Potenzialabschätzungen und bisherige Erfahrungen zur gewerblichen Nutzung von Lastenrädern im Realbetrieb
Erstellt am: 30.06.2023 | Stand des Wissens: 07.10.2024
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Im Jahr 2021 wurde abgeschätzt, dass der internationale Markt für Lastenräder mit einer jährlichen Rate von 11,4 Prozent bis zum Jahr 2031 anwachsen wird. Dies zeigt sich auch in den zunehmenden Vorhaben von Unternehmen zum Einsatz von Lastenrädern. Das Unternehmen Amazon hat im Jahr 2021 beispielsweise angekündigt, auch Lastenräder für die Zustellung ihrer Waren auf der letzten Meile anzubieten und die ersten Einsätze in der Stadt Freiburg bereits durchgeführt. Ein weiterer Meilenstein ist die Eröffnung eines Mikromobilitätszentrums in Berlin, von welchem jährlich circa 1,5 Millionen Amazon-Pakete mit dem E-Bike ausgeliefert werden sollen [AMZN24]. Auch DHL und UPS testen in Innenstädten weiterhin neue Bauformen von Lastenrädern, wie das Cubicycle, um weiter ihre Emissionen zu reduzieren [PMR21; Schind21].
Lastenräder stellen eine flexible und umweltfreundliche Alternative zu konventionellen Transportmitteln mit fossilen Brennstoffen dar. Sie bieten die Vorteile einer Reduktion lokaler Schadstoffemissionen und der Straßeninfrastrukturauslastung sowie einer Verringerung von Nutzungskonflikten [LNC20].
Lastenräder, die nicht über eine Motorisierung verfügen, verursachen zwar bei ihrer Produktion CO2-Emissionen, beim Transport von Gütern oder Personen stellen diese jedoch ein emissionsfreies Transportmittel dar. Verfügen die Fahrräder über eine elektronische Tretunterstützung, ist der Emissionsausstoß abhängig von den verwendeten Stromquellen [Wacho14]. Im Rahmen des KoMoDo-Projekts - Kooperative Nutzung von Mikro- Depots durch die KEP-Branche für den nachhaltigen Einsatz von Lastenrädern in Berlin im Jahr 2019 konnte gezeigt werden, dass durch die Verlagerung der Paketzustellung für ein Gebiet mit einem Radius von drei Kilometern vom konventionell motorisierten Lieferfahrzeugen auf elektrisch unterstützte Lastenräder circa 28.000 Fahrzeugkilometer konventioneller Fahrzeuge eingespart werden können. Daraus wurde eine CO2-Einsparung von 11 Tonnen sowie eine Stickoxid- und Feinstaubeinsparung von 144,86 Kilogramm und 0,827 Kilogramm berechnet. Für diese Substitution waren 38.000 Fahrzeugkilometer der elektrisch unterstützten Lastenräder nötig. Diese wurden als CO2-neutral angenommen und ohne Emissionen berechnet [LNC19; VKRS19].
Eine Studie aus London, die mithilfe von GPS-Daten des Unternehmens Pedal Me die Routen des Lastenrad- Kuriers auswertet, zeigt auf, dass die Lastenräder zum einen 1,61-mal schneller als herkömmliche Lieferwagen sind und zum anderen CO2-Emissionen einsparen. Die Studie schätzt ein, dass eine Ausweitung des Lastenradverkehrs um 10 Prozent eine Einsparung von 133.300 Tonnen CO2 und 190,4 Tausend Kilogramm NOx pro Jahr in London erzielt. Zusätzlich würde sich das Stauaufkommen und die Nutzung des Straßenraum verringern [Verl21].
In der Regel werden Lastenräder in Mobilitätskonzepte, bestehend aus Mikro-Depots oder urbanen Hubs, integriert. Eine Londoner Fallstudie stellt fest, dass ein Zustellsystem aus städtischen Konsolidierungszentren, kleinen Elektrofahrzeugen sowie Lastendreirädern die insgesamt zurückgelegte Strecke um 20 Prozent und die CO2-Emissionen pro zugestelltem Paket um 55 Prozent im Vergleich zum konventionellen Zustellsystem reduziert [TR12, Schliw15].
In verschiedenen nationalen und internationalen Projekten werden Lastenfahrräder zum einen hinsichtlich der baulichen und infrastrukturellen Ausgestaltung untersucht, zum anderen spielen Wirkungseffekte bei der Erprobung der Lastenräder eine wichtige Rolle. Insbesondere kombinierte Konzepte von Lastenrädern und Mikro- Depots im innerstädtischen Raum werden dabei häufig thematisiert oder erprobt, wie Beispiele in Hamburg, München oder Nürnberg zeigen [DIFU22; NiHö17; Bogd18]. So gab die Hamburger Behörde für Wirtschaft und Innovation beispielsweise eine im Jahr 2022 veröffentlichte Studie in Auftrag, welche den Infrastrukturbedarf in Bezug auf Lastenräder wie auch Mikrohubs in der Hansestadt untersucht um das Ziel Modellregion für Letzte-Meile-Logistik zu werden, respektive 25 Prozent der Paketzustellung an private Haushalte mit dem Lastenrad zu bewältigen, zu erreichen [CAJE22].