes in Regionen mit verschiedenen Anfangszeiten
Für die Umsetzung wurde in zwei Stufen vorgegangen:
  • In der ersten Stufe wurde das Grundkonzept aufgestellt, die Schulen in verschiedenen Regionen zu verschiedenen Zeiten anzufahren (Umlaufkonzept) (Vgl. Stoe00-66a). Dies wurde mit Schulräten, Schulen und Eltern abgestimmt.
  • In der zweiten Stufe wurde auf der Basis tatsächlicher Fahrtbeziehungen der Schüler ein detaillierter Fahrplan erstellt und abgestimmt. (Vgl. Stoe00-66b)


Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Durch zahlreiche Gespräche und Modifikationen konnte die anfangs ablehnende Haltung gegen die Verschiebung der Schulzeiten ausgeräumt werden, so dass schließlich die Zustimmung von 27 Schulen erfolgte, die an 13 der 18 Schulstandorte betroffen waren. Folgende Ergebnisse wurden erzielt:
  • Reduzierung der Betriebskosten um rund 8 % (Personalaufwand um 5 bis 8 % reduziert; 15 bis 20 % weniger Busse benötigt) (Vgl. Stoe00-65 und Stoe00-67c),
  • Reduzierung der Wartezeiten vor Schulbeginn von 18 auf 11 Minuten und nach der 6. Stunde von 13 auf 12 Minuten (Vgl. Stoe00-67a),
  • mehr Fahrten zwischen den Städten (Vgl. Stoe00-67b) und
  • zusätzliche Direktverbindungen.
Weitere Phasen der ÖPNV-Optimierung sehen eine bessere Verknüpfung zwischen Bus und Schiene sowie die Einführung alternativer Bedienungsformen vor.

Einordnung in die Forschung / Relevanz für die Politikberatung
Entscheidenen Anteil am Erfolg der Umsetzung hatte der Abstimmungsprozess zwischen Landkreis, Verkehrsgesellschaft, Planungsbüro, Schulen und Elternvertretungen. Für diesen Zweck war ein Mitarbeiter des Ingenieurbüros ein Jahr vor Ort ansprechbar, der dadurch zahlreiche Varianten ausarbeiten und das Projekt zu einem nachhaltigen Erfolg führen konnte.

Weitere Aspekte
Die Konstellation, dass der Auftragnehmer nur im Erfolgsfall das Honorar erhält, hat den Vorteil, dass die Planung von Anfang an umsetzungsorientiert ist und das Büro ein hohes Interesse an der Begleitung der Abstimmung und Umsetzung hat.
Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?92322

Gedruckt am Sonntag, 23. Februar 2025 15:40:41