Forschungsinformationssystem des BMVI

zurück Zur Startseite FIS

Einsatzbereiche von Radschnellwegen

Erstellt am: 27.05.2019 | Stand des Wissens: 14.12.2023
Synthesebericht gehört zu:

Radschnellverbindungen stellen hochwertige Verkehrsanlagen dar, die für den Einsatz im Alltagsverkehr ausgelegt sind und eine breite Vielfalt möglicher Einsatzbereiche aufweisen. Aufgrund der nachfrageorientierten Planung von Radschnellwegen liegen die Einsatzbereiche einerseits in dichten Ballungsräumen und Agglomerationen.
Starke zwischengemeindliche Verflechtungen sind andererseits ein wesentlicher Erfolgsfaktor für überörtliche Radschnellverbindungen. Gleichzeitig stärken beziehungsweise induzieren Radschnellverbindungen auch zwischengemeindliche Verflechtungen. Durch den hohen Investitionsaufwand sollen entsprechend hohe Radverkehrsnachfragen realisiert werden.
Ebenso im innerstädtischen Kontext haben Radschnellverbindungen ihre Bedeutung. Gerade in dichten Metropolen und Großstädten existiert auf der einen Seite ein hohes Nachfragepotenzial. Allerdings bestehen aufgrund der beengten Platzverhältnisse in Städten und dem hohen Flächenbedarf für anforderungsgerecht gestaltete Radschnellverbindungen innerstädtisch auf der anderen Seite große Herausforderungen. Umwidmungspotenzial bieten insbesondere Flächen des fließenden sowie des ruhenden MIV an.
Weiterhin gibt es auch in mittelgroßen Städten, insbesondere in Gebieten mit bereits aktuell höheren Radverkehrsaufkommen, beispielsweise durch die Verflechtung mit Nachbarorten, geeignete Situationen für die Anlage von Radschnellverbindungen. Ebenso zeigen häufig auch Gebiete oder auch Korridore mit starken und staugefährdeten Pendlerstrecken günstige Einsatzbedingungen für hochwertige Radverkehrsinfrastrukturen [FGSV14a].
Aufgrund der vielfältigen Einsatzbereiche ergeben sich für Radschnellverbindungen konkrete Einsatzkriterien und Mindestanforderungen. Diese sollten beachtet werden, um die Potenziale im Alltagsverkehr hinreichend erschließen zu können und damit eine Mindestanzahl an Verkehrsnachfrage von Radfahrenden zu generieren. Aufgrund der vergleichsweise hohen Investitionskosten gegenüber konventionellen Radverkehrsanlagen von Radschnellverbindungen erfolgt statt einer traditionellen Angebotsplanung für den Radverkehr eine nachfrageorientierte Planung. Daher hat für Radschnellverbindungen das Instrument der Potenzialanalyse eine besonders hohe Relevanz.
Entsprechend der unterschiedlichen Netzbedeutung und Verbindungsfunktion resultieren die nachstehend dargestellten unterschiedlichen Einsatzbereiche für Radschnellverbindungen. Radschnellverbindungen sind demnach als innerstädtische Verbindungen (beispielsweise zur Verbindung von Stadtteilzentren), Verbindungen benachbarter Zentren (zum Beispiel Oberzentrum und Mittelzentrum), als "Perlenschnur" als Verbindung mehrerer Städte beziehungsweise Stadtteilzentren mit zentraler Funktion oder als Stadt-Umland-Verbindung (Anbindung unterschiedlicher Standorte wie Vororte und Stadtteile mit entsprechender Konzentration von Wohnungen und Arbeitsplätzen) denkbar. Abbildung 1 illustriert dazu die typischen Einsatzbereiche in Abhängigkeit unterschiedlicher raumstruktureller Gegebenheiten.
Die Netzanbindung einer Radschnellverbindung erfolgt im Grundsatz an die hierarchisch nachgeordneten Hauptverbindungen des Radverkehrs. Bei Überlegungen zu möglichen Radschnellverbindungen werden häufig bereits im Netz vorhandene Hauptrouten des Radverkehrs als ausbaufähige Verbindungen herangezogen.
499124_Typische Einsatzbereiche.pngAbbildung 1: Typische Einsatzbereiche beziehungsweise -situationen von Radschnellverbindungen [FGSV14a]
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Einsatz von Radschnellwegen (Stand des Wissens: 14.12.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?499833
Literatur
[FGSV14a] Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e.V. (Hrsg.) Arbeitspapier Einsatz und Gestaltung von Radschnellverbindungen [FGSV-Nr. 284/1], FGSV Verlag GmbH 50999 Köln Wesselinger Straße 17, 2014, ISBN/ISSN ISBN 978-3-86446-082-1
Glossar
Motorisierter Individualverkehr Als motorisierter Individualverkehr (MIV) wird die Nutzung von Pkw und Krafträdern im Personenverkehr bezeichnet. Der MIV, als eine Art des Individualverkehrs (IV), eignet sich besonders für größere Distanzen und alle Arten von Quelle-Ziel-Beziehungen, da dieser zeitlich als auch räumlich eine hohe Verfügbarkeit aufweist. Verkehrsmittel des MIV werden von einer einzelnen Person oder einem beschränkten Personenkreis eingesetzt. Der Nutzer ist bezüglich der Bestimmung von Fahrweg, Ziel und Zeit frei (örtliche, zeitliche Ungebundenheit des MIV).

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?499124

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 14:57:53