Kritische Masse bei Fahrgemeinschaften im Berufsverkehr
Erstellt am: 07.10.2003 | Stand des Wissens: 11.06.2019
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Sind in einem Pool von Fahrgemeinschaftsinteressenten wenige Personen vorhanden, ist das Bilden von funktionstüchtigen Fahrgemeinschaften schwer oder gar nicht möglich.
Einen starken Einfluss auf die Bildung von Fahrgemeinschaften haben dabei folgende Faktoren:
- Übereinstimmung der Arbeitszeiten und
- Umwegeaufwand.
Die höchste Übereinstimmung lässt sich in der Regel dann finden, wenn die Initiative für die Fahrgemeinschaft am Arbeitsplatz aktiviert wird. Dort stimmt das Ziel überein und die Arbeitszeiten können leichter aufeinander abgestimmt werden. Für die Überschreitung der kritischen Masse ist es jedoch wichtig, dass nicht nur Fahrgemeinschaften gebildet werden, bei denen die Passagiere im selben Gebiet wohnen, sondern dass auch Personen eingeschlossen werden, die mit auf dem Weg zur Arbeit aufgenommen werden können [ETH11]. In der Literatur werden verschiedene Werte angegeben, wie groß eine Gemeinschaft von Betrieben sein muss, damit eine kritische Masse an Nutzern erreicht wird. Die Angaben schwanken zwischen:
Da nur ein kleiner Teil der Pendler in Großbetrieben arbeitet, müssen für eine flächendeckende Bildung von Fahrgemeinschaften weitere Ansatzpunkte gesucht werden. Hierbei kommen primär in Frage [Reinke85]:
- Initiativen am Wohnort (von der Kommune der Auspendler initiiert) und
- betriebsübergreifende Vermittlungen von Fahrgemeinschaften (von der Kommune, IHK oder Ähnliches auf der Seite der Einpendler initiiert, vergleiche Abbildung 1).
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Initiale Veranstaltungen dienen der Weckung von Aufmerksamkeit in der Belegschaft. Diese können:
- durch interne Medien wie Hauszeitung, Verteiler, Aushänge und andere angekündigt,
- auf Betriebsversammlungen vorgestellt und/oder
- in Form einer Aktionswoche mit Ausstellungen und persönlicher Beratung umgesetzt werden.
Auftaktveranstaltungen sollen dazu dienen, schnell eine "kritische Masse" für einen erfolgreichen Start eines Vermittlungssystems für Fahrgemeinschaften zu erreichen, damit die Aktion nicht verpufft und erste Interessenten nicht wieder abspringen [DfT02, S. 75 und S. 113].
Die kritische Masse kann verringert werden, indem Car Pooling mit anderen adäquaten Mobilitätsangeboten verknüpft wird. Dabei sollen geeignete Fahrer ihre Fahrten auf einer Plattform veröffentlichen. So sollen Passagiere, welche keine Fahrgemeinschaften finden, die anderen Mobilitätsangebote nutzen. Falls genügend potenzielle Mitfahrer die Plattform nutzen, können die geeigneten Fahrer eine neue Fahrgemeinschaft bilden [ETH11].