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Die Mobilitätsberatung im ÖPNV - ein integraler Bestandteil des Mobilitätsmanagements

Erstellt am: 12.09.2002
Autoren:   Bihn, Friedhelm
Erscheinungsjahr / -datum:   2001
Ausgabe / Auflage:   1
Herausgeber:   Bundesministerium für Digitales und Verkehr
Verlag / Ort:   Vertrieb: beka Einkaufs- und Wirtschaftsgesellschaft für Verkehrsbetriebe mbH / Köln
Zitiert als:   [VDV01c]
Art der Veröffentlichung:   Broschüre
Sprache:   deutsch
Sonstige Informationen:   Gesamtgestaltung und Schlussredaktion:
Dipl.-Volkswirt. Friedhelm Bihn, Köln
Review
Erstellt am: 13.09.2002 | Stand des Wissens: 05.07.2016

Ansprechperson:
Ziel / Zweck
Dieser "Praxisleitfaden" gibt Informationen zu Mobilitätsberatung sowie Mobilitätszentralen und soll eine Planungs- und Entscheidungshilfe für Verkehrsunternehmen und -verbünde sein. Zugleich soll er bei den Aufgabenträgern des ÖPNV das Bewusstsein für Dienstleistungsangebote bei Ausschreibungsverfahren schärfen.

Der Verband Deutscher Vermessungsingenieure e. V. (VDV) zeigt hiermit sein Interesse am Thema Mobilitätsberatung.

Methodik und Durchführung
  • Theoretisch-konzeptionelle Arbeit
Der Praxisleitfaden basiert auf den Kenntnissen der Mitglieder von VDV-Mitgliedsunternehmen und z. T. auf einer Studie. Er ist unterteilt in einen Theorieteil, der Mobilitätsmanagement erläutert sowie Hinweise zu Trägerschaft und Finanzierung gibt und einen Beispielteil, der bestehende Mobilitätszentralen beschreibt (Frankfurt, Hameln-Pyrmont, Münster, Netzwerk Münsterland, Tübingen, Hannover, Wuppertal).

Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Der VDV unterteilt folgende Dienstleistungen des Mobilitätsmanagement:
  • "Informations- und Beratungsangebote: Dies bedeutet Bereitstellen von Informationen zu allen Verkehrsmitteln des Umweltverbundes inkl. der dazugehörigen Einrichtungen und Beratungsangebote zu Verkehrsfragen für Einzelpersonen, Haushalte, Schulen, Unternehmen, Verwaltungen.
  • Verkauf und Reservierung: Das neuartige sind hier verkehrsträgerübergreifende Tickets und Reservierungen "aus einer Hand" für die gesamte Wegekette, im Idealfall von Haustür zu Haustür. Reservierungen können vorgenommen werden für Hotels, Fahrrad- und Autovermietungen, Fahrgemeinschaften, etc.
  • Public Awareness und Bildung: Zentrales Anliegen hierbei ist die Schaffung eines öffentlichen Bewusstseins zugunsten von Alternativen zum Pkw. Das Ganze kann wirkungsvoll durch Bildungsaktivitäten im Rahmen der Mobilitätsberatung an Schulen unterstützt werden.
  • Transportorganisation und -koordination: Dieses Aufgabenfeld umfasst die Organisation neuer umweltfreundlicher Formen der Verkehrsabwicklung sowie die Verbesserung von bestehenden Zusatzdienstleistungen, wie CarSharing-System, Zustellerservice-Dienste u. ä. m.
  • "After-sale"-Betreuung/Kundenresonanz/ Beschwerdemanagement: Der Kunde benötigt einen universellen Ansprechpartner sowohl im Falle von Reklamationen als auch für Hinweise, Anregungen und Lob" [VDV01c, S. 7].
Die Dienstleistungen von Mobilitätszentralen werden wie folgt untergliedert:

