Fahrdynamisch wirksame Einbauten (Schwellen)
Erstellt am: 04.05.2004 | Stand des Wissens: 13.09.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Die Einsatzmöglichkeiten von Schwellen sind auf Grund Ihrer begrenzten Wirkung in Verbindung mit sicherheitstechnischen und gestalterischen Problemen sehr gering und sollten nach [FGSV94] nur in Ausnahmefällen zur Anwendung kommen.
Schwellen sind kurze, fahrdynamisch wirksame Einbauten, die nicht als Überquerungsstellen, sondern nur zur Geschwindigkeitsreduktion des Kfz-Verkehrs dienen [FGSV94]. Die Verringerung bzw. Einhaltung der geforderten Höchstgeschwindigkeit wird durch den beim Überfahren verursachten Stoß forciert.
Schwellen wirken nur an der Einbaustelle und sollten daher mindestens aller 50-80,00 m wiederholt werden. Nach dem Überfahren einer Schwelle sollte die nächste bereits erkennbar sein [Natz11, S. 353]. Der Einbau von Schwellen ist nach [Natz11] nur unter folgenden Bedingungen möglich:
- Verkehrsbelastung kleiner gleich 70 Kfz/Spitzenstunde,
- geringer Schwerverkehrsanteil,
- kein Öffentlicher Personennahverkehr in der jeweiligen Straße,
- Vorhandensein eines intakten Wohnumfeldes.
Größere Verkehrsstärken sind lediglich dann vertretbar, wenn punktuelle Geschwindigkeitsdämpfungen erforderlich werden und flächendeckende Maßnahmen nicht in Frage kommen. Dies ist häufig vor Kindergärten, Spielplätzen oder Schulen der Fall [FGSV94].
Ausgebildet werden Schwellen meist als Kreissegmente, deren Sehnenlänge 3,60 m und deren Stichmaß 0,10 m beträgt (siehe Abbildung 1) [Natz11].
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Bodenschwellen können aus Asphalt oder Pflastersteinen ausgebildet werden. Es werden aber meist die kostengünstigeren und leichter montierbaren Schwellen aus Kunststoff eingesetzt. Zur besseren Hervorhebung in der Dunkelheit sollten Schwellen mit der Anordnung von vertikalen Elementen und mit einer ausreichenden Beleuchtung ausgestattet werden (siehe Abbildung 2) [FGSV94].
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Schwellen haben große Nachteile und deren Einbau wird heute als Maßnahme zur Verkehrsberuhigung nicht mehr empfohlen: Ein wesentlicher Nachteil von Schwellen ist die lediglich punktuell in Erscheinung tretende Wirkung. Zudem rufen sie eine unstetige Fahrweise hervor, die sich in zusätzlichen Brems- und Beschleunigungsmanövern bemerkbar macht. Hierdurch kann eine erhöhte Belastung durch Abgase und Lärm entstehen [FGSV94; Natz11]. Ferner werden durch das Überfahren der Schwellen sowohl auf die Insassen, bei schweren Fahrzeugen auch auf die Umgebung (z. B. angrenzende Gebäude) ein unangenehmer Stoß bzw. Erschütterungen ausgeübt. Weiterhin können sie die Notfalldienste (Rettungsdienst, Polizei, Feuerwehr) und Winterräumdienste behindern.
In den Niederlanden wurde eine "intelligente Bodenschwelle" entwickelt, um die Nachteile von Schwellen für Busse, Lastkraftwägen und Notfallfahrzeuge zu lösen. Die spezielle Schwelle wird beim Überfahren von schweren Fahrzeugen nach unten - in die Waagerechte - gedrückt, sodass keine Schwelle mehr überfahren werden muss. Ein Abbremsen ist für diese Fahrzeuge nicht mehr nötig. Erschütterungen sowohl für die Insassen als auch für die Umgebung bleiben aus. Personenkraftwagen sind dagegen zu leicht, um die in der Bodenschwelle eingebauten Federn herunterzudrücken, für sie behält die Bodenschwelle beim Überfahren ihre Form und Funktion bei [TTS05].