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Vergleichende Untersuchung über die Lärmwirkung bei Straßen- und Schienenverkehr

Erstellt am: 29.07.2003
Autoren:   Möhler + Partner Beratende Ingenieure für Schallschutz und Bauphysik
Obermeyer Planen und Beraten
Erscheinungsjahr / -datum:   1999/12
Herausgeber:   Deutsche Bahn AG Systemtechnik Standort München
ÖBB-Holding AG
Zitiert als:   [DBAG99aa]
Art der Veröffentlichung:   Studie
Sprache:   deutsch
Review
Erstellt am: 12.08.2003 | Stand des Wissens: 12.08.2003
 
Ziel / Zweck
Im Zusammenhang mit dem Neu- und Ausbau von Bahnstrecken, aber auch bei vorhandenen Strecken, ist die Frage der Lärmwirkung von zentraler Bedeutung. Für den Eisenbahnverkehr wurde dabei in früheren Untersuchungen eine geringere Belästigungswirkung bei gleichem Pegel gegenüber dem Straßenverkehr festgestellt, so dass der zumutbare Pegel um 5 dB(A) höher als bei der Straße angesetzt wird. Die generelle Berechtigung dieses "Schienenbonus´" wird allerdings oft angezweifelt. Die Untersuchung befasst sich mit der Fragestellung, ob die Lärmbelästigungen aus Schienen- und Straßenverkehr unterschiedlich sind. Dazu sollen Schlafbeeinträchtigungen aus Schienen- und Straßenlärm mittels geeigneter Schlafindikatoren erfasst und verglichen werden. Außerdem soll der Frage nachgegangen werden, ob die in früheren Studien festgestellten Unterschiede heute noch unter möglicherweise veränderten Verkehrsbedingungen gültig sind.


Methodik und Durchführung
  • Befragung
Es wurden zunächst repräsentative Wohngebiete mit Lärmbelästigung in der Nähe von Verkehrswegen ausgesucht. Dabei wurden je 4 Wohngebiete, in denen der Schienenverkehrslärm eindeutig dominiert, sowie 4 Wohngebiete mit dominantem Straßenverkehrslärm gewählt, wobei jeweils zwei Untersuchungsgebiete durch eine hohe und zwei durch eine mittlere Verkehrsdichte gekennzeichnet sind. In jedem der Gebiete wurden bei 50 Anwohnern die Körperbewegungen im Schlaf mit einem Aktimeter gemessen, wodurch ein Aufwachen des Probanden mit ausreichender Sicherheit festgestellt werden kann. In einer sozialwissenschaftlichen Untersuchung wurden auf Basis eines standardisierten Fragebogens 1690 Anwohner interviewt, um deren Belästigung durch Schienen- bzw. Straßenverkehrslärm herauszufinden. Die Anwohner, bei denen Schlafmessungen durchgeführt wurden, wurden nach den Messungen ein zweites Mal befragt. Bei den Probanden, bei denen Aktimetermessungen stattfanden, wurden über den Messzeitraum die Lärmimmissionen aus Straßen- bzw. Schienenverkehr messtechnisch erfasst. Für die nur befragten Personen wurden entsprechend den Richtlinien Schall 03 bzw. RLS-90 (Richtlinie für Lärmschutz an Straßen, 1990) getrennt nach Tag und Nacht Mittelungspegel errechnet. Grundlage für diese Berechnungen waren Messungen der Verkehrszusammensetzung. In die Immissionsberechnung flossen Abschirm- und Reflektionseffekte mit ein. Bei den Wohngebieten mit Schienenverkehrslärm wurde ein Schienenbonus nicht berücksichtigt.


Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Für die Aktimetermessungen wurde ein Pegelbereich von 45 dB(A) bis 62,5 dB(A) an der Außenwand abgedeckt. Es zeigte sich, dass sich die Ergebnisse der Lärmmessungen und -berechnungen insbesondere beim Schienenverkehrslärm deutlich unterscheiden. In den Innenräumen ergaben sich Schallpegel, die um etwa 10 dB(A) über den berechneten Immissionswerten liegen. Bei allen Betrachtungen von Gestörtheitsreaktionen, die sich auf die Nachtstunden oder auf den ganzen Tag (24h) beziehen, wurde eine deutlich geringere Belästigung durch Schienenverkehrslärm ermittelt. Tagsüber ergab sich in der Gesamtgestörtheit zwar ebenfalls eine geringere Belästigung durch die Schiene, unter bestimmten Gestörtheitsaspekten (Störung von Kommunikation, Radiohören etc. im Innenraum) wurde aber eine deutlich größere Störwirkung des Schienenverkehrs gegenüber dem Straßenverkehr festgestellt. Schienenverkehrslärm erreicht die gleiche Belästigung wie Straßenverkehrslärm bei einem deutlich höheren Schallpegel von - je nach Gestörtheitsaspekt - 8 bis 20 dB(A). Die Auswertung der Schlafmessungen ergab, dass weder bei den durch Schienen-, noch bei den durch Straßenverkehrslärm betroffenen Probanden eine Korrelation der Schlafstörungen mit dem Schallpegel oder ein Zusammenhang mit der Lärmquelle feststellbar waren. Wegen der Versuchsbedingungen kann aber noch nicht darauf geschlossen werden, dass ein Zusammenhang zwischen Lärm und Schlafstörungen generell nicht existiert.
Ansprechperson
Möhler + Partner Beratende Ingenieure für Schallschutz und Bauphysik
Obermeyer Planen und Beraten

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?51424

Gedruckt am Sonntag, 23. Februar 2025 07:32:21