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Niederschläge

Erstellt am: 25.11.2021 | Stand des Wissens: 25.04.2023

Synthesebericht gehört zu:

Hydrologische Ereignisse wie Hoch- und Niedrigwasser stellen potenzielle Störereignisse für den Verkehrsablauf dar. Fahrbahnen und Gleisanlagen können zum Beispiel durch Überschwemmung oder Unterspülung unbenutzbar werden. Die mittlere Niederschlagsmenge hat in den vergangenen Jahrzehnten in den Sommermonaten ab- und in den Wintermonaten zugenommen. So stieg der mittlere Niederschlag im Winter seit dem Jahr 1950 um Werte zwischen 5 Prozent und 13 Prozent an [ZoSi08].

Durch die Verschiebungen der Niederschlagshäufigkeit vom Sommer- in das Winterhalbjahr können in den Sommermonaten vermehrt Trockenperioden und damit verbundene Niedrigwasser auf den Binnenwasserstraßen auftreten, die wiederum die Schifffahrt negativ beeinflussen. Für das Ende des 21. Jahrhunderts werden für einen pessimistischen Fall 35 Tage projiziert, an denen die Schiffbarkeit auf deutschen Binnenwasserstraßen eingeschränkt ist. An den für den Güterverkehr besonders wichtigen Bundeswasserstraßen Rhein und Donau kann an 42 oder mehr Tagen die Schiffbarkeit eingeschränkt sein [UBA21v]. Dementsprechend besteht besonders für einen pessimistischen Fall ein hohes Klimarisiko für die Binnenschifffahrt aufgrund von Niedrigwasser (siehe Abbildung 2). Abbildung 1 zeigt die prognostizierte Veränderung der mittleren Niederschlagssumme im Sommer. Der linke Teil der Abbildung zeigt die gegenwärtige Situation in Deutschland, zu dem die obere Legende im rechten Teil der Abbildung gehört. Demnach sind bereits heute in weiten Teilen Deutschlands im Sommer geringe Niederschläge zu beobachten. Besonders dramatisch sieht es im Osten Deutschlands, aber auch in Teilen von Rheinland-Pfalz aus.
3.2 Niederschlag Sommer.pngAbb. 1: Vieljähriger mittlerer Niederschlag in den meteorologischen Sommermonaten [UBA15e, S. 71] (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)
Die beiden kleineren Darstellungen Deutschlands im oberen Bereich der Abbildung zeigen Änderungen in den Niederschlägen in naher Zukunft, das heißt in den nächsten 30 Jahren, bei einem schwach (links) und bei einem stark ausgeprägten (rechts) Klimawandel. Das "Klimasignal" beschreibt in der Studie des Umweltbundesamts (UBA) die Ausprägung des Klimas heute und in der nahen und fernen Zukunft. Im Falle eines schwach ausgeprägten Klimawandels ist in großen Bereichen mit einem Anstieg des Niederschlags in den Sommermonaten zu rechnen. Bei einem stark ausgeprägten Klimawandel ist hingegen mit einem weiteren Rückgang des Sommerniederschlags zu rechnen: nun auch im Westen und vor allem Südwesten Deutschlands. In der fernen Zukunft, das heißt gegen Ende des 21. Jahrhunderts, ist bei einem starken Klimawandel mit einem dramatischen Rückgang des Sommerniederschlags in allen Teilen Deutschlands, besonders aber im Westen, zu rechnen.
Schiffbarkeit Binnenwasser.pngAbb. 2: Schiffbarkeit der Binnenschifffahrtsstraßen (Niedrigwasser) [UBA21v, S. 141] (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)

In den Wintermonaten hingegen kann es durch die höhere Niederschlagsmenge vermehrt zu Hochwasser und Überschwemmungen kommen. Bei großen Gewässern besteht einer Vorlaufzeit von bis zu 48 Stunden, wohingegen sich bei kleinen Gewässern diese Vorlaufzeit auf wenige Stunden verkürzen kann [MUNLV15]. Überschwemmungen können sowohl zur kurzfristigen Störung des Straßenverkehrs als auch zu langfristigen Schäden führen, zum Beispiel durch Überlastung des Drainagesystems. Durch die erhöhten Niederschläge und damit einhergehende Überschwemmungen kann es zudem zu Unterspülungen von Schieneninfrastrukturen, aber auch von Brückenfundamenten kommen, wie beispielsweise beim Elbehochwasser im Jahr 2013. Das Wegspülen des Bodens, in den die Gleise eingebettet wurden, kann eine Destabilisierung der Schienen zur Folge haben. Im Schienenverkehr ist es darüber hinaus nicht immer möglich, eine geeignete und freie Ausweichroute zu finden, was wiederum gravierende Verzögerungen im Personen- und Güterverkehr verursachen kann. Auch im Luftverkehr können erhöhte Niederschläge zu Unregelmäßigkeiten und Verzögerungen führen, wenn Start- und Landebahnen oder Durchflugzonen betroffen sind [UBA15e, S. 410].

