Wirkungen der flexiblen und alternativen Bedienformen im ländlichen Raum
Erstellt am: 11.03.2019 | Stand des Wissens: 03.08.2023
Synthesebericht gehört zu:
Die Untersuchung der flexiblen Bedienformen anhand von Praxisbeispielen hat gezeigt, dass in Abhängigkeit der vorhandenen Raum-, Siedlungs- und Infrastruktur einer Region sich flexible Bedienformen jeweils gut oder weniger gut eignen. [BBR10, S. 483] Weiterhin fällt auf, dass die flexible Bedienung in der Regel nicht die bestehenden traditionellen Angebote ersetzt, sondern nur ergänzt, wodurch zusätzliche Kosten entstehen. Darüber hinaus bleibt das für den ländlichen Raum bereits thematisierte Grundproblem der geringen Nachfragedichte und der schwierigen Bündelungsfähigkeit auch für flexible Bedienformen bestehen. [Schi14a, S. 2] Der Bezuschussungsbedarf durch die Kommune ist demzufolge gerade in sehr dünn besiedelten Räumen mit geringen Besetzungsgrad sehr hoch. Zudem weisen flexible Bedienformen aufgrund des geringen Besetzungsgrades, der sich oft nicht vom motorisierten Individualverkehr unterscheidet, in ökologischer Sicht keine Vorteile auf. [Küpp11, S. 161] Weitere Kritikpunkte beziehen sich beispielsweise auf Zugangsbarrieren, die durch die Anmeldung entstehen und auf die geringe Bündelungsfähigkeit der Nachfrage. Diese Nachteile werden mindern das Potenzial flexibler Bedienformen stark und sorgen für eine wachsende Skepsis gegenüber diesen Maßnahmen. [Küpp11, S. 162] Daher sind Akteure ländlicher Mobilität weiterhin aufgefordert, die Wirtschaftlichkeit ihrer Angebote einerseits durch das Akquirieren zusätzliche Fahrgäste und andererseits durch die Weiterentwicklung von Angebotsformen und Organisationsformen zu verbessern. [Schi14a, S. 2]
Jedoch auch die dazu vorgestellten alternativen Bedienformen zeigen, wie auch die flexiblen Bedienformen, jeweils spezifische Stärken und Schwächen auf. Ebenso kämpfen diese mit den traditionellen Grundproblemen des ländlichen Raums wie der geringen Nachfragedichte und der schwierigen Bündelungsfähigkeit, wodurch die Konzepte nur in den seltensten Fällen eigenwirtschaftlich betrieben werden können. Das ehrenamtliche Engagement kann zwar Kosten reduzieren, jedoch besteht auch hier meist die Notwendigkeit der Bezuschussung (ersichtlich am Beispiel der Bürgerbusse).
So stellen auch die alternativen Bedienformen keine Ideal- und Allgemeinlösung dar. Anzumerken ist jedoch, dass dies (besonders in ehrenamtlich gestalteten Bedienformen) auch nicht primäres Ziel ist, sondern diese lediglich ergänzend zum Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) fungieren wollen. Ein Beitrag zum Erhalt der Mobilität kann diesen Bedienformen jedoch durchaus zugesprochen werden.
Darüber hinaus kann die entstandene Vielfalt an Bedienformen und deren Erfahrung in der Erprobung dazu genutzt werden, um Angebote und Angebotskombinationen auf lokale Gegebenheiten zuzuschneiden. [Küpp11, S. 16] Zudem besteht die Lösung des Mobilitätsproblems im ländlichen Raum, wie bereits vielfacht verdeutlicht, nicht in der Realisierung einer Maßnahme, sondern vielmehr aus der Realisierung von Kombinationen von traditionellen, flexiblen und alternativen Angeboten, die vernetzt und aufeinander abgestimmt sind. Durch diese Logik kann sich ein abgestuftes System entwickeln [Küpp11, S. 165 f.]: Regionalbahnen verkehren im Umland von größeren Städten und auf Hauptverkehrsachsen zwischen ihnen, Richtungsbandbetrieb existiert im Sektor zwischen den Verkehrsachsen im Umland größerer Städte, Ortsbussysteme bedienen die Mittel- und Kleinstädte, Regionalbuslinien dienen zur Anbindung der Grundzentren an die Mittelzentren mit Erweiterung als Bedarfslinie, Rufbusse fahren im Flächenbetrieb zur Anbindung ans nächste Grundzentrum sowie alternative Mobilitätsangebote in sehr dünn besiedelten Räumen.
Trotz dieser Lösungsansätze ist davon auszugehen, dass die Lücken in Angebot und Qualität des ÖPNV größer werden. [Küpp11, S. 166] Daher besteht weiterer Forschungs- und Erprobungsbedarf, um den Bedürfnissen der auf dem Land lebenden Bevölkerungsschichten gerecht zu werden und zugleich die Herausforderung der Finanzierung gewachsen zu sein. Eine zentrale Rolle für das Leben im ländlichen Raum wird allgemeinen Trends wie die Digitalisierung und Automatisierung einnehmen. Auch die Verbreitung der Konzepte wie beispielsweise Homeoffice oder E-Learning werden Teilen der Bevölkerung in ländlichen Räumen neue Möglichkeiten eröffnen.