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Investitionen in die technische Ausstattung bei allen Beteiligten von Building-Information-Modeling

Erstellt am: 09.08.2019 | Stand des Wissens: 22.11.2023
Synthesebericht gehört zu:

Für die Einführung von Building-Information-Modeling (BIM) müssen bestimmte technische Voraussetzungen bei allen Beteiligten gegeben sein oder geschaffen werden. Dazu gehört zunächst die Ausstattung mit Hard- und Software, die das Erstellen eines digitalen Bauwerkmodells und die weitere Arbeit an diesem ermöglicht.

Die Ausstattung mit Hardware setzt neben leistungsfähigen Computern für jeden einzelnen Anwender auch den Aufbau einer leistungsfähigen Serverstruktur voraus. Es werden Server oder Cloud-Dienste benötigt, die den schnellen Austausch von großen Datenmengen durch mehrere Beteiligte ermöglichen. Bei der Zusammenarbeit von verschiedenen Standorten aus muss der Zugriff auf Server oder Cloud gewährleistet und eine Breitbandinfrastruktur vorhanden sein, die das Kommunizieren mit dem Server und damit mit allen anderen Beteiligten möglichst in Echtzeit sicherstellt.

Die benötigte Software ist sehr variabel, da je nach Planungs- und Ausführungsaufgaben, die ein Unternehmen übernimmt, verschiedene Anwendungen auszuführen sind. Die Softwareprodukte sollten möglichst eine Schnittstelle bieten, die das Zusammenarbeiten mit anderen und das Implementieren verschiedener Modellbestandteile zulässt [BoKö15].

Um in der Software diese neue Form der Zusammenarbeit und die Sicherstellung der Schnittstellen zu gewährleisten, hat sich seit 1997 der offene Standard Industry Foundation Classes (IFC) etabliert, der 2019 in der Version IFC 4 vorliegt und als grundlegende Schnittstelle in zahlreichen BIM-Software-Anwendungen zum Einsatz kommt. Durch die Definition des IFC- Standards in der ISO-Norm 16739 erhielt er auch für Bauprojekte und die Kommunikation mit öffentlichen Auftraggebern große Bedeutung [BlKoSc14; DeMuSc].

Für die Umstellung von Unternehmen auf die Anwendung von BIM empfiehlt der BIM-Leitfaden für Deutschland das Vorgehen in drei Schritten [EgHa13]. Im ersten Schritt sind die Grundlagen für BIM im Unternehmen zu definieren. Dies beinhaltet die Festlegung einer BIM-Strategie, die das Geschäftsmodell, die Größe und die technische Ausstattung des Unternehmens berücksichtigt. Auch sind das Potenzial und die Defizite, die mit der Einführung von BIM einhergehen, zu analysieren. Mit Schulungen und Gesprächen ist bei den Mitarbeitern in dieser ersten Phase ein grundlegendes Verständnis und Akzeptanz für die neuen Prozesse zu schaffen.

Im zweiten Schritt beginnt die Umsetzung der Strategie. Einerseits ist die technische Ausstattung sicherzustellen und unter Umständen zu beschaffen. Andererseits ist der Aufbau von Wissen und Anwenderfähigkeiten beim Personal in diesem Schritt einzuführen. Dabei sind Austausch und die Teilnahme an Workshops ebenso notwendig wie der Einsatz eines sogenannten BIM-Champions. Eine oder mehrere Personen sind dann für BIM zuständig und in der Folge als erste Anwender, quasi als Pioniere zum Sammeln von Erfahrungen, tätig. Ein erstes Projekt wird in diesem Schritt unter Anwendung von BIM bearbeitet, um daraus Erkenntnisse über eventuellen Schulungs- oder Ausstattungsbedarf zu gewinnen.

Im dritten Schritt beginnen schrittweise alle weiteren Mitarbeiter mit der Arbeit mit BIM, sammeln Erfahrungen und wirken an der abschließenden Verbesserung der Umsetzung mit. Neben der Dokumentation gewonnener Erkenntnisse und entwickelter Lösungen beginnt in diesem Schritt auch der Aufbau von Bauteilbibliotheken und Standards sowie die Kommunikation der BIM-Resultate nach außen an Auftraggeber, Partner und Nachunternehmen [EgHa13]. Es wird deutlich, dass in der Umstellungsphase die alte und neue technische Ausstattung zunächst parallel zu betreiben ist und Kosten für beide anfallen.

