Soziale Dimension von Mobilität und Verkehr
Erstellt am: 19.12.2019 | Stand des Wissens: 15.01.2025
Synthesebericht gehört zu:
Mobilität beschreibt die Fähigkeit von Personen und Gütern, sich räumlich zu bewegen. Diese Fähigkeit kann auf zwei Arten betrachtet werden: Entweder wird sie durch tatsächliche Ortsveränderungen umgesetzt, wodurch Verkehr entsteht, oder sie existiert als Potenzial, das in unterschiedlichem Maße vorhanden ist. Dieses Potenzial kann sowohl aus individueller als auch aus gesellschaftspolitischer Perspektive betrachtet werden. [HOLZ09] Menschen können als mobil oder immobil bezeichnet werden, unabhängig davon, ob sie sich tatsächlich bewegen. Auch der Begriff mobile Gesellschaft beschreibt keine Gruppe von Menschen, die ständig unterwegs ist, sondern vielmehr die Summe der Möglichkeiten, Chancen und Zwänge, die individuelle Ortsveränderungen ermöglichen oder beeinflussen.
Die soziale Dimension von Mobilität bezieht sich auf das Individuum und wird sowohl von externen Faktoren als auch persönlichen Merkmalen beeinflusst. Zu den externen Faktoren gehören Rahmensetzungen wie Mobilitätskosten, die Verfügbarkeit und Qualität von Infrastruktur, Informationen und Service für verschiedene Arten der Fortbewegung (zu Fuß, mit dem Rad, mit dem Auto oder dem Öffentlichen Verkehr) und räumliche Strukturen im Sinne von Distanzen zwischen einem Ausgangsort und einem (möglichen) Ziel. Persönliche Aspekte der Mobilität beinhalten Gesundheit, Einkommen, Geschlecht, Alter und die Verfügbarkeit von Mobilitätswerkzeugen (zum Beispiel Fahrrad, Führerschein oder die Möglichkeit der Autonutzung) sowie Bildungshintergrund, persönliche Werte, Wissen und Erfahrungen. Bei jedem dieser Teilaspekte können individuelle oder strukturelle Unterschiede die persönliche Mobilität sowohl positiv als auch negativ beeinflussen und somit zu Ungleichheit und in Folge Ungerechtigkeit bei gesellschaftlichen Teilhabemöglichkeiten führen.
Die soziale Dimension von Verkehr hingegen betrifft die Auswirkungen von realisierter Mobilität auf andere. Dazu gehören klimaschädliche Gase, Lärm und Schadstoffemissionen, Unfälle und Konkurrenz um Flächennutzung. Auch Verkehrsstaus und Überfüllung in öffentlichen Verkehrsmitteln können dazu gerechnet werden, selbst wenn in diesen Fällen die Betroffenen zugleich Mitverursachende sind. Diese negativen Auswirkungen von Verkehr betreffen generell verschiedene Bevölkerungsgruppen in sehr unterschiedlichem Maße und das nicht nur, weil sie nicht gleichmäßig im Raum verteilt sind, sondern auch, weil die soziogeografische Verteilung der Bevölkerung sozioökonomisch schlechter gestellte Gruppen häufiger mit gravierenderen Belastungsmustern zusammenbringt. Dies wird als Mangel im Sinne der Umweltgerechtigkeit betrachtet.
Die soziale Dimension der Nachhaltigkeit ist eingebettet in die ökologische Dimension, welche die Belastungsgrenzen des Systems Erde definiert. Die ökonomische Dimension wiederum wird als Teilmenge der sozialen gesehen. Im Bereich Verkehr gibt es standardisierte Verfahren, um sowohl die ökologischen als auch die ökonomischen Auswirkungen von Neuplanungen und Infrastrukturprojekten zu bewerten. Soziale Kriterien, die in dieser Wissenslandkarte erläutert werden, finden bei solchen Verfahren bislang jedoch noch wenig Beachtung. [GBVW09]
Die Texte dieser Wissenslandkarte beschäftigen sich hauptsächlich mit der Mobilität von Personen. Selbstverständlich besitzt auch der Güterverkehr wichtige soziale und umweltbezogene Aspekte. Diese werden jedoch an anderen Stellen im Forschungsinformationssystem behandelt.
Die Texte dieser Wissenslandkarte beschäftigen sich hauptsächlich mit der Mobilität von Personen. Selbstverständlich besitzt auch der Güterverkehr wichtige soziale und umweltbezogene Aspekte. Diese werden jedoch an anderen Stellen im Forschungsinformationssystem behandelt.