Dynamische Fahrgastinformation im Öffentlichen Personennahverkehr als Maßnahme des Verkehrsmanagements
Erstellt am: 05.02.2004 | Stand des Wissens: 16.12.2019
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
- vorhandene statische Informationen in Fahrzeugen, an Haltestellen und in den Zugangsbereichen zu ergänzen und dem Fahrgast so eine kontinuierliche Information zur Reisebegleitung zur Verfügung zu stellen,
- möglichst in Echtzeit über die nächsten Abfahrten, das Fahrziel, die Zwischenziele, besondere Betriebssituationen und besondere Verkehrsangebote zu informieren,
- durch frühzeitige Hinweise vorab Informationen auf vorhersehbare und unerwartete Unregelmäßigkeiten, Umleitungsempfehlungen und zusätzliche Verkehrsangebote zu geben (Fahrgastlenkung) und
- Anschlussinformationen für die Fahrgäste und das Fahrpersonal zu übermitteln.
Die Inhalte und die Art der Bereitstellung von dynamischen Informationen unterscheiden sich gegenwärtig noch erheblich zwischen den einzelnen Verkehrsbetrieben/-verbünden und Dienstanbietern. Typische Arten der Bereitstellung von dynamischen Fahrgastinformationen sind neben Durchsagen über Lautsprecher, elektronische Anzeigetafeln an Haltestellen oder in Fahrzeugen, elektronische Auskunftssäulen mit Bedieneroberflächen, Online-Informationsdienste, teilweise integriert in Infotainmentsysteme, sowie diverse Dienste für mobile Endgeräte, die als Push-Service über den Short Message Service (SMS), E-Mail oder Apps (Applikationen für Mobiltelefone/Smartphones) die benötigten Informationen wiedergeben. Fahrgäste können sich darüber hinaus auf den entsprechenden Internetseiten der Verkehrsunternehmen und -verbünde informieren.
Für eine bessere Koordination der Informationsbereitstellung bei den einzelnen Verkehrsbetrieben und -verbünden ist mit der Durchgängigen Elektronischen Fahrplaninformation DELFI eine bundesweite, gemeinsame Fahrgastinformationsplattform erstellt worden. Mit der Entwicklung einer einheitlichen Referenzarchitektur für Intelligente Verkehrssysteme im Öffentlichen Verkehr soll sichergestellt werden, dass die Bereitstellung von Informationen auf einem maximalen Qualitätsniveau ermöglicht wird, indem qualitätsgesicherte Daten den Diensteanbietern zur Verfügung gestellt werden. [Kies13]
Für eine bessere Koordination der Informationsbereitstellung bei den einzelnen Verkehrsbetrieben und -verbünden ist mit der Durchgängigen Elektronischen Fahrplaninformation DELFI eine bundesweite, gemeinsame Fahrgastinformationsplattform erstellt worden. Mit der Entwicklung einer einheitlichen Referenzarchitektur für Intelligente Verkehrssysteme im Öffentlichen Verkehr soll sichergestellt werden, dass die Bereitstellung von Informationen auf einem maximalen Qualitätsniveau ermöglicht wird, indem qualitätsgesicherte Daten den Diensteanbietern zur Verfügung gestellt werden. [Kies13]
Grundvoraussetzung für die Bereitstellung aktueller Informationen über das Angebot des Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sind Echtzeitdaten und entsprechende Kommunikationseinrichtungen zur Informationsübermittlung an den Fahrgast sowie zu Fahrer und Leitstelle. Im Rahmen des Forschungsprojektes "Internet Protokollbasierte Kommunikation im Öffentlichen Verkehr (IP-KOM-ÖV)" werden die Grundlagen für die Entwicklung zukünftiger neuer standardisierter Fahrgastinformationsdienste mit verbesserten, individuellen Fahrgastinformationen geschaffen (weiterführende Informationen sind im Synthesebericht "IP-KOM ÖV - Internet Protokoll basierte Kommunikationsdienste im Öffentlichen Verkehr" aufgeführt).
