Fahrradbus als spezielles Produkt zur Verknüpfung des ÖPNV mit dem nichtmotorisierten Verkehr
Erstellt am: 25.09.2003 | Stand des Wissens: 02.12.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH
Busse im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bieten oft weniger Platz für die Mitnahme von Fahrrädern als schienengebundene Fahrzeuge. Die Fahrradmitnahme ist in Bussen auch deutlich öfter nicht gestattet. Auf Strecken mit großem Bedarf an Fahrradmitnahmemöglichkeiten (zum Beispiel Steigungsstrecken, touristische Ziele) werden deshalb oftmals umgerüstete Busse oder Fahrradanhänger beziehungsweise -gepäckträger als Fahrradbusse eingesetzt, die die Fahrradmitnahme vereinfachen sollen, ohne den Komfort und die Sicherheit der Fahrgäste einzuschränken. Je nach Bedarf können diese Angebote auf die Sommermonate und teilweise auf Wochenenden beschränkt sein. Unterschiedlich geregelt sind die Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten, zum Teil kann an allen Haltestellen ein- und ausgestiegen werden, bei anderen Linien ist sie nur an ausgewählten Haltestellen möglich [LeitfInterde10, Brach92a].
Für die Umrüstung von Bussen gibt es verschiedene Möglichkeiten. In der Hansestadt Rostock wurden spezielle Busse mit einem größeren Auffangraum für Fahrräder angeschafft, um speziell der hohen Nachfrage bei der Warnowquerung gerecht zu werden. Dabei können Stellflächen für 12 Fahrräder angeboten werden. Die Besonderheit hierbei ist, dass 10 Klappsitze eine flexible Nutzung des Fahrzeugbereiches ermöglichen. Im RegioRadler Hunsrück gibt es Aufhängevorrichtungen für 20 Fahrräder, der Ein- und Ausstieg ist an allen Haltestellen möglich. Über die Golden Gate Bridge in San Francisco verkehrt ein Bus mit einem "Schubladensystem" im Gepäckraum, in dem die Fahrräder sicher verstaut werden können [Interde10].
Ein Fahrradanhänger wird zum Beispiel im Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) als Tourismusangebot an ausgewählten Linienbussen eingesetzt (siehe Abbildung 1). Zwischen März und November können an Wochenenden und Feiertagen 20 Fahrräder mitgenommen werden, der Ein- und Ausstieg ist an allen Haltestellen möglich. Das Auf- und Abladen der Fahrräder ist durch die Kund*innen selbst möglich, wodurch Zeitverluste, die das Auf- und Abladen der Räder durch die Busfahrer*innen mit sich brächte, vermieden oder reduziert werden können. Im Kreis Euskirchen in Nordrhein-Westfalen bieten Rad- und Wander-Buslinien die Möglichkeit, auf einem Fahrradanhänger bis zu 20 Fahrräder mitzunehmen.
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Für die Verkehrsunternehmen bietet die Fahrradmitnahme vor allem eine Imageförderung. Der Fahrrad-Express der Stadtwerke Wiesbaden rechnete sich aufgrund des doppelten Personalaufwandes nicht unmittelbar, er wurde allerdings aufgrund der sehr guten Resonanz in der Presse und in der Öffentlichkeit als Werbemaßnahme aufrechterhalten [Brach92a].