Betriebliche Rahmenbedingungen
Erstellt am: 30.06.2023 | Stand des Wissens: 07.10.2024
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Eine Herausforderung für den Einsatz von Lastenrädern liegt im Paketsegment und der Menge an Paketen. Abhängig von der Sendungsstruktur (Gewicht und Volumen) innerhalb eines Gebiets kann nur ein gewisser Anteil von Paketsendungen auf das Lastenrad verlagert werden. In Hamburg soll dieser Anteil ausgehend vom Klimaplan des Senats zukünftig beispielsweise 25 Prozent der Paketzustellung an private Haushalte ausmachen [CAJE22]. Im Hinblick auf den wichtigsten Einsatzort von Lastenrädern, die Innenstadt, reichen die Kapazitäten aufgrund der hohen Ballung an Zustellungsorten und kleinen Zustellungsmengen jedoch aus. Insbesondere in Kombination mit Mikrohubs ist es möglich für das Lastenrad einen Teil der konventionellen Lieferfahrzeuge in einem urbanen Gebiet zu ersetzen, um somit zu einer verkehrlichen Entlastung und der Reduzierung von Emissionen beizutragen [Lenz13; LNC20]. Abbildung 1 stellt ein multimodales System aus Lastenrad und urbanem Umschlagpunkt schematisch dar.
![Abb.1: Multimodales Transportsystem mit Lastenfahrrädern und urbanen Umschlagspunkten
(eigene Zusammenstellung nach [Eintrag-Id:571901]) Multimodales Transportsystem.png](/servlet/is/572839/Multimodales%20Transportsystem.png)
In einem multimodalen Transportsystem wird das Lastenrad mit einem anderen Verkehrsmittel, zumeist motorisierte Lieferwagen, kombiniert, welches den Annährungsverkehr von einem Umschlagszentrum am Rande der Stadt in dezentrale, urbane Mikro-Hubs realisierte. In den Mikro-Hubs mit circa 50 bis 250 Quadratmeter Nutzfläche werden die Güter auf Lastenfahrräder umgeschlagen, die die letzte, nun nochmals deutlich verkürze, Transportstrecke zum Empfänger (auch letzte Meile genannt) überwinden. Bedingt durch die Sendungsstruktur, die Arbeitszeit der Zustellenden und die Einwohnerdichte wird ein Einsatzradius der Lastenfahrräder von zwei bis drei Kilometer um den urbanen Umschlagspunkt als sinnvoll eingeschätzt [HHINV24]. Die Mikro-Hubs können auf verschiedene Arten ausgestaltet sein. Es kann sich hierbei um Wechselbrücken, Seecontainer, Bau-/Bürocontainer, Räumlichkeiten (beispielsweise Ladenlokale oder Keller), Anhänger oder auch Parkhausabteile handeln. Weitere geeignete urbane Immobilien für die Installation eines Mikro-Hubs können Parkplätze oder -häuser, Markt- oder andere öffentliche Plätze, Hinterhöfe sowie Einkaufszentren sein [Thall17; RudC17; Assm19; LNC20]. Abhängig von der Ausgestaltungform ergeben sich räumliche und infrastrukturelle Anforderungen. Es werden beispielsweise Parkplätze, Rangierflächen und Ladesäulen für elektrisch unterstütze Lastenräder, Laderampen oder Einfahrtsmöglichkeiten benötigt. Durch das beschriebene Transportsystem können betriebliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die einen Einsatz von Lastenrädern auf der letzten Meile des Güterverkehrs wirtschaftlich ermöglichen [Schliw15; FIAO21].
Außerdem spielen unternehmensspezifische Einflussfaktoren in diesem Kontext eine Rolle. Hierzu zählt auch die organisationale Entscheidungsstruktur eines Unternehmens. So kann die Dynamik eines Unternehmens bei der Implementierung von Lastenfahrrädern aufgrund des Grades der Zentralisierung und Formalisierung von flottenbezogenen Entscheidungen variieren [Grub21a].