Forschungsinformationssystem des BMVI

zurück Zur Startseite FIS

Verkehrs- und Umweltwirkungen automatisierten und vernetzten Fahrens im Straßenverkehr

Erstellt am: 08.08.2019 | Stand des Wissens: 16.02.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch

Die Vernetzung und die Automatisierung von Fahrzeugen sind neben der Elektromobilität zwei entscheidende Säulen der Mobilitätswende [Kage17]. Die Einführung automatisierter und vernetzter Fahrzeuge (AVF) verspricht, das Fahren sicherer, komfortabler und zeitsparender zu machen. Weiterhin könnten durch automatisierte Fahrzeuge bestehende Infrastrukturen besser ausgenutzt, Verkehrsflüsse vergleichmäßigt und der Energiebedarf von Fahrzeugen gesenkt werden [MivA17].

Darüber hinaus haben automatisierte Fahrzeuge weitreichende indirekte Implikationen. Automatisierte Fahrzeuge erleichtern den Zugang zu Mobilität [Kage17], beispielsweise für minderjährige Personen. Aufgrund des erleichterten Zugangs zu Mobilität könnten automatisierte Fahrzeuge den öffentlichen Nahverkehr ergänzen oder mit diesem in Konkurrenz treten. Insbesondere im Hinblick auf die Einbettung von automatisierten Fahrzeugen in neue Mobilitätskonzepte, wie das Carsharing, stellt sich die Frage, ob automatisierte Fahrzeuge zu Rebound-Effekten führen könnten [MivA17].

Die Nachfrage nach automatisierten Fahrzeugen wird sich stark für privat und kommerziell genutzte Fahrzeuge unterscheiden. Beispielsweise ist eine höhere Zahlungsbereitschaft für kommerziell genutzte Fahrzeuge zu erwarten, da Personalkosten für Fahrer eingespart werden könnten. Entsprechend müssten neben Pkws auch leichte und schwere Nutzfahrzeuge sowie Busse in die Betrachtung der Umweltwirkungen von automatisierten und vernetzten Fahrzeugen einbezogen werden.

In wissenschaftlichen Studien sowie Feldtests, wie in den Projekten AdaptIVe, AMITRAN oder euroFOT, werden vor allem die Verkehrssicherheit und die Verkehrseffizienz von automatisierten und vernetzten Fahrzeugen untersucht. Diese Analysen umfassen wichtige Teilbereiche dieser Technologie. Das Potenzial automatisierter und vernetzter Fahrzeuge, Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors zu senken, ist jedoch sowohl von direkten Effekten als auch von indirekten Effekten, wie möglichen Rebound-Effekten, abhängig. Eine entsprechende Technikfolgenabschätzung des automatisierten und vernetzten Fahrens muss daher aus einer systemischen Sicht erfolgen, um den Beitrag dieser Technologie zur Erreichung der ambitionierten Klimaschutzziele der Bundesregierung zu bewerten.
Ansprechpartner
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Verkehrs- und Umweltwirkungen des automatisierten und vernetzten Fahrens im Straßenverkehr (Stand des Wissens: 16.02.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?503150
Literatur
[Kage17] Henning Kagermann Die Mobilitätswende: Die Zukunft der Mobilität ist elektrisch, vernetzt und automatisiert, veröffentlicht in CSR und Digitalisierung. Management-Reihe Corporate Social Responsibility, Springer-Gabler, Berlin, 2017
[MivA17] Dimitris Milakis, Bart van Arem , Bert van Wee Policy and society related implications of automated driving: A review of literature and directions for future research, veröffentlicht in Journal of Intelligent Transportation Systems, Ausgabe/Auflage Volume 21, No. 4, 2017
Glossar
Carsharing
Der Begriff CarSharing stammt aus dem Englischen (car= Auto, to share= teilen) und kann sinngemäß mit der Bedeutung "Auto teilen" übersetzt werden. Er beschreibt die organisierte, gemeinschaftliche Nutzung von Kraftfahrzeugen, die meist von Unternehmen gegen Gebühr bereitgestellt werden.
Durch einen Rahmenvertrag oder eine Vereinsmitgliedschaft erhalten Kunden flexiblen Zugriff auf alle Kfz eines Anbieters. Die Fahrzeuge können über eine Webseite oder über eine Smartphone-App gebucht werden. Geöffnet werden sie in der Regel mit Hilfe von Chipkarten oder durch einen über die Smartphone-App vermittelten Zugangscode .
Bei dem System des stationsbasierten CarSharing stehen die Fahrzeuge auf reservierten Stellplätzen und werden nach der Nutzung auch wieder dorthin zurückgebracht. Ein anderes Modell ist das free-floating CarSharing. Hier stehen die Fahrzeuge in einem definierten Operationsgebiert verteilt. Sie können per Smartphone geortet werden und nach der Nutzung auf einem beliebigen Stellplatz innerhalb des Operationsgebiets zurückgegeben werden.
Elektromobilität
Die Elektrifizierung der Antriebe durch Batterie- und Brennstoffzellentechnologien. Im Kontext des "Nationalen Entwicklungsplans Elektromobilität" wird der Begriff auf den Straßenverkehr begrenzt. Hierbei handelt es sich insbesondere um Personenkraftwagen (Pkw) und leichte Nutzfahrzeuge, ebenso werden aber auch Zweiräder (Elektroroller, Elektrofahrräder) und Leichtfahrzeuge einbezogen.
Mobilitätswende
Mit der Mobilitätswende soll der Endenergieverbrauch des Verkehrssektors gesenkt werden, ohne dass die Mobilität der Menschen eingeschränkt wird. Diesem Ziel folgend, versucht man mit der Mobilitätswende Verkehr zu vermeiden (zum Beispiel durch stadtplanerische Maßnahmen), auf emissionsfreie und emissionsarme Fortbewegungsmittel zu verlagern (zum Beispiel auf den öffentlichen Verkehr) und effizienter abzuwickeln (zum Beispiel durch verkehrssteuernde Maßnahmen).
Verkehrseffizienz
Beurteilungskriterium, welches beschreibt, inwieweit verkehrliche Maßnahmen, wie beispielsweise Ersparnisse in Fahrzeit, Spritverbrauch und Abgasausstoß, dass vorgegebene Ziel in einer bestimmten Art und Weise erfüllen

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?502525

Gedruckt am Donnerstag, 25. April 2024 22:50:29