Auch für kleine und mittlere Unternehmen, die einen großen Anteil an der deutschen Bauwirtschaft ausmachen [Stat18h], wird die Einführung von BIM von Bedeutung sein. Dies ergibt sich einerseits aufgrund des Wettbewerbs mit internationalen sowie großen nationalen Unternehmen und andererseits durch die Übernahme von Unteraufträgen, welche die Implementierung von BIM erforderlich machen [HaLi16a].

Die Einführung von BIM bietet somit in seinen unterschiedlichen Ausprägungen auch Chancen für die kleinen und mittleren Unternehmen. Beispielsweise wäre ein kleines Planungsbüro in der Lage eine explizite Planungsaufgabe mit little-open-BIM auszuführen und aufgrund der Schnittstelle für weitere Planungsaufgaben anderen zur Verfügung zu stellen. Jedoch sind hierfür zunächst Investitionen in die entsprechende Ausstattung zu tätigen, was auf Vorbehalte gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen stößt, die das Investitionsrisiko nicht tragen können oder wollen. Obwohl Möglichkeiten existieren, den Investitionsbedarf zu begrenzen. So ist es nicht zwingend notwendig, dass jedes einzelne kleine Unternehmen über eine komplette Softwarelösung verfügt. Auch die Möglichkeit der schrittweisen Einführung verschiedener Planungsinstrumente und die Verfügbarkeit unterschiedlicher Software mit kompatibler Schnittstelle senken die Investitionskosten zu einem bestimmten Zeitpunkt. Ebenso muss die benötigte Server- oder Cloud-Infrastruktur nicht zwingend selbst vorgehalten werden, sondern kann durch externe Dienstleister gewährleistet oder durch ein großes am Projekt beteiligtes Unternehmen vorgehalten werden [BoKö15].
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Effizientere Fahrwege mittels Bauwerksdatenmodellierung und Anwendung der Methode des Building-Information-Modeling (Stand des Wissens: 11.11.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?502813
Literatur
[BlKoSc14] Blickle, A., Konstantinos, K., Scherer, R.J. Multimodelle in der Baustellenplanung und Baustellensimulation, veröffentlicht in Informationssysteme im Bauwesen 2 - Anwendungen, Springer / Berlin, Heildeberg, 2014
[BoKö15] Borrmann, A., König, M., Koch, C., Beetz, J. Building Information Modeling - Technologische Grundlagen und industrielle Praxis, Springer Vieweg/Wiesbaden, 2015
[DeMuSc] Demharter, J., Muntziger, H.-D., Scherer, R.J. Multimodellbasierte Ausschreibung und Vergabe von Bauleistungen, veröffentlicht in Informationssysteme im Bauwesen 2 - Anwendungen, Springer / Heildeberg, Berlin, 2014
[EgHa13] Egger, M., Hausknecht, K., Liebich, T., Przybylo, J. BIM-Leitfaden für Deutschland - Information und Ratgeber, Bonn, 2013
[HaLi16a] Hausknecht, Kerstin, Liebich, Thomas BIM-Kompendium - Building Information Modeling als neue Planungsmethode, Fraunhofer IRB Verlag / Stuttgart, 2016
[Stat18h] Statistisches Bundesamt (Hrsg.) Kleine und mittlere Unternehmen erzielten rund 84 % des Umsatzes im Bau- und Gastgewerbe, 2018
Glossar
Geschäftsmodell
Ein Geschäftsmodell besteht allgemein aus den drei Hauptkomponenten Nutzenversprechen (value proposition), Architektur der Wertschöpfung und Ertragsmodell.
Cloud In der Informations- und Kommunikationsiwrtschaft wird das Internet oftmals als Wolke (Cloud) dargestellt. Von der Cloud oder dem Cloud-Computing wird daher gesprochen, wenn Daten und Anwendungen in entfernten Rechenzentren gespeichert werden, die nicht auf dem lokalen Arbeitsplatzcomputer oder Server installiert sind. Der Nutzer kann bei Bedarf jederzeit und von überall aus über ein Telekommunikationsnetz  beziehungsweise das Internet auf Daten zugreifen, das diese konfigurierbaren Rechnerressourcen, wie Netze, Server, Speichersysteme, Anwendungen und Dienste mit entsprechenden Zugriffsrechten bereitstellt.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?502593

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 11:08:08