Eine Dynamische Fahrgastinformation besteht grundsätzlich aus mehreren Komponenten, die Informationen zusammenstellen, auswerten und präsentieren. Aufgrund der hohen Komplexität der Anforderungen (Information über Fahrpläne, Streckenführung, aktuelle Fahrzeugbewegungen, verkehrsübergreifende Umsteigerinformationen) werden hochentwickelte computergestützte Leitsysteme benötigt, die folgende Komponenten enthalten : [Vier15]
- Bedienung: Das Personal muss in der Lage sein, aktuelle Informationen (Ausfälle, Fahrplanänderungen) zeitnah in das System einzupflegen.
- Datenerfassung: Diese Komponente sammelt alle benötigten Informationen (aktuelle Fahrzeugbewegung, aktualisierte Fahrplandaten), die für die Weiterverarbeitung benötigt werden.
- Datenverarbeitung: Die zu präsentierenden Informationen werden aus den gesammelten Informationen und Parametern extrahiert bzw. berechnet.
- Datenübertragung: Damit die Informationen zu allen Haltestellen, Fahrzeugen und Endgeräten übertragen werden können, benötigt es ein vielseitiges Netzwerk aus kabelgebundenen Trägern (elektrische oder optische Kabelwege) oder Funknetzen.
- Präsentation: Die Bereitstellung der Informationen erfolgt sehr vielseitig und reicht von elektronischen Anzeigetafeln, über akustische Durchsagen, bis hin zu Webseiten, Telefonansagen und Applikationen.
Eine exemplarische Untersuchung anhand von sieben Städten in Deutschland (Berlin, Düsseldorf, Hannover, Leipzig, München, Nürnberg, Ulm) im Rahmen des Forschungsprogramms Stadtverkehr FoPS [BMVBS_09] hat ergeben, dass die Anforderung der flächendeckenden Versorgung mit Kommunikationssystemen von den befragten Verkehrsunternehmen größtenteils erfüllt wird. Lediglich bei angemieteten Verkehrsmitteln (vor allem Regionalbusse) kommt es noch zu Einschränkungen. Da die Systeme immer vernetzter werden, ergibt sich daraus die Notwendigkeit nach standardisierten Schnittstellen, die mittlerweile viele Bereiche der Leitsysteme, Auskunft und Fahrgastinformation umfassen.
Die folgende Tabelle zeigt eine Übersicht der Ergebnisse der Befragung.
Die folgende Tabelle zeigt eine Übersicht der Ergebnisse der Befragung.
Insgesamt ist daraus abzuleiten, dass bereits ein breites Spektrum an technischen Systemen vorhanden ist, um dem Fahrgast neben den herkömmlichen Fahrtinformationen, z. B. über die elektronische Fahrauskunft (EFA), bei Störungen entsprechende punktuelle Informationen zu vermitteln. Die Ausstattungsraten und Darstellungsmöglichkeiten unterscheiden sich jedoch noch deutlich. Die Fahrgastlenkung selbst erfolgt in heutigen ÖV-Systemen bei Störungen meist noch manuell. Die Eignung rechnergestützter Systeme zur Unterstützung der Operatoren für ein optimiertes, dynamisches Fahrgast-Routing auf kollektiven Medien, insbesondere im Rahmen von Störfällen, wurde indes in Forschungsvorhaben wie FoPS [FOPS11] bestätigt.
Ergänzend zu Forschungsvorhaben zur optimierten Bereitstellung dynamischer ÖV-Informationen liefen spezielle Untersuchung für mobilitätseingeschränkte Benutzer (BAIM - Barrierefreie ÖV-Information für mobilitätseingeschränkte Personen (2005 - 2008) oder BAIM plus - Mobilität durch Information (2008 - 2010)) oder zum Beispiel für Kinder und Jugendlichen mit geistiger Behinderung (MogLi - Mobilität auf ganzer Linie (2007 - 2010)).