Kooperationen von Akteuren in Seehäfen
Erstellt am: 18.01.2023 | Stand des Wissens: 30.08.2024
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Digitalisierung in Seehäfen wird von verschiedenen Erwartungen begleitet. Sie soll sowohl die unternehmensinternen als auch die akteursübergreifenden Prozesse transparenter und effizienter gestalten, mit gemeinsamen Standards zum Informationsaustausch eindeutige Fakten schaffen und es gleichzeitig ermöglichen, Teile der Prozesse zu automatisieren. In Seehäfen betrifft dies unter anderem die Reedereien, die Terminalbetreiber, die Fuhrunternehmen (sowohl für hafeninterne Umfuhren als auch für den Weitertransport ins Hinterland), die Eisenbahnverkehrsunternehmen sowie die Behörden, wie zum Beispiel die Hafenbehörde oder den Zoll. Hier soll der digitale standardisierte Austausch von Informationen zum Teil existierende Papierformulare ersetzen, zum Teil aber auch die Kommunikation, die in der Vergangenheit weniger formalisiert über Telefon abgewickelt wurde. Insbesondere in Zeiten, in denen die Empfänger einer Ladung deren Aufenthaltsort zu jedem Zeitpunkt genau kennen möchten, wäre dies nicht mehr praktikabel. Zwischen diesen Akteuren gibt es verschiedene Ansätze zur Steigerung der Transparenz der maritimen Lieferkette.
In der Regel ist die Reederei der Transportserviceanbieter und nimmt gegebenenfalls weitere Transportserviceanbieter, wie zum Beispiel Fuhrunternehmen, in den Unterauftrag [TraL20]. Damit haben sie in der maritimen Lieferkette meist eine starke Verhandlungsposition gegenüber den anderen Unternehmen. Dadurch sind sie ein integraler Bestandteil von akteursübergreifenden Digitalisierungsprojekten. Mit TradeLens haben die Unternehmen Maersk und IBM gemeinsam eine Informationsplattform geschaffen, die auf der Blockchain-Technologie basiert und es Teilnehmern erlaubt, bei berechtigtem Interesse Container live zu tracken sowie mit dem Transport verbundene Dokumente digital vorzuhalten und mit ausgewählten Partnern auszutauschen [Jen19; TraL20 ). Teilnehmen können sowohl die Logistikunternehmen als auch Behörden wie zum Beispiel der Zoll. Stand 2021 sind über 300 Organisationen auf der Plattform integriert, darunter mehr als 10 Reedereien, und es wurden bereits über 35 Millionen Containersendungen und 16 Millionen Dokumente über diese Plattform verwaltet [Maer21]. Damit hat dieses Projekt in der maritimen Welt Leuchtturmcharakter.
Ein Plattform-Ansatz, wie er mit TradeLens verfolgt wird, bringt per Definition Gatekeeper mit ins Spiel, welche einzelnen Teilnehmenden den Zugriff auf die Plattform gewährt oder versagt. Dadurch wird eine starke Abhängigkeit von dieser Plattform geschaffen. Alternative Ansätze erhalten die Autonomie der Teilnehmenden in der maritimen Lieferkette, indem der Informationsaustausch zwischen den Unternehmen standardisiert wird, die Datenhoheit über die Informationen aber bei den jeweiligen Unternehmen verbleibt [LHG21]. Dieser weitestgehend dezentrale Ansatz verfolgt das Prinzip der Datensparsamkeit und weist eine höhere Resilienz gegenüber zentralen Störungen des Gesamtsystems auf.