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Seewärtige Schüttgutverkehre

Erstellt am: 12.09.2002 | Stand des Wissens: 26.10.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn

Über ein Drittel der weltweit per Schiff transportierten Tonnage entfällt auf die großvolumigen Schüttgüter Eisenerz, Kohle, Getreide, Bauxit und Aluminium. Die Dynamik der internationalen trockenen Massengutverkehre ist stark konjunkturabhängig, insbesondere in Verbindung mit Entwicklungen der Stahlmärkte. Besonders stark stiegen nach 2002 zum Beispiel die Eisenerzverschiffungen unter dem Einfluss der chinesischen Nachfrage. China ist der größte Importeur für Eisenerze und damit für 72 Prozent der Weltnachfrage verantwortlich. Die Hauptexporteure von Eisenerz sind Australien und Brasilien, welche 2019 zusammen für 80 Prozent des Aufkommens verantwortlich waren [UNCT20, S. 12]. Von der Stahlnachfrage abhängig sind weitere Massengüter wie Kokskohle, Schrott, Roheisen und Zuschlagstoffe [UNCTAD09, S. 19f].
Trockene Massengüter werden als Schüttgüter in Bulkcarriern befördert. Diese auf den Transport loser Massengüter spezialisierten Schiffe gewährleisten durch die entsprechende Unterteilung und geometrische Gestaltung der Laderaumquerschnitte sowie die Ausstattung mit Ballasttanks und -pumpen einen sicheren Seetransport. Für bestimmte Ladungen werden entsprechend den unterschiedlichen Dichten der Güter spezielle Schiffe gebaut, wie beispielsweise Erzfrachter. In den letzten 20 Jahren hat die Größe der Bulkcarrier deutlich zugenommen. Der spezifische Treibstoffverbrauch nahm jedoch durch technische Innovationen um etwa 40 Prozent ab [CFV09].
Zum 01.01.2020 bestand die Bulkcarrierflotte aus insgesamt 12.144 Schiffen mit einer Gesamttragfähigkeit von 849,3 Millionen Tonnen, was etwa 43 Prozent der Gesamttragfähigkeit der Welthandelsflotte ausmacht. Jedes fünfte Schiff ist derzeit ein trockener Massengutfrachter. Das Wachstum gegenüber 2019 lag sowohl bezogen auf die Schiffsanzahl als auch bezogen auf die Tragfähigkeit bei etwa fünf Prozent  [MAR20a, S. 122].
Unterschieden werden dabei folgende Klassen 
  • VLOC (Very Large Ore Carrier) - > 200.000 deadweight Tonnen - 9,1 Prozent der Bulkcarrier in deadweight Tonnen 
  • Capesize - 110-199.000 deadweight Tonnen - 29,4 Prozent
  • Post-Panamax - 80-110.000 deadweight Tonnen - 6,4 Prozent
  • Panamax - 60-80.000 deadweight Tonnen - 19,4 Prozent
  • Handymax - 40-60.000 deadweight Tonnen - 20,3 Prozent
  • Handysize - 10-40.000 deadweight Tonnen -15,4 Prozent
    [Drew11, S. 33]
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Seeschifffahrt (Stand des Wissens: 26.10.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?11155
Literatur
[CFV09] Shun Chen, Koos Frouws, Eddy Van de Voorde Technical changes and impacts on economic performance of dry bulk vessels, veröffentlicht in Maritime Policy & Management, Ausgabe/Auflage Volume 37, Issue 3, Routledge / London, 2010
[Drew11] Drewry Shipping Consultants Limited Dry Bulk Forecaster, 3rd Quarter 2011, 2011
[MAR20a] Marinekommando (Hrsg.) Jahresbericht 2020: Fakten und Zahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland, 2020/11
[UNCT20] United Nations Conference on Trade and Development Review of Maritime Transport 2020, 2020
[UNCTAD09] United Nations Conference on Trade and Development Review of Maritime Transport, 2009, New York, Genf, 2009, ISBN/ISSN ISBN 978-92-1-112771-3
Weiterführende Literatur
[LeHa02] Lemper, B., Hader, A. Entwicklungstendenzen des seewärtigen Welthandels, veröffentlicht in 8. Kieler Seminar zu aktuellen Fragen der See- und Küstenschifffahrt, Perspektiven und Probleme des Weltseeverkehrs im neuen Jahrhundert, Schriftenreihe der Deutschen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft B 245, Ausgabe/Auflage B 245, Bergisch Gladbach, 2002, ISBN/ISSN 3-933392-45-4
Glossar
Panamax Panamax wird ein Schiff genannt, dessen Parameter die Durchfahrt durch den Panama-Kanal ermöglichen: maximale Länge: 295 m, maximale Außenbreite: 32,25 m, maximaler Tiefgang: 13,50 m. Bulkcarrier haben dann Tragfähigkeiten von ca. 75 000 tdw. Als Post-Panamax-Schiffe wird eine Größenklasse von Containerschiffen bezeichnet, deren Parameter die Durchfahrt durch den Panama-Kanal nicht gestatten, i.d.R. mit ca. 6500 TEU Ladekapazität.
Capesize Schiffe, die beladen nicht mehr den Suezkanal passieren können, d.h. beim ggw. Ausbaustand i.A. >160 000 tdw
Tragfähigkeit Wasserverdrängung eines voll abgeladenen Schiffes abzüglich der Schiffsmasse. Umfasst die Massen von Besatzung, Passagieren, Ladung, Brennstoffen, Wasser und aller Vorräte.
übliche Abkürzungen:  Tons deadweighttdw), Dead weight tons)

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?8543

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 09:49:24