Eine weitere Gefahrenquelle ergibt sich durch starke Unwetter und sich anschließende Hangrutschungen. In diesem Fall können herabrutschende Gesteine und Bäume eine Straße versperren und Verkehrsteilnehmer gefährden. Die Stabilität des Hangs kann außerdem durch Dauerregen und Frost-Tau-Wechsel beeinträchtigt werden [BMVI20as]. Potenzielle Gefahren ergeben sich dadurch sowohl im Straßen- als auch im Schienennetz.

Abbildung 3 zeigt die prognostizierte Veränderung der mittleren Niederschlagsmenge im Winter [UBA15e, S. 384]. Die Abbildung zeigt analog zu Abbildung 1 die gegenwärtige Ausprägung des Winterniederschlags auf der linken Seite der Abbildung sowie Prognosen bezüglich Änderungen in den Winterniederschlägen in der nahen (oberer Bereich) und fernen (unterer Bereich) Zukunft.
3.2 Niederschlag Winter.pngAbb. 3: Vieljähriger mittlerer Niederschlag in den meteorologischen Wintermonaten [UBA15e, S. 72] (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)
Gegenwärtig sind in den meteorologischen Wintermonaten insbesondere im Westen Deutschlands Niederschlagsmengen auf mittlerem Niveau zu beobachten. In der nahen Zukunft sind bei einem geringen Klimawandel wenige Veränderungen zu erwarten (oberer Teil, linke Darstellung). Es handelt sich hierbei überwiegend um Verringerungen. Bei einem starken Klimawandel hingegen sind flächendeckend Zunahmen zu erwarten, in der nördlichen Landeshälfte muss mit zweistelligen Zunahmen gerechnet werden. In der fernen Zukunft wird die Zunahme der Winterniederschläge, vor allem bei einem stark ausgeprägten Klimawandel, sehr deutlich ausfallen (bis zu 45 Prozent). Allerdings wird sich der Klimawandel nach derzeitigen Prognosen nur gering auf die Schiffbarkeit von Binnenwasserstraßen aufgrund von Hochwasser auswirken [UBA21v].
Schiffbarkeit Binnenwasser Hochwasser.pngAbb. 4: Schiffbarkeit der Binnenschifffahrtsstraßen (Hochwasser) [UBA21v, S. 152] (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)
Glossar
Ansprechperson
M-Five GmbH Mobility, Futures, Innovation, Economics
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Resilienz von Verkehrssystemen unter besonderer Berücksichtigung des Klimawandels (Stand des Wissens: 26.11.2021)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?543869
Literatur
[BMVI20as] Bundesministerium für Digitales und Verkehr (Hrsg.) Klimawirkungsanalyse für die Bundesverkehrswege Methodik und erste Ergebnisse, 2020
[MUNLV15] Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) Hochwasser- und Überflutungsschutz Ansätze für eine fachübergreifende Zusammenarbeit innerhalb der Kommunalverwaltung zum Hochwasserrisikomanagement, 2015
[UBA15e] Umweltbundesamt (Hrsg.) Vulnerabilität Deutschlands gegenüber dem Klimawandel, 2015
[UBA21v] Umweltbundesamt (Hrsg.) Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 für Deutschland Teilbericht 4: Risiken und Anpassung im Cluster Infrastruktur , 2021
[ZoSi08] Olga Zolina, Clemens Simmer, Alice Kapala, Susanne Bachner, Sergey Gulev, Hermann Maechel Seasonally dependent changes of precipitation extremes over Germany since 1950 from a very dense observational network, 2008
Glossar
UBA Umweltbundesamt

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?543672

Gedruckt am Sonntag, 23. Februar 2025 10:05:16