Angebotsgestaltung
Erstellt am: 06.09.2023 | Stand des Wissens: 06.09.2023
Synthesebericht gehört zu:
Quantität und Qualität öffentlicher Verkehrsangebote variieren in der Regel nach der Art des Raumtyps. Während in den meisten Großstädten bereits ein eng getakteter und breit aufgestellter Linienbetrieb vorhanden ist, der auch Wochenend- und Nachtfahrangebote enthält, basieren die Angebote des öffentlichen Verkehrs (ÖV) in ländlichen Regionen wochentags vor allem auf dem Ausbildungs- und Berufsverkehr und sind nachts oder an Wochenenden kaum oder gar nicht verfügbar. Doch gerade in ländlichen Räumen bietet die Einbeziehung von Urlaubs- und Tagesreisenden Potenziale für den ÖV [DWIF20].
Kundenorientierte Mobilitätsangebote mit einer gezielten Ausrichtung auf die Bedürfnisse von Touristen und Ausflügler kommen letztlich auch den Einheimischen zugute. Voraussetzung dafür ist eine gründliche Analyse aller wichtigen Quellen und Ziele unter Einbeziehung freizeitrelevanter Einrichtungen [FGSV21].
Mit schnellen, regelmäßigen und aufeinander abgestimmten Bahn- und Busangeboten lassen sich auch in ländlichen Regionen beachtliche Fahrgastzuwächse erzielen. Das gilt auch für den Freizeitverkehr [Zis20]. Wo direkte Verbindungen nicht realisierbar sind, ist die Anschlusssicherung zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern enorm wichtig. Der anvisierte durchgängige Stundentakt im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) sollte seine Fortsetzung auch im Busverkehr finden [UBA19v]. Aus Kundensicht ist ein Angebot im Stunden- oder gar Halbstundentakt leicht verständlich und merkbar. Gut abgestimmte und vertaktete Buslinien passen zu einem modernen Verkehrssystem und sind damit nicht nur für spontane Ausflüge oder Reisen in die Region sondern auch für Einheimische und Berufspendler wichtig [Zis20].
Aus Gründen der Übersichtlichkeit und Wirtschaftlichkeit ist es erforderlich, Verkehre zu bündeln. Linienverkehre können bei ausreichend starken Verkehrsströmen angeboten werden. Ein hoher Anteil an Fahrtwünschen in ländliche Regionen mit kleinteiliger Siedlungsstruktur lässt sich jedoch nicht bündeln. Hier können nachfrageorientierte Bedienformen zur Verfügung gestellt werden [FGSV21]. Dabei werden die Bahn- und Buslinien des Hauptnetzes mit dem lokalen Linienverkehr und mit flexiblen Angeboten für die erste oder letzte Meile verknüpft. Durch einen gesamtsystematischen Ansatz im Zusammenwirken von Linienverkehr und On-Demand-Angeboten in der Fläche ergibt sich für die Menschen vor Ort und Reisende der passende Mobilitätsmix [Zis20].
Die Ergänzung des Verkehrsangebots durch Fahrräder und Pedelecs im Rahmen von Verleih oder SharingStrukturen erhöht die Flexibilität und bietet den Besuchern die Möglichkeit, Freizeitziele auch in Räumen mit schlechtem ÖVAngebot problemlos zu erreichen [ProFo16]. Leihstationen an Bahnhöfen ermöglichen es Besuchern, sowohl ohne Pkw als auch ohne eigene Fahrräder anzureisen. Gleichzeitig wird damit vermieden, dass Züge entlang beliebter Radrouten oftmals gerade an Wochenenden in der warmen Jahreszeit mit Fahrrädern von Freizeitradlern überfüllt sind [DNV20]. Laut ADFC-Radreiseanalyse wurden im Jahr 2022 bei 40 % aller 445 Millionen Fahrradtagesausflüge, die von einem anderen Ort als dem Wohnort unternommen wurden, öffentliche Verkehrsmittel genutzt [ADFC23]. Dies zeigt einerseits den großen Bedarf an ausreichend Fahrradstellflächen in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Andererseits kann mit gezielter Werbung schon im Vorfeld eines Ausflugs auf Fahrradausleihstationen an Bahnhöfen aufmerksam gemacht und somit die Zahl der mitgeführten Fahrräder gemindert werden.
In touristisch interessanten Regionen kann der Freizeitverkehr einen hohen Anteil am Gesamtverkehr haben. Zielgruppenspezifische Freizeitbuslinien, aufbereitete Tourenvorschläge oder die ÖV-Nutzung mit einer Gästekarte setzen voraus, dass die Freizeit- und Tourismusregionen gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen sind [Zis20]. Neben einem dichten Takt und guten Anschlussbeziehungen ist die Gewissheit, auch spät noch zur Unterkunft oder nach Hause zu kommen, für die Akzeptanz und Nutzung des ÖV essentiell wichtig [FGSV21].
Die öffentlichen Verkehrsmittel müssen den Anforderungen des Freizeitverkehrs entsprechen und die erforderlichen Kapazitäten und Flächenaufteilungen aufweisen. Ihre Ausstattung muss für die Besonderheiten der Freizeitgestaltung in den entsprechenden Regionen eingerichtet sein. Neben der problemlosen Mitnahme von Fahrrädern, Sportgeräten oder Gepäckstücken legen Reisende vor allem während längerer Fahrten Wert auf WLAN-Zugang und Klimatisierung. Das Ausflügler keine durch Reklame verdeckten Scheiben mögen, versteht sich von selbst.
Zusätzlich zu gut abgewogenen Linienführungen und bedarfsgerechten Bedienhäufigkeiten ist eine gute Informationsbereitstellung zu gewährleisten. Dies kann durch Infotafeln an Haltestellen, mehrsprachige Broschüren und die Integration von digitalen Plattformen wie Apps und Websites erfolgen. Insbesondere in grenznahen Regionen sollte neben Informationen in Englisch auch die angrenzende Landessprache beachtet werden.