Nachfrageschwankungen
Erstellt am: 06.09.2023 | Stand des Wissens: 06.09.2023
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Im Gegensatz zu Alltagsverkehren zeichnen sich touristische Verkehre durch ein hohes Maß an Saisonabhängigkeit aus [BMWK22h]. Diese ergibt sich einerseits durch Schulferien oder gesetzlichen Feiertage, die zu verlängerten Wochenenden ausgebaut werden, und andererseits aus der Charakteristik des Reiseziels. Küstenregionen oder Seenlandschaften sind häufig in den Sommermonaten ein touristisches Ziel, während Skigebiete im Winter einen starken Zulauf von Tagesgästen, Kurzreisenden und Urlaubern aufweisen. Berglandschaften als beliebte Wanderziele wiederum sind im Frühjahr und Herbst attraktiv. Deshalb sollte eine detaillierte Analyse der Quellen und Ziele von Freizeitverkehren durchgeführt werden und Grundlage der Angebotsgestaltung sein. Dabei bilden Nahverkehrspläne die Rahmenvorgaben für die Angebotsentwicklung und stellen mit ihrem Analyse- und Planungsteil das zu nutzende Planungsinstrument dar [FGSV21]
In Zeiten vermehrten touristischen Bedarfs sollte das Angebot des ÖV durch den Einsatz größerer oder zusätzlicher Fahrzeuge, dichteren Takt oder verlängerte Betriebszeiten angepasst werden. Die Anlagen, insbesondere die Zugangsstellen, müssen dafür ausgelegt sein. Zugangsstellen und Fahrzeugausstattung sollten darüber hinaus möglichst barrierefrei und den touristischen Zielen angepasst sein. So erwarten Kunden beispielsweise bei ihrer Fahrt in Skigebiete, dass der Transport von Wintersportgeräten problemlos im Fahrzeug ermöglicht wird. Erforderlichenfalls können auch spezielle Anhänger mitgeführt werden. Die kostenfreie Nutzung von Skibussen kann die Attraktivität dieses Angebots erhöhen.
Demgegenüber muss in Zeiten geringerer Nachfrage ein flächendeckendes Grundangebot für die heimische Bevölkerung angeboten werden, um ihnen marktfähige Verkehrsangebote auch für den Freizeitverkehr zu bieten. Vor allem in ländlichen Regionen ist das Grundangebot bisher jedoch vor allem vom Schülerverkehr geprägt. Das erschwert die Bindung von Einheimischen als Stammkunden des ÖV und fördert die Nutzung des Pkw nicht nur zur Befriedigung ihrer Freizeitbedürfnisse, sondern auch zur Durchführung ihrer täglichen Wege [FGSV21].
Nachfrageschwankungen ergeben sich auch durch unterschiedliche Wetterbedingungen. Je länger eine Urlaubsreise andauert, umso mehr beeinflusst das Wetter die Planung der Freizeitaktivität. Auch Wochenend- und Tagestouristen planen ihre Freizeitaktivitäten häufig nach der Wettervorhersage. Zeigt sich beispielsweise bei Strandausflügen eine eindeutige Abhängigkeit von sonnigem und warmem Wetter, trifft dies für Wanderungen im Gebirge so nicht zu, da hier andere Faktoren wie die lokalen Windverhältnisse ("kein starker Wind") relevanter sind [Lux22]. Die Entscheidung zu einer kurzfristigen Änderung des Angebots seitens der Verkehrsunternehmen setzt die Kenntnis der spezifischen Kundenerwartungen an das jeweilige Platzangebot und ein Vorhalten entsprechender Kapazitäten voraus. [DWIF16].
Feste und Großveranstaltungen induzieren ebenfalls einen erhöhten Beförderungsbedarf im öffentlichem Verkehr. Dann sollten öffentliche Verkehrsmittel, mit dem Veranstalter abgestimmt, in dichterem Takt oder als zusätzlich eingerichtete Shuttles eingesetzt werden. Das stellt erhöhte Anforderungen an die Fahrzeug- und Personalbereitstellung. Neben den Möglichkeiten der Dienstplangestaltung könnte sich dazu die Beschäftigung von Saisonkräften - beispielsweise Studierende mit Fahrberechtigung - oder das Einbeziehen von Vereinen, die sich etwa dem Erhalt historischer Fahrzeuge oder Infrastrukturen verschrieben haben, anbieten [BMWK22h]. Wird seitens der Verkehrsunternehmen nicht auf diese Mehrbedarfe reagiert oder sogar das Angebot durch Umleitungen oder Sperrungen verschlechtert, so nimmt der Tourist das ÖV-Angebot als wenig attraktiv wahr und wird es zukünftig meiden [KePi20].