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Anreize zur Verhaltensänderung durch Gamification

Erstellt am: 09.12.2019 | Stand des Wissens: 24.10.2024

Synthesebericht gehört zu:

Ein vielversprechender Ansatz zur spielerischen Verhaltensänderung bilden Gamification- oder Belohnungssysteme. Der Nutzer wird hierbei weder mit Regeln noch Verboten konfrontiert. Der Gamification-Ansatz stammt aus dem Bereich des Spiele-Designs und erweitert Produkte, Dienstleistungen oder Informationssysteme mit Spiel-Design-Elementen, um Nutzer zu motivieren und deren Verhaltensweisen zu beeinflussen. Es handelt sich hierbei weniger um Spiele im eigentlichen Sinne als vielmehr um Anreizkonzepte, die emotionalen Bedürfnisse, wie soziale Interaktion oder das Streben nach Erfolg, fokussieren. Dies geschieht mit Hilfe von Spiel-Design-Mechaniken, wie beispielsweise Punktesystemen oder Trophäen, die die erreichten Ziele des Nutzers würdigen. Werden diese Elemente in Spieldynamiken wie Ranglisten eingebunden, entsteht ein Wettbewerbscharakter, der das Verhalten des Nutzers ins Verhältnis zu anderen Nutzern setzt und somit das Streben nach sozialer Anerkennung befriedigen soll. Weiterhin ist es möglich durch Gruppenaufgaben Nutzer zur Zusammenarbeit zu stimulieren und damit den sozialen Austausch zu fördern [BlLe13]. Gamification kann sowohl als Push-Maßnahme als auch als Pull-Maßnahme genutzt werden. Es kann auf jeden Verkehrsträger angewandt werden und abhängig von der erreichten Verhaltensänderung zu allen drei Zielen (Verkehrsreduktion, Verkehrsverlagerung, Verbesserung der Verkehrsabwicklung) der nachhaltigen Mobilität beitragen.

Zahlreiche Beispiele der vergangenen Jahre bestätigen die Wirksamkeit von Gamification. 2011 organisierten die schwedische Gesellschaft für Verkehrssicherheit in Kooperation mit Volkswagen eine Speed Camera Lottery. Jeder Autofahrer, der sich an das vorgeschriebene Tempolimit hielt, nahm automatisch an der Verlosung der Lotterie teil. Finanziert wurden die Preise von den Bußgeldern der Temposünder [TMF18].
Ein weiteres Beispiel ist die mobile App "Carwings", die entwickelt wurde, um die Fahrer des Elektrofahrzeugs Nissan Leaf zu einer ökologischen Fahrweise und damit höheren Reichweite des Fahrzeugs zu motivieren.
Neben diesen Anwendungen von Gamification, die zu einer nachhaltigeren Nutzung des motorisierten Individualverkehrs (MIV) führen sollen, gibt es auch Gamification-Ansätze, die die Nutzung des Umweltverbundes aufnehmen und dem Nutzer entsprechend Anreize und Belohnungen geben [ETRR22]. Die Gamification Elemente reichen dabei von Zielen und Herausforderungen über Punktesysteme bis hin zu Bestenlisten.
Ansprechperson
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Verkehrsträgerspezifische Maßnahmen und Instrumente des Verkehrsmanagements (Stand des Wissens: 22.10.2024)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?33559
Literatur
[BlLe13] Blohm, Ivo, Leimeister, Jan Marco Gamification - Gestaltung IT-basierter Zusatzdienstleistungen zur otivationsunterstützung und Verhaltensänderung, veröffentlicht in Wirtschaftsinformatik, Sprinker Link, 2013/06/14, Online-Referenz https://link.springer.com/article/10.1007/s11576-013-0368-0
[ETRR22] Wang, W., Gan, H., Wang, X., Lu, H., Huang, Y. Initiatives and challenges in using gamification in transportation: a systematic mapping, veröffentlicht in European Transport Research Review, Ausgabe/Auflage 14, Springer , 2022/09, Online-Referenz doi:10.1186/s12544-022-00567-w
[TMF18] The Medical Futurist (Hrsg.) The Swedish Speed Camera Lottery And Healthy Living, 2018/06/07
Glossar
App
Ist eine Abkürzung für den Fachbegriff Applikation (App) und bezeichnet eine Anwendungssoftware, die für mobile Endgeräte, wie Smartphone oder Tablet-PC entwickelt wurde. Apps können als Zusatzsoftware auf mobilen Endgeräten installiert werden und erweitern dadurch deren Funktionsumfang. Je nach Betriebssystem kann der Nutzer auf eine Vielzahl von mobilen Applikationen auf dem vom Betriebssystem bereitgestellten Marktplatz kostenpflichtig oder kostenlos zugreifen.
Umweltverbund
Unter dem Begriff Umweltverbund wird die Kooperation der umweltfreundlichen Verkehrsmittel verstanden. Hierzu zählen die öffentlichen Verkehrsmittel (Bahn, Bus und Taxis), nicht motorisierte Verkehrsträger (Fußgänger und private oder öffentliche Fahrräder), sowie Carsharing und Mitfahrzentralen. Ziel ist es, Verkehrsteilnehmern zu ermöglichen, ihre Wege innerhalb des Umweltverbunds, anstatt mit dem eigenen Pkw, zurückzulegen. Zunehmend wird der Begriff Mobilitätsverbund genutzt.
Motorisierter Individualverkehr Als motorisierter Individualverkehr (MIV) wird die Nutzung von Pkw und Krafträdern im Personenverkehr bezeichnet. Der MIV, als eine Art des Individualverkehrs (IV), eignet sich besonders für größere Distanzen und alle Arten von Quelle-Ziel-Beziehungen, da dieser zeitlich als auch räumlich eine hohe Verfügbarkeit aufweist. Verkehrsmittel des MIV werden von einer einzelnen Person oder einem beschränkten Personenkreis eingesetzt. Der Nutzer ist bezüglich der Bestimmung von Fahrweg, Ziel und Zeit frei (örtliche, zeitliche Ungebundenheit des MIV).

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?506208

Gedruckt am Sonntag, 23. Februar 2025 09:39:29