Kerndienstleistungen:
  • Information über Produkte und Serviceleistungen im öffentlichen Nah- und Fernverkehr,
  • Erstellen individueller Fahrplanunterlagen,
  • Tarifberatung,
  • Fahrausweisverkauf inkl. Platzreservierung,
  • Entgegennahme von Anregungen und Beschwerden,
  • Information über Buchung von Bedarfsverkehren,
  • Informationen über besondere Serviceleistungen vor, während und nach der Fahrt sowie
  • Informationen für Mobilitätsbehinderte.
Optionale Dienstleistungen:
  • Analyse und Vergleich von Mobilitätskosten; Öffentlichkeitsarbeit zum Themenkreis Mobilität,
  • Informationen und ÖPNV-ergänzende Angebote kollektiver und individueller Pkw-Nutzung (Fahrgemeinschaftsbörse, Car-Sharing, Mitnahmeverkehre), Routenplanung für Individual- und Gruppenreisen mit Pkw, Bus und Bahn,
  • Informationen über Veranstaltungen und Freizeitangebote, die Umgebung, Stadtpläne, Sehenswürdigkeiten, kulturelle Einrichtungen usw., Erreichbarkeitshinweise,
  • Informationen über internodale Wegeketten, Fahrradverkehre, zu Fuß gehen,
  • Nutzen und Vermitteln von Telematikdaten zur aktuellen Verkehrslage,
  • Buchen und Koordinieren von Fahrgemeinschaften, CarSharing, Mietwagen und Taxi sowie
  • Veranstaltungstickets, Touristische Angebote, Hotel- und Zimmervermittlung, Reiseversicherungen, Shop-Atikel [VDV01c, S. 17 ff.].
Nach Auffassung des VDV ist der Begriff "Mobilitätszentrale" somit bereits durch einen verkehrsunternehmenübergreifenden Ansatz gerechtfertigt. Dieses Kernangebot führt nach Erfahrungen von derartigen Mobilitätszentralen zu 0,6 - 1 Kundenkontakt je Einwohner im Einzugsgebiet und Jahr (persönlich und telefonisch). Erfolgreiche Mobilitätszentralen haben über 300 Kundenkontakte täglich.

Kosten für den Betrieb von Mobilitätszentralen werden auf 175 - 250 TSD EUR/Jahr beziffert. Hiermit können ca. 100.000 Kundenkontakte/Jahr [od. 350/Tag] abgewickelt werden. Zur Kostenreduktion empfiehlt der VDV kooperierte Trägerschaften, Umorganisation der bestehenden Kundenberatung, Zusammenlegung von bisher getrennt durchgeführten internen und externen Tätigkeiten und ein gestuftes, gefördertes Vorgehen [VDV01c S. 39 f.].

Einordnung in die Forschung / Relevanz für die Politikberatung
Dieser "Praxisleitfaden" ist praxisnah als Überblick und Einstieg in das Thema gut geeignet. Die Anforderungen an eine Mobilitätszentrale sind jedoch geringer als z. B. in der ILS-Studie.

Aktive schulische und betriebliche Mobilitätsberatung sowie kommunales Mobilitätsmanagement werden nur am Rande behandelt. Die Weiterentwicklung bestehender Kundenzentren zu Mobilitätszentralen wird als Kerngeschäft der Verkehrsunternehmen gesehen und daher forciert.

Der VDV verdeutlicht sein Interesse am Thema Mobilitätsberatung als strategisches Instrument der Verkehrsunternehmen.

Glossar

  • Öffentlicher Personennahverkehr
    Der öffentliche Personennahverkehr ist juristisch im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) definiert. Laut Paragraf 8, Absatz 1 und 2 umfasst der ÖPNV "die allgemein zugängliche Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, Obussen und Kraftfahrzeugen im Linienverkehr, die überwiegend dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr zu befriedigen". Taxen oder Mietwagen können dieses Angebot ersetzten, ergänzen oder verdichten.
    Der Begriff ÖPNV bezieht sich in der Regel auf Strecken mit einer gesamten Reiseweite von weniger als 50 Kilometern oder einer gesamten Reisezeit von weniger als einer Stunde. Das in einer Stadt oder Region erforderliche Nahverkehrsangebot und dessen Eignung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird in einem Nahverkehrsplan definiert und festgehalten.

Zitiert in Synthesebericht

Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?8557

Gedruckt am Sonntag, 23. Februar 2025 15